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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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ihrer Zukunft. Langsam hebt sie das Glas, schließt die Augen. Miss Anderson legt ihr beide Hände auf den Scheitel und Dawna trinkt das Glas leer.
    Unmerklich weiche ich immer mehr nach hinten aus. Irgendwann spüre ich die kalten Fliesen an meinem Rücken.
    Vor was habe ich Angst?
    Genau genommen macht mir jeder einzelne Teil dieses Rituals Angst. Der schwarze Stein. Das Wasser. Die Salzkristalle. Dawna steigt in die Badewanne. Der Dampf des warmen Wassers erfüllt die Luft und mit einem leisen Plätschern taucht sie hinein, bis auch ihr Kopf verschwindet.
    Als sie wieder auftaucht, ist mir furchtbar schlecht.
    »Atme tief und ruhig«, höre ich die Stimme von Miss A. »Nimm Verbindung mit der Erde auf.«
    Das Gefühl, krank zu werden, verlagert sich von meinem Kopf in meinen Körper. Ich starre auf den schwarzen Stein vor mir, aber er scheint in unerreichbarer Entfernung zu sein.
    Meine Augen flackern zu Miss A. und wieder zurück zu dem Stein. Wird sie wütend? Sanft nimmt sie meine Hände und sieht mir in die Augen.
    »Indie«, sagt sie nur, ihre Lippen bewegen sich weiter, als würde sie mit mir sprechen. Aber sie scheint nichts zu sagen. »Der Stein«, setzt sie nach einer Weile hinzu, für einen winzigen Moment verziehen sich ihre schmalen Lippen zu einem angedeuteten Lächeln.
    Der Stein. Ich starre ihn an. Natürlich habe ich keine Angst vor diesem Stein. Alles ist gut, Dawna hat dasselbe gemacht. Wieso sollte ich davor Angst haben, wieso sollte mir etwas Schreckliches widerfahren? Es ist nur ein Reinigungsritual. Nichts Besonderes.
    Ich zwinge mich dazu, den Stein anzufassen. Er ist kühl und glatt, gleitet wie von selbst in meine Handflächen und schmiegt sich hinein. Langsam hebe ich ihn hoch.
    »Behalte die Verbindung mit der Erde«, murmelt Miss A. neben mir. Ihre Stimme klingt beruhigend, aber irgendwie beunruhigt mich dies trotzdem. Bei Dawna sah es so einfach aus. Da gab es keine Anweisungen und Ratschläge. Es setzt sich die Angst fest, dass ich die Verbindung zur Erde nicht halten kann, dass es ein Problem werden könnte. Die Kerze vor mir flackert und ich meine, Sorge in Miss Andersons Blick zu sehen.
    Auch ich lege den Stein vor mir ab, meine Hände wissen selbst, dass ich als Nächstes das Glas mit Wasser nehmen muss. Die Salzkristalle rieseln in die ruhige Wasseroberfläche und schweben zu Boden. Vorsichtig umschließen meine Hände das Glas und genauso vorsichtig umschließen Miss Andersons Hände die meinen. Ihre Hände scheinen kühl zu sein, aber das Glas ist seltsamerweise heiß. Nichts einfacher, als ein kleines Glas mit Wasser zu meinen Lippen zu heben. Nichts einfacher, als ein Glas mit Wasser zu trinken. Die Feuchtigkeit im Raum macht mich benommen.
    »Jetzt«, flüstert Miss Anderson mir zu.
    Jetzt. Ich hebe meine Hände und ihre scheinen mich zu unterstützen. Das Pochen meines eigenen Blutes füllt meinen Körper aus und sammelt sich in meinem Bauch. Es klopft gegen meine Narbe.
    »Lass die Energie fließen«, flüstert Miss Anderson. »Weiter. Du musst Verbindung zur Erde bekommen.«
    Die Energiewelle in meinem Körper baut sich immer mehr auf, ich nehme den ersten Schluck des Wassers, etwas scheint mich heiß auszufüllen. Die Energie sammelt sich immer mehr im Bauch, drückt gegen meine Wunde.
    »In die Füße«, erklärt Miss Anderson etwas eindringlicher. »Du darfst die Energie nicht in dir behalten.«
    Denk an die Füße, versuche ich, mich zu konzentrieren, aber das Einzige, was ich vor meinen Augen sehe, ist meine Narbe. Die Energie, die sich genau um diese Narbe sammelt, die sie verbrennen wird.
    »Reiß dich zusammen«, zischt sie mir zu, während mich die Schmerzen dazu zwingen, mich nach vorne zu krümmen. »Lass die Energie frei. Wenn es nach unten nicht klappt, dann lass sie durch den Mund raus …«
    Ich nehme ihre Worte nicht mehr richtig wahr. Die Schmerzen sind so groß, dass ich mich nur noch nach vorne krümmen und die Zähne zusammenbeißen kann. Die Worte um mich herum scheinen mich nicht mehr zu betreffen. Ist es ein Schluchzen, das über meine Lippen kommt? Ist es ein Schluchzen, das über Dawnas Lippen kommt? Vor meinen Augen wird alles schwarz.
    Als ich die Augen aufschlage, sehe ich Kats Gesicht direkt über meinem. Sie ist schweißüberströmt und wirkt furchtbar erschöpft.
    »Gut«, höre ich den knappen Kommentar von Miss Anderson und gleichzeitig werde ich von einem starken Griff nach oben gezogen. »Reiß dich zusammen, Indiana Spencer«, faucht

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