Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
Vom Netzwerk:
hinter uns.«
    »Außer die Comtesse.«
    »Wir hätten es nicht so weit kommen lassen sollen. Wir hätten der Oberin schon in unserem Gespräch sagen sollen, dass wir nicht eintreten, dann…«
    »Was dann?« Indie zieht mir das Top über den Kopf, als wäre ich ein kleines Kind, dem man beim Anziehen helfen muss. »Glaubst du, sie hätte dann gesagt: Ach so. Na dann. Dann gebe ich euch meine besten Hüterinnen eben so. Macht ja nichts. Wir sind schließlich in einem freien Land, jeder kann hier tun und lassen, was er will.«
    »Hör auf mit dem Quatsch.« Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln.
    »Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie wir das mit der Oberin geregelt hätten. Bei einer schönen Tasse Milchkaffee unten im Dorf. Mensch, Dawna.« Sie geht vor mir in die Hocke und stützt sich auf meinen Knien ab. »Das war doch von Anfang an klar, dass wir nach ihren Regeln tanzen müssen. Warum, glaubst du, wollte Granny nicht zurück? Die kannte den Laden doch.«
    Behutsam reicht sie mir den Pullover und wischt mir mit einem Zipfel davon die Tränen aus den Augenwinkeln.
    »Granny hätte das nicht gewollt«, sagt sie, »sie hätte doch nicht gewollt, dass wir hier klein beigeben. Hey. Wir sind die Spencers. Wir haben schon immer das gemacht, was wir für richtig halten.«
    Sie imitiert den Tonfall der Oberin, doch auch damit bringt sie mich nicht zum Lächeln.
    »Wir haben sie bloßgestellt«, flüstere ich, »vor allen anderen haben wir die Oberin brüskiert. Ich habe das getan.«
    »Na und? Du hast dich eben nicht von ihr plattmachen lassen, so wie sie es gewohnt ist. Sie und ihre Enkelinnen sind doch die Pest. Gerade recht, dass ihr mal einer die Meinung geigt. Wirklich, Dawna. Dann steht sie jetzt eben mal in ihrem Kämmerchen und föhnt sich die Achselhaare trocken …«
    Ein leises Klopfen lässt uns verstummen. Mum. Auch sie trägt nicht mehr das Gewand der Hüterinnen. Sie schließt die Tür, und als ihr Blick auf mich fällt, breche ich in Tränen aus. Die gesamte Anspannung der letzten Tage scheint sich in meiner Brust zu sammeln. Ich schlage meine Hände vors Gesicht.
    »Sie haben dich auch rausgeworfen!«
    Das alles tut mir so unendlich leid. Meinetwegen muss Mum nun auch den Orden verlassen. Meinetwegen ist alles verloren, was sie sich aufgebaut hat.
    Ich spüre Mums Hände auf meinem Scheitel.
    »Schhhh«, sagt sie, »schhhh… Habt ihr fertig gepackt?«
    »Haben wir.«
    Ich höre, wie Indie die Reisetasche mit einem Ruck zuzieht.
    »Ihr habt eine Entscheidung gefällt, das war richtig so«, sagt sie sanft, ohne mich loszulassen. »Und so schwer es für mich ist, hier wegzugehen, ich komme mit euch. Es ist nun keine Zeit, diese Entscheidung zu bereuen. Jetzt müssen wir danach handeln. Die Comtesse wartet im Auto. Lasst uns Emma holen.«
    Die Gänge sind leer, als würden sich alle Hüterinnen von uns fernhalten wollen. Keine Stimmen sind zu hören. Nichts. Ich erhasche einen Blick in den Innenhof, und dort, wo sonst immer mehrere Hüterinnen beschäftigt sind, herrscht gähnende Leere. Unsere Schritte hallen in dieser Leere. Mittlerweile finde ich mich im Kloster zurecht. Wir kommen an die Abzweigung zur Krankenstation. Dort halte ich Mum und Indie zurück.
    »Wir treffen uns am Auto«, sage ich, »ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Ich wende mich nach links und eile in Richtung des Trakts, den die Oberin bewohnt. Auch wenn ich diese Entscheidung getroffen habe, kann doch noch nicht alles vorbei sein. Sie können uns an diesem Tag nicht alleine lassen. Dieses Risiko ist zu hoch. Sie können nicht zulassen, dass wir alleine gegen Azrael kämpfen. Bis zu diesem Punkt müssen sie uns unterstützen. Es muss einen Mittelweg für uns alle geben. Ich beginne zu laufen. Kat und Miss Anderson. Sie sind uns verbunden. Die Zeit, die sie uns ausgebildet haben, kann man nicht einfach vergessen. Zumindest sie werden mit uns kommen und uns helfen. Ich erreiche die erste Türe, an der uns die jüngere Hüterin empfangen hat. Kurz halte ich inne und warte, bis sich mein Atem beruhigt hat.
    Dorrotya und Haynalka, denke ich, sie wissen, wie stark wir sind. Vielleicht kann man auch sie überzeugen …
    Meine Hand liegt an der Klinke. Das Zeichen der Hüterinnen scheint sich aufzuheizen. Welchen Sinn macht es, dass wir zu ihnen gehören, aber nicht auf ihre Unterstützung zählen können? Ich drücke die Klinke nach unten. Der Gang mit den Teppichen empfängt mich, diesmal abweisend und kalt. Keine Kerzen

Weitere Kostenlose Bücher