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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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hier sein musste. Er kam sich vor, als wäre er kein Junge, sondern nichts weiter als ein Objekt, das versteigert wurde. Er zeigte keinerlei Emotionen und zählte wie ein Weltmeister alles, was man irgend zählen konnte.
    Der Richter ließ seinen Hammer krachen. Miro schreckte aus seiner Benommenheit auf. Er hob den Blick vom Boden und sah, wie seine Mutter strahlte. Es war vorbei. Seine Mutter tänzelte zu ihm hinüber und sagte ihm, er brauche sich keine Sorgen um sie zu machen, es würde ihr bald besser gehen. Der Arzt hätte ihr Pillen verschrieben. Sie beugte sich zu ihm hinunter, gab ihm einen Kuss auf seine blasse Wange und sagte ihm, sie würden sich alle drei Wochen einen Tag lang sehen.
    «Ist das nicht großartig?»
    Miro starrte zu ihr hoch und murmelte wie betäubt: «Hundertvierundachtzig.»
    «Was ist das, mein Schnuggel?», fragte sie zuckersüß.
    «Nichts», antwortete er und rutschte näher zu seinem Butler hin. Die Uhr im Gerichtssaal stand auf vierzehn Uhr dreißig. Es hatte nur hundertvierundachtzig Minuten gedauert, um seine Familie auseinanderzureißen.

17
    Langsam kroch die Dämmerung über die weite Ebene. Die Jugendlichen waren bereits über sechs Stunden durch den Nebel marschiert. Einmal war ein Planwagen mit Pferdegespann an ihnen vorbeigerattert. Wohl ein Händler, der in Dark City seine Ware verkaufen wollte. Er hatte ihnen keine Beachtung geschenkt, und das war den Jugendlichen nur recht so. Seit gut zwei Stunden jammerte Miro über eine Blase an seinem linken Fuß, und sobald jemand zu ihm hinschaute, verzog er sein Gesicht, als würde er mit der Peitsche geschlagen, und gab die wildesten Geräusche von sich.
    Ephrion, der zu Beginn der Reise noch munter vor sich hingeplappert hatte, obwohl ihm die meiste Zeit keiner zuhörte, war auf einmal merklich stiller geworden. Sein linkes Bein machte ihm jetzt auch noch zu schaffen. Er hatte furchtbare Schmerzen, als würden tausend Nadeln von innen gegen seine Haut stechen. Fast bei jedem Schritt jagte ihm ein elektrischer Schlag mal das rechte, mal das linke Bein hoch, so dass er am liebsten laut aufgeschrien hätte. Doch er biss die Zähne zusammen und versuchte tapfer zu sein. Wenn ich den Schmerz lange genug ignoriere, gewöhne ich mich vielleicht daran, redete er sich ein und strengte sich an, möglichst wenig zu humpeln. Er wollte nicht, dass das Team seinetwegen alle paar Minuten stehen bleiben musste.
    Ich pack das schon. Ich hab es bis hierhin geschafft, also schaffe ich auch noch ein paar Meilen mehr. Ich bin kein Schwächling.
    Sie erreichten eine neue Verzweigung. Ein Wegweiser war in den harten Boden gerammt. Auf die Tafel, die nach rechts zeigte und etwas schief hing, war gekritzelt: «Bellkje – 1 Meile». Auf dem linken Schildchen stand mit gezackten Buchstaben: «Pinzkrit – 22 Meilen».
    Ephrion stöhnte auf. «Noch zweiundzwanzig Meilen bis Pinzkrit. Ich bin dafür, dass wir einen Abstecher nach Bellkje machen. Ist ja nur eine Meile. Vielleicht können wir dort übernachten und uns ein paar Vorräte besorgen.»
    «Ich weiß nicht», murmelte Aliyah. «Irgendetwas stimmt hier nicht.»
    «Ach komm, Aliyah», sagte Miro mit saurer Miene. «Das Zuckerbrot ist alle. Wir sind am Verdursten. Mein Fuß killt mich. Was spricht dagegen?»
    «Wuff!», gab der Wolf seine Meinung dazu. Er trabte ein paar Schritte nach links, kam zurück, tänzelte vor den Jugendlichen hin und her und wiederholte das Ganze. Es war unschwer zu erkennen, welchen Weg er wählen wollte.
    «Siehst du, auch Nayati möchte nicht nach rechts», sagte Aliyah. «Er hat sich noch nie geirrt.»
    «Er hat auch keine Blasen an den Pfoten», gab Miro zurück. «Wir können ja abstimmen. Die Mehrheit gewinnt. Also: Wer ist dafür, dass wir trotz Hunger und Durst und Erschöpfung und entgegen aller Logik weiter Richtung Pinzkrit gehen? Hand hoch.»
    Aliyah hielt ihre Hand hoch, und als Miro zu Nayati sah, hatte er den Eindruck, als hätte auch der Wolf seine Pfote kurz hochgehalten. Aber vielleicht hatte er es sich auch nur eingebildet.
    «Gut. Und wer ist dafür, dass wir die vernünftigere Lösung wählen und nach Bellkje gehen? Hand hoch.»
    Augenblicklich schnellten drei Hände in die Höhe. Die Jungs waren sich einig, und Miro grinste zufrieden.
    «Tja, Aliyah. Sieht so aus, als wären du und dein Wolf überstimmt worden.»
    Triumphierend setzte er sich an die Spitze, und Ephrion und Joash folgten ihm.
    «Komm, Nayati», murmelte Aliyah, «sie wollen ja nicht

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