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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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nächsten paar Minuten war nichts mehr von Miro zu sehen, außer ab und zu seinen Händen und zwischendurch einem roten Haarbüschel, und mit der Präzision eines Chirurgen sagte er Joash, was zu tun war: «Reich mir mal die Stange – schneid das Tuch der Linie nach durch – verkeil die Holzteile ineinander – zieh den Knoten fest – Messer – Zange – Strick durch die Öse – ziehen! – noch ein Stück! – stopp!»
    Zehn Minuten später schleppten die Burschen einen Kiel, ein Steuerruder und einen fertigen Mast mit Segel über die Plattform, und weitere fünf Minuten später hatte sich das kleine Boot, das noch immer an einem Pfahl im Wasser befestigt war, in ein perfektes Segelschiff verwandelt. Miro konnte es selbst kaum fassen, als er sein Meisterwerk betrachtete.
    «Irre, Mann, wie hast du das bloß hingekriegt?», staunte Joash.
    «Ich wusste instinktiv, was zu tun war», erklärte Miro achselzuckend, «frag mich nicht, warum. Ich bin und bleib nun mal ein Genie.»
    Es war kurz vor sechs Uhr, als die Gefährten zum Aufbruch bereit waren. Ein letztes Mal versammelten sie sich um Ephrion und verabschiedeten sich von ihrem Freund. Joash blieb am längsten stehen.
    «Mach’s gut, Ephi», murmelte er.
    Dann verließen sie die Hütte, und Andora blieb in ihrem Schaukelstuhl zurück, starrte zum Fenster hinaus und begann wieder langsam hin- und herzuschaukeln, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
    Die Jugendlichen paddelten eine gute halbe Stunde nordwärts durch die Ewigen Sümpfe. Langsam brach die Morgendämmerung herein, der Nebel lichtete sich ein wenig, und plötzlich wich das unheimliche Schwarz unter ihnen einem trüben Grau, und das Wasser begann sich immer stärker zu kräuseln. Ein frischer Wind wehte, und die Luft war klar. Sie hatten den Cardona-See erreicht.
    «Bin ich froh, dass wir heil aus dieser Gegend herausgekommen sind», atmete Sihana auf, während sie Aliyah ein paar Zöpfchen in die rostbraunen Haare flocht. «Hier gibt es keine Werfische, oder?»
    «Nein», beruhigte sie Miro, «keine Monster, keine Seeungeheuer, nur Wasser, so weit das Auge reicht. Wenn wir guten Wind haben, sollten wir den See in knapp vier Stunden überquert haben. Joash, hilf mir das Segel zu setzen. Sihana, halt das Ruder fest und steuere so, dass der Wind von schräg hinten ins Segel bläst. Das wird das Boot vorantreiben. Wenn das Boot sich zu stark zur Seite neigt, lehnt euch einfach auf die andere Seite, um Gegendruck zu geben. Alles klar?»
    «Ich dachte, du hättest keine Ahnung von Segelschiffen», sagte Joash.
    «Ja, woher weißt du das alles?», fragte Aliyah erstaunt und betastete ihre Zöpfchen.
    Miro zuckte die Achseln, während er zusammen mit Joash das Segel am Mast hochzog. «Ich weiß es einfach. Vielleicht hab ich’s mal in einem Buch gelesen oder so. Ich kann mich jedoch nicht daran erinnern.»
    «Du bist echt unglaublich», sagte Sihana beeindruckt und hielt das Steuer fest. «Du baust in fünfzehn Minuten ein Segelschiff und kannst segeln, obwohl du es noch nie vorher getan hast.»
    «So ungefähr», bestätigte Miro. «Pass auf. Gleich geht’s los.»
    Der Wind blähte das Segel auf, das Boot kippte leicht zur Seite, und das Wasser unter ihnen begann zu rauschen.
    «Wir fahren!», rief Sihana begeistert. «Es funktioniert wirklich!» Sie stieß einen fröhlichen Jauchzer aus, während der Wind in ihrem Haar spielte und das Schiffchen in einem beachtlichen Tempo über das Wasser glitt.
    «Cool», meinte Joash. «Das ist doch was anderes als paddeln, ey.»
    «Das ist echt Wahnsinn», sagte Sihana. «Ich meine, nicht nur das. Ihr alle seid Wahnsinn. Ihr könnt Dinge tun, die sonst niemand tun kann. Ich wünschte mir, ich wäre auch so wie ihr und wäre für etwas Großes auserwählt.»
    «Vielleicht bist du es ja und weißt es bloß nicht», meinte Aliyah.
    «Nein. Ich bin nur ein ganz gewöhnliches Mädchen, mehr nicht. Ich habe keine magischen Kräfte.»
    «Du verstehst was vom Schminken», warf Miro ein, worauf Sihana ihm einen muffeligen Blick zuwarf.
    «Dein Vater kann sich teleportieren», sagte Aliyah. «Vielleicht kannst du es auch.»
    Sihana schüttelte den Kopf. «Das bezweifle ich.»
    «Wo wir gerade dabei sind», sagte Miro und fuhr sich durch sein rotes Haar. «Ich weiß nicht, warum, und ich weiß, das hört sich jetzt total verrückt an, aber ... seit heute Morgen kann ich Nayatis Gedanken hören.»
    «Wie bitte?!», fragte Aliyah und tastete nach ihrem weißen

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