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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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hinauf zu den Sternen spiegeln. Irgendwo schlug eine Uhr elf Mal und ich wurde langsam unruhig. Ich musste los.
    Miss Anderson musste bemerkt haben, dass die Engel sich mehr und mehr aus meinem Bewusstsein zurückzogen. Als würden sie nicht wirklich existieren. Als wären sie für immer ins Motel gebannt, und wenn wir das Motel meiden, meiden wir auch die Engel. Das ist natürlich Quatsch. Bullshit, würde Indie sagen.
    »Diese Zeit bedeutet nur Aufschub«, hatte sie betont, »die Dunklen sind genauso gefährlich wie eh und je. Und sobald Samael einen Körper hat, sobald Indies Geburtstag …«
    Sie hatte nicht weitergesprochen, sondern auf einen Punkt hinter meinem Kopf gestarrt, und als ich ihrem Blick folgte, sah ich sie dort ihre Kreise ziehen. Die schwarzen Engel. Es musste die Stelle genau über dem Motel sein, sie hoben sich dunkel gegen den sternenklaren Nachthimmel ab. Selbst aus der Ferne sahen sie groß und drohend aus. Die Bewegungen ihrer Flügel waren langsam, stellenweise bewegten sie sich gar nicht, sondern glitten nur in immer größer werdenden Spiralen durch die Luft.
    Was bedeutet das, wollte ich sagen, warum verlassen sie Samael und Lilli-Thi? Müssen sie ihn nicht schützen?
    Doch meine Augen ließen ihre Gestalten nicht los und mich fröstelte. Waren sie größer geworden? Waren sie gar keine Vögel mehr?
    »Es dauert nicht mehr lange«, hatte Miss Anderson geflüstert.
    »Und dann«, hatte ich gedrängt und gespürt, wie der Schweiß auf meinem Rücken kalt wurde, »was wird dann sein?«
    »Lauf nach Hause, Dawna«, war ihre ausweichende Antwort gewesen.
    Auf dem Weg nach Hause war mir klar geworden, dass sie mir nicht antworten wollte. Und mir war klar geworden, dass mir der Grund dafür nicht gefallen würde.
    Ich öffne meinen Kleiderschrank und starre unentschlossen hinein. Seit wir hier sind, habe ich nichts anderes mehr getragen als Jeans und Sweatshirts. Oder Trainingsklamotten. Hatte es tatsächlich eine Zeit vorher gegeben? Eine Zeit, in der ich abends ausging? In Discos herumstand und mich von irgendwelchen Typen bequatschen ließ? Das muss ein anderes Leben gewesen sein. Ich sehne mich nicht dorthin zurück, denn auch dort war nichts als Einsamkeit in meinem Herzen gewesen. Aber ich sehne mich danach zurück, nichts zu wissen. Nicht zu wissen, wer wir waren und welche Last wir auf unseren Schultern trugen.
    Entschlossen ziehe ich eine schwarze, enge Jeans heraus. Langweilig, denke ich. Ein schwarzes Top mit Pailletten. Ich ziehe die Jeans und das Top an. Nicht schlecht, denke ich und drehe mich vor dem Spiegel einmal um mich selbst. Dann ziehe ich die Jeans wieder aus, nehme die Schere, die auf dem Spiegeltisch liegt, und mache einen großen Schnitt knapp unter meinem Po in den Jeansstoff. Mit einem Ruck reiße ich den Stoff ab. Viel besser. Ich ziehe eine schwarze Strumpfhose an und die Hotpants darüber, dann drehe mich noch einmal und ein zufriedenes Lächeln fliegt über mein Gesicht.
    Eine Weile muss ich suchen, bis ich in unserem Schrank meine Kosmetiktasche finde. Seit wir hier sind, habe ich die nicht mehr gebraucht. In Welby, ja. Da bin ich manchmal mit Mädchen aus der High-school losgezogen. Manchmal, wenn Indie abends vor dem Fernseher saß oder ich das zumindest dachte und Mum chattete. Ich schütte die Tasche auf dem Spiegeltisch aus und nehme eine Puderdose in die Hand. Viel zu hell, habe ich mir damals gedacht, als ich das Puder zu Hause ausprobierte. Ich stäube es über mein Gesicht, es ist, als würde ich eine Maske auflegen, mich noch einmal verändern. Von der Dawna, die ich nicht kenne, zu der Dawna, die ich nie sein wollte. Ich ziehe meine Lider dick mit schwarzem Kajal nach, das lässt meine Augen heller und größer wirken, aber auch kälter und berechnender, dann tusche ich meine Wimpern. Wenn mich Miley so sieht, denke ich. Er würde mich nicht wiedererkennen. Mein Haar fließt dunkel und glänzend über meinen Rücken. Vor mir liegt das Bild von Granny und Mileys Großvater, Cheb. Granny hat ihr Haar aufgesteckt, aber ich weiß, dass es ausgesehen hat wie meines. Ihr Haar und ihre Augen und der Schwung ihrer Lippen, wenn sie sich über etwas ärgerte. Sie stehen nebeneinander und berühren sich nicht. Haben sie sich jemals berührt, so wie ich Miley berührte? Im Bootshaus konnte ich es spüren. Ich konnte Chebs Hand auf ihren Hüften spüren, so wie Mileys auf meiner eigenen. Aber haben sie wirklich miteinander geschlafen? Und was würde das bedeuten?

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