Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
Vom Netzwerk:
Ich denke nicht weiter, so sehr beunruhigt mich der Gedanke. Meine Finger streichen über den gewellten Rand der Fotografie, dann schiebe ich sie weit nach hinten, zu den Tiegeln zwischen unserer Unterwäsche.
    Der Club hat keine Türsteher. Es gibt ein kleines, vergittertes Fensterchen, man klingelt und wird hineingelassen. Jeder. Die Tür ist aus Stahl und ich zögere einen Moment, bevor ich die Klingel drücke. Ich friere, weil ich nur Mileys dünne Lederjacke über das Top gezogen habe, und meine Füße stecken in schwarzen Lederstiefeln mit hohen Absätzen, die kein Schutz gegen die Kälte sind. Der Schein des Schutzkreises flimmert über meiner Haut.
    Nur eine initiierte Hüterin kann einen so mächtigen Schutzkreis ziehen, dass ihn die Engel nicht übertreten können, hat Miss Anderson gesagt, der hier taugt nur gegen Normalsterbliche. Er macht, dass sie nicht an dich denken. Dass du ihnen nicht auffällst, wenn du an ihnen vorübergehst.
    Aber das reicht mir schon. Mehr will ich nicht. Vor allem will ich, dass Miss Anderson nicht an mich denkt. Und Indie. Bei Mum bin ich mir sicher. Sie ist zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, als dass sie sich über mich Sorgen machen könnte. Selbst als ich in diesem Aufzug das Haus verlassen habe, kam kein Kommentar.
    Ich drücke die Klingel und im selben Moment wird der Türöffner betätigt. Ich drücke die schwere Tür nach innen auf und stehe in einem langen dunklen Gang. Die Wände sind, wie oben im Hotel, mit diesem komischen Samtstoff bezogen, nur dass er hier unten blutrot ist und wirklich in ganzen Bahnen zerschlissen von den Wänden hängt. Die dumpfen Bässe der Musik dröhnen in meinen Ohren und lassen meinen Bauch vibrieren. Hier ist niemand. Wer hat mich dann hereingelassen? Ich stecke meine Hände tief in die Taschen von Mileys Lederjacke und stöckle den Gang hinunter. Die Musik wird mit jedem Schritt lauter und die Luft heißer und drückender. Ganz am Ende ist eine Tür. Als ich davorstehe, wird sie aufgerissen und ein sehr dünnes, junges Mädchen torkelt heraus. Sie ist komplett in schwarzes Leder gekleidet und lehnt sich neben der Tür gegen die Wand. Sie sieht mich nicht an, ihr Blick geht geradewegs durch mich hindurch und ihre Pupillen sind riesig. Schnell drücke ich mich durch die halb offene Tür. Die Luft in dem Raum, in dem ich stehe, ist so stickig, dass ich für einen Moment glaube, nicht mehr atmen zu können. Grelle Lichtblitze zerreißen die Dunkelheit im Rhythmus der Musik, die Tanzfläche ist voller zuckender, sich windender Körper. Wo kommen die alle her, denke ich. Ich bleibe abwartend mit der Tür im Rücken stehen. Der Raum ist nicht groß, vollkommen überfüllt, künstlicher Nebel und Rauchschwaden hängen über den Köpfen der Tanzenden. Am hinteren Ende, mir gegenüber, ist eine Bar. Die Leute stehen Schulter an Schulter. Ich wusste gar nicht, dass es so viele junge Menschen in New Corbie gibt. Aber vielleicht gibt es sie gar nicht. Vielleicht ist der Club eine Illusion wie Sam Rosells Laden. Oder sie kommen von woandersher, um diese grauenhafte Musik – irgendetwas zwischen Death Metal und Techno – zu hören. Zumindest sind alle schwarz gekleidet, so falle ich mit meinen Klamotten nicht auf.
    Wo ist Nawal? Ich suche den Raum nach ihr ab. Warum wollte sie mich hier treffen? Alle sehen gleich aus. Eine einzige wogende Masse aus dunklen, schwitzenden Körpern. Ich taste mich am Rand entlang, an bulligen Typen vorbei, die aussehen, als könnten sie mich mit dem kleinen Finger hochheben. Einer schreit mir etwas nach und versucht, mich am Handgelenk zu packen. Schnell ducke ich mich unter den Tanzenden weg und tauche zwischen ihnen unter. Ich sehe meine Hände an. Der bläuliche Schimmer ist verschwunden. Ich lasse mich weiterschieben und versuche, mich auf die Worte zu konzentrieren, die mir Miss Anderson gelehrt hat. Aber mir fällt keines ein. Kein einziges. Die Musik wirbelt meine Gedanken durcheinander und lässt sie willenlos davonfliegen. Ich kann den Schutzkreis hier nicht aufrechterhalten. Wieder packen mich Hände an der Taille. Jemand zieht mich an sich. Ein großer, kahlköpfiger Typ beugt sich über mich. Ich kann seine Augen hinter den schwarzen Brillengläsern nicht erkennen und versuche, mich aus seinem Griff zu winden. Seine Hände sind feucht vor Schweiß, als er sie unter mein Top schieben will.
    »Na Kleines«, flüstert er an mein Ohr, »zum ersten Mal hier?«
    Ich antworte nicht, sondern trete

Weitere Kostenlose Bücher