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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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vorbeizukommen.
    Ich setze mich auf die Pritsche und lege mir die Hände in den Schoß. Ich kann meinen Atem vor mir schweben sehen und den Schutzkreis, der um mich herumwabert, sich mit der Feuchtigkeit vermischt und sich in immer neue Formen verändert. Die Pritsche ist hart, aber ich fühle mich seltsam geborgen, und wenn ich die Augen schließe, kann ich Stimmen miteinander wispern hören.
    »Wir dürfen das nicht tun, Cheb«, höre ich. Ich kenne diese Stimme. Sie stößt etwas in meinem Herzen an. Sie ist mir so vertraut, dass es wehtut.
    »Cheb«, höre ich, »Cheb, mein Liebster.«
    Die Stimme ist so unendlich traurig, dass ich die Augen abrupt aufreiße, nur, damit sie verstummt. Ich streiche mit den Händen über den zerschlissenen Stoff der Matratze. Er fühlt sich rau und klamm an. Cheb. Ist das Mileys Großvater? Aber wem gehört die Stimme? Wie lange hängt sie hier schon zwischen den Balken? Voller Sehnsucht und Trauer. Sie klingt so jung. Jung und verzweifelt und für einen kurzen Augenblick denke ich, es ist meine eigene Stimme, die nach ihrem Liebsten ruft. Nicht Cheb höre ich, sondern Miley. Dann spüre ich mit meinen Fingern eine kleine Kante unter dem Stoff. Als hätte jemand etwas dazwischengeschoben. Ein Papier vielleicht. Ich taste, bis ich einen Riss im Stoff finde, und schiebe vorsichtig meine Hand hinein. Als ich sie wieder hinausziehe, halte ich ein Bild zwischen den Fingern. Die gleiche Schwarz-Weiß-Aufnahme, wie wir sie in Grannys Erinnerungskiste gefunden hatten. Das Bild von Granny und dem Jungen, der aussieht wie Miley. Es kann nur Mileys Großvater sein.
    Ich halte das Bild in den Händen und starre mit brennenden Augen darauf. Meine Gedanken überschlagen sich. Also doch. Also waren sie doch ein Paar. Und sie haben sich hier getroffen. Ich sehe in Grannys Gesicht. Sie ist so jung. Sie muss auf dem Bild genauso alt wie ich sein. Sie wirkt ernst. War Emma zu diesem Zeitpunkt schon tot? Warum sind sie und Mileys Großvater schwarz gekleidet? Ist es ein Bild von Emmas Beerdigung? Ich drehe es um.
    Cheb, steht da, nun bist du mein einziges Licht. August 1958.
    Ist Emma im August gestorben? Mein Herz klopft so laut, dass ich nicht höre, wie sich die Tür des Bootshauses öffnet. Ich hebe erst meinen Blick, als Miley direkt vor mir steht. Sein Haar ist zerzaust, er sieht aus, als wäre er den ganzen Weg gelaufen, und an seinen Stiefeln und der Jeans klebt Schnee.
    »Du hast es geschafft«, sage ich, »ich wusste es.«
    Miley grinst mich an. Er klopft seine Stiefel ab und schlägt die Tür zu. Wie immer macht er mich unsicher und aufgeregt zugleich. Ich habe plötzlich Angst, dass er nur gekommen ist, um mir zu sagen, dass er mich nicht mehr will. Mich nicht mehr sehen will und eine atemlose Sekunde verstreicht.
    »Ich hatte Angst, dass du meine Nachricht nicht findest«, sage ich dann. Meine Stimme ist rau, als hätte ich schon tagelang nicht mehr gesprochen.
    »Ich hab gesehen, wie du mit Nawal geredet hast.« Miley setzt sich neben mich, befangen sehen wir uns an. Jetzt, da wir endlich alleine sind.
    Sofort hüllt mich sein Geruch ein, sein Geruch, der mich an den Sommer, den Staub in der Wüste und die gleißende Sonne über Whistling Wing denken lässt. Diese endlosen Sommer. Wie ich mich danach sehne.
    »Ich hatte Angst, dass Kalo meinen Zettel findet.«
    »Kalo sieht auch nicht alles«, sagt Miley und zieht mich an sich.
    Jetzt habe ich keine Angst mehr. Unsere Körper verschmelzen, aber ich lege meinen Kopf in den Nacken, damit ich ihn ansehen kann. Die Grübchen auf seinen Wangen, die geschwungenen, vollen Lippen und das Haar, das ihm zerzaust in die Stirn hängt. Sind seine Augen dunkler geworden. Ernster? Erwachsener? Ich würde ihn gerne so vieles fragen. So vieles.
    »Du hast mich vermisst«, flüstert er und ich nicke.
    Zwischen uns tanzt das bläuliche Licht. Ich löse den linken Arm von Mileys Brust und ziehe das Licht um uns beide herum, bis wir davon vollkommen umschlossen sind. Es schützt nun ihn und mich. Ich bin mir sicher, dass niemand hierherkommen wird. Niemand wird uns stören.
    »Dusk hat gesagt, sie bringen dich fort.«
    Miley zieht mich noch enger an sich. Ich spüre seinen Atem an meiner Schläfe, seine Lippen und seine Hände fordernd unter meiner Jacke.
    »Wohin?«, frage ich.
    »Lass uns darüber nicht nachdenken«, sagt er und ich höre Unwillen in seiner Stimme, »nicht jetzt, Dawna.«
    Unwillen, weil ich Dusk genannt habe? Er streift den Parka von

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