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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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Bootshaus, zurücklassen. Lieber führe ich ihn das kurze Stück, ich schlinge mir den Zügel um die Hand und stapfe mühsam durch den Schnee, ich blicke nach unten, ziehe mir meinen Schal vors Gesicht und die Mütze weit in die Stirn. Als ich den Kopf wieder hebe, weiß ich, warum der Schwarze nicht weitergehen wollte, und ein heißer Schreck durchfährt mich. An einem Baum direkt vor mir lehnt Dusk. Er sieht aus, als könne ihm die Kälte nichts anhaben. Mein Blick schießt von ihm zum Bootshaus und wieder zurück. Miley ist da drinnen. Er kommt immer mit seinem Bike über das Eis.
    »Na, Prinzessin«, sagt er rau, »kleinen Ausritt gemacht?«
    Ich kann in seinem Gesicht nichts lesen. Weiß er es? Ich gehe weiter, bis ich direkt vor ihm stehe. Der Schwarze tänzelt, lässt sich dann so weit beruhigen, dass er hinter mir stehen bleibt, aber ich spüre, dass ihm Dusks Nähe unheimlich ist.
    »Und du?«, frage ich, ohne seine Frage zu beantworten.
    »Ich wollte mich von dir verabschieden«, sagt er.
    »Verabschieden?« Ich werfe einen verstohlenen Blick über seine Schulter. Beim Bootshaus ist alles ruhig.
    Dusk nickt.
    »Sie sollte schon hier sein«, sagt er, »irgendetwas stimmt nicht. Ich habe es schon länger geahnt, aber nicht wahrhaben wollen.« Jetzt kann ich endlich in Dusks Augen lesen. Unruhe. Besorgnis. Aber auch Entschlossenheit.
    »Was hast du nun vor?« Der kalte Wind treibt uns zueinander und kurz berühren wir uns an den Armen.
    »Ich werde gehen und sie holen. Ich werde die Dinge regeln.«
    Dunkelheit senkt sich über uns. Das Bootshaus verschwimmt zwischen den Bäumen. In wenigen Minuten wird es zu dunkel sein, als dass Dusk irgendetwas erkennen könnte. Aber in wenigen Minuten wird auch Miley das Haus verlassen.
    »Warte nicht zu lange auf mich«, habe ich zu ihm gesagt, »eine Viertelstunde. Nicht länger. Wenn ich dann nicht hier bin, werde ich nicht mehr kommen.«
    »Du wirst doch zurückkommen?« Wieder blicke ich unruhig über Dusks Schulter.
    Dusk lächelt sein Wolfslächeln und antwortet nicht. Seine Augen glühen golden im schwindenden Licht.
    »Und was sollen wir tun?«
    Dusk folgt meinem Blick, doch ich hebe meine Hand, berühre ihn an der Wange und drehe seinen Kopf zurück.
    »Was sollen wir in der Zwischenzeit tun?«, flüstere ich. Mein Herz rast. Sprich mit ihm, denke ich. Lass ihn nicht los.
    »Ich kenne die Riten der Hüterinnen nicht«, sagt er und greift nach meiner Hand, die noch immer auf seiner Wange liegt, »Ernestine hat mir nichts darüber gesagt. Wir haben nicht damit gerechnet, dass ich dieses Wissen brauchen werde, und Ernestine wusste, dass Wissen Gefahr birgt. Jeder hat seine Rolle in diesem Spiel. Es ist ein Spiel, Dawna. Und gerade machen die Engel die Regeln.«
    Mit den Schneidezähnen zieht er mir meinen Handschuh von den Fingern und lässt ihn achtlos in den Schnee fallen. Die Berührung seiner Lippen an meiner Hand ist heiß und pulsierend.
    »Versucht, den Hüterinnen zu vertrauen«, er küsst meine Handfläche, meine unberührte Handfläche, und ich lasse es geschehen, »sie wissen alles über die Zeremonie. Sie sind ausgebildet, um euch auszubilden. Vergesst das nicht.«
    »Aber du vertraust ihnen nicht«, sage ich und zucke zusammen. War da eine Bewegung hinter dem Fenster des Bootshauses? Der Schwarze tritt nervös von einem Huf auf den anderen und stupst mich mit seiner kurzen Nase an.
    »Ich vertraue ihnen nicht. Aber das soll euch nicht kümmern. Wir haben keine andere Chance. Sie hätte euch vorbereiten müssen, aber sie ist nicht hier. Deswegen müssen die Hüterinnen es tun. Wenn sie versagen, werdet ihr auch versagen. Ihr müsst euch in ihre Hände begeben. So war es schon Jahr für Jahr. Jahrhundert für Jahrhundert. Es war noch nie anders und es wird immer so sein.«
    Seine Worte machen mir Angst, aber noch mehr Angst macht mir das Geräusch, das vom Bootshaus herüberdringt. Eine Tür quietscht in den Angeln. Ich schlinge meine Arme um Dusk und ziehe ihn tiefer in das Dickicht, sein Atem streicht über meine Wange, als er sich zu mir hinunterbeugt.
    »Was war das?« Er nimmt mich an den Schultern und hält mich auf Armeslänge von sich.
    »Ich weiß es nicht.« Meine Stimme bricht. Dusks goldene Augen forschen in mir.
    »Der Wind«, schlage ich vor. Eine Böe drückt mich wieder an Dusks Brust. »Was ist mit dem Messer? Es ist im Motel. Es ist bei Samael.«
    Sofort ist Dusks Aufmerksamkeit wieder bei mir. Er sieht und hört nichts anderes mehr. Ich

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