Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
ihm mit meinem Stiefelabsatz mit aller Kraft gegen das Knie. Er knickt weg und ich nutze die Gelegenheit, um zu verschwinden. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Ich streife Mileys Jacke ab, so heiß ist mir, und schlüpfe durch die Tanzenden bis zur Theke. Da endlich sehe ich sie. Sie balanciert ein Tablett vollgestapelt mit Drinks hoch über ihrem Kopf. Sie ist so klein und zierlich und bewegt sich wie eine Seiltänzerin durch die Menge. Auch Nawal ist ganz in Schwarz gekleidet. Sie trägt ein enges, bauchfreies Top und eine knallenge dunkle Jeans. Ihr Haar hat sie zu einem straffen Knoten zusammengedreht und um ihren Hals liegt etwas, das ich im ersten Moment für die kleine, dreifarbige Katze halte, doch als sie näher kommt, erkenne ich, dass es nur ein schmaler Pelzkragen ist. Sie bedeutet mir mit den Augen, dass ich ihr folgen soll, deswegen hefte ich mich an ihre Fersen, was gar nicht so einfach ist, denn Nawal bewegt sich mit schlafwandlerischen Geschick im Halbdunkel des Clubs. Sie bringt die Drinks zu verschiedenen Stehtischen, vergewissert sich durch einen kurzen Blick über die Schulter, dass ich noch da bin, dann verschwindet sie in einer kleinen Nische, in die man sich zurückziehen kann, wenn man ungestört sein will.
Die Nische ist schon von mehreren Pärchen besetzt, die aber so mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie uns keines Blickes würdigen. Ich lasse den schweren Samtvorhang hinter uns zuschwingen. Der dumpfe Rhythmus der Musik benebelt meine Gedanken. Nawal zieht mich zu sich auf eine durchgesessene Couch und schlingt ihre Arme um mich. Zuerst will ich sie fassungslos wegstoßen, doch dann halte ich still. Nawals Gesicht ist nur Millimeter von meinem entfernt, sie öffnet ihr Haar und lässt es wie einen Vorhang vor unsere Gesichter gleiten. Durch ihr Haar sehe ich, wie die Frau neben uns ihr Top abstreift und sich über den Mann beugt, auf dessen Schoß sie sitzt. Sie hat große, pralle Brüste mit dunklen Brustwarzen.
»Was willst du von mir?«, flüstert Nawal.
Ihre Hände streichen über meinen Rücken, als würde sie eine ihrer vielen Katzen liebkosen.
»Raguel ist dein Schutzengel«, flüstere ich zurück. »Wenn er das Messer hat, bist du die Einzige, die uns helfen kann.«
»Ich habe ihn nicht mehr unter meiner Gewalt«, sagt sie, »küss mich.«
Ich weiche ein Stück zurück, doch Nawal zieht mich wieder an sich. Ihre Augen sehen mich beschwörend an und im selben Moment spüre ich einen Lufthauch im Nacken, einen heißen Strom, noch heißer als die Luft zwischen den Tanzenden. Es ist, als hätte einer der Engel meine Haut mit seinen brennenden Fingern gestreift, und ich schließe meine Augen und lege meine Lippen auf Nawals. Die Sekunden ticken in meinem Kopf, während die Hitze immer stärker wird und Nawals Lippen tröstlich kühl auf meinen liegen. Jemand schiebt den Vorhang ein Stück zur Seite und wir erstarren beide. Obwohl ich mich nicht umdrehe, weiß ich, dass dort einer der Schwarzen steht und seinen Blick durchs Dämmerlicht schweifen lässt. Ich weiß nicht, ob er von mir angezogen wird und was er sieht. Halb nackte Pärchen, die sich küssen. Oder filtert er nur meine Gestalt aus all den verschlungenen Körpern? Ist es Raguel? Mein Top klebt an meinem Körper. Er muss meine Angst riechen können, mein Herz muss ihm in den Ohren dröhnen. Nawal schiebt sich vor mich und drückt mich tiefer in die Polster der Couch, sie ist jetzt zwischen mir und dieser verzehrenden Hitze, schirmt mich mit ihrem Körper ab. Ihr Haar bedeckt uns beide. Sie sagt nichts, aber ich weiß, was sie denkt. Sie presst ihre Stirn an meine. Lege deine Arme um meinen Hals, Dawna. Ich tu es, meine Bewegung zerreißt die Spannung. Mit meinem Arm berühre ich die feuchte Haut der Frau neben mir und dann sehe ich aus den Augenwinkeln, dass der Vorhang wieder zurückschwingt, die grellen Lichtblitze der Tanzfläche verschwinden und auch die Hitze wird erträglicher.
Nawal rutscht von mir weg. Wir sehen uns etwas verlegen an. Dann lächelt sie.
»Wir hatten Glück«, flüstert sie, »es war nicht Raguel. Raguel hätte dich erkannt.«
»Warum sollte ich hierherkommen, wenn es so gefährlich ist?«
»Kalo ist gefährlicher«, sagt Nawal, »im Moment könnte sie noch mehr Schaden anrichten als die Engel. Die Engel müssen euch bis zu Indies Geburtstag schützen, aber Kalo rast vor Wut. Habt ihr tatsächlich geglaubt, sie bemerkt nicht, dass ihr euch trefft?«
Ich zucke nur mit den
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