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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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durchkommst?«, habe ich ihn vor ein paar Tagen gefragt, bevor es nicht mehr aufhörte zu schneien. Ich habe auf seiner Brust gelegen, wir waren beide nackt und so erhitzt, dass die Kälte im Bootshaus uns nichts anhaben konnte. Für den Moment jedenfalls, denn ich wusste, dass ich wenige Minuten später frierend zurückreiten würde. »Rechts ist das Gas, Babe«, hatte Miley geantwortet und mich auf den Rücken gedreht, damit er mich küssen konnte.
    Die Straße nach New Corbie ist immer noch unpassierbar. Mileys Spuren verlieren sich im weißen Nichts. Ich kann ihm nicht weiter folgen und kann nur hoffen, dass auch Kalo gegen die Schneemassen nichts ausrichten kann. Ich wende den Schwarzen, er ist schweißbedeckt und Schaumflocken lösen sich von seinem Maul und tropfen auf seine Brust. Tränen der Wut und Scham hängen in meinen Wimpern. Wie konnte ich nur auf Dusk hereinfallen? Ich presse dem Schwarzen die Fersen in die Flanken. Kurz vor Whistling Wing treffe ich auf die anderen. Sidney und Kat schleppen Eve, die völlig aufgelöst ist. Indie trägt eine Motorsäge und eine Eisenstange. Tara die zweite Motorsäge. Sie sehen alle erschöpft aus.
    »Wir haben uns verirrt«, heult Eve, doch Indie schüttelt nur den Kopf.
    »Aber der Weg nach Whistling Wing ist wieder frei«, sagt Sidney, »jetzt müssen wir nur auf den Schneeräumer warten.«
    Mit einem Blick auf Eve verkneife ich mir, ihnen zu erzählen, dass man nie und nimmer nach New Corbie durchkommt. Und dass auch niemand zu uns kommen wird.

26
    Indie

    E ves Hysterie füllt die Küche aus bis in den letzten Winkel. Nur mit einem Ohr höre ich zu, wie Mum und Tamara versuchen, Eve irgendwie zu beruhigen. Inzwischen ist aller Schnee geschmolzen und meine ganze Kleidung komplett nass. Dawna hilft mir, mich aus den klebrigen Stoffschichten zu schälen. Sie sieht mich nicht an und ich bin froh, denn die Gedanken an Sam lassen sich nicht abschütteln. Taras Worte kleben wie ein Spinnennetz an mir.
    In sieben Tagen wird er seine Gestalt bekommen.
    Dann wird er versuchen, uns aufzuhalten. Er wird mir seine Hände auf die Schulter legen und … allein bei diesem Gedanken fängt meine Vogelnarbe an zu pochen.
    Meine Kräfte sind erschöpft, meine Gedanken sind erschöpft. Der Weg nach Whistling Wing ist jetzt zwar im Prinzip frei, aber es ist klar, dass heute niemand mehr kommen wird. Klappt die Initiation auch, wenn das Reinigungsritual nicht durchgeführt wurde?
    Miss Anderson bleibt direkt vor mir stehen und sieht mich mit verkniffener Miene an. Mit einer ruppigen Bewegung nimmt sie mein Unterhemd und erst jetzt bemerke ich die Blutflecken darauf. Meine Vogelnarbe. Sie wird wohl nie ganz verheilen. Oder liegt es an Sam? Daran, dass ich für immer eine Verbindung zum Bösen haben werde?
    Immerzu. Immerdar.
    Dawna reicht mir stumm einen Bademantel.
    »Ich kann nicht mehr«, schluchzt Eve und übertönt mit ihrer schrillen Stimme sogar das düstere Heulen des Sturms um Whistling Wing. »Es sitzt auf meiner Brust wie ein riesiger Fels!«
    Sidney sieht von mir zu Miss Anderson, dann beginnt auch sie, sich aus der nassen Kleidung zu schälen.
    »Schätzchen«, sagt Mum etwas hilflos. »Das kriegen wir doch wieder hin. Nichts sitzt auf deiner Brust.«
    »Die Angst«, unterbricht Kat meine Mutter, »ist ein seltsames Ding.«
    Bei diesen Worten sucht Kat den Augenkontakt mit mir. Was soll das, Kat, denke ich mir. Was? Ihr müsst genauso wissen, wie das Reinigungsritual funktioniert, aber ihr tut einfach so, als wären wir nicht existent, als wäre es wirklich, wirklich, wirklich vollkommen ausgeschlossen, dass unsere Initiation bevorsteht.
    »Aber aus jeder Notlage gibt es einen Weg in die Freiheit«, murmelt sie weiter, als würde sie mit sich selbst sprechen. »Aus fast jeder.«
    Endlich finden sich unsere Augen, über Sidney und Eve hinweg, an Tara vorbei. Zwischen Kat und mir herrscht eine wohltuende Stille. Nur wir zwei und wie eine warme Tasse Kakao wärmt mich plötzlich die sanfte Zuversicht. Abrupt tritt Tara zwischen uns und bückt sich nach den Kleidern, die am Boden liegen.
    »Wir werden eine Sitzung machen, Eve«, erklärt Kat und beobachtet dabei Tara, die mit eckigen Bewegungen die Kleider aufsammelt. »Danach wirst du dich besser fühlen, das verspreche ich dir.«
    Die Frauen drehen sich erwartungsvoll zu Kat.
    »Ich brauche nur trockene Kleidung.« Sie ist noch immer angezogen, lediglich ihre Hannibal-Lecter-Maske hält sie locker in der rechten Hand. »Wir

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