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Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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auf uns hören.» Nayati ließ ein dumpfes Grollen vernehmen, dann stapften er und das Mädchen den Jungs verdrossen hinterher.
    Miro kickte mit dem Schuh einen Stein davon und war auf einmal sehr gesprächig. «Endlich entspannen. Ich glaube, meine Füße bestehen nur noch aus hässlicher Hornhaut und aufgescheuerten Wundblasen. Was gäbe ich jetzt dafür, zu Hause zu sein. Ein ausgiebiges Schaumbad in einer richtigen Badewanne mit warmem Wasser und Duftölen, anschließend eine Massage, um die Verspannungen zu lösen, danach ein leckeres Buffet mit Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch, von meinem Butler serviert, und dann ein flauschiges Bett mit frisch gewaschenen Laken.» Er seufzte verzückt. «Mann, dafür würde ich alles geben.»
    Joash war ziemlich verblüfft. «Du hast einen eigenen Butler? Krass, Mann!»
    Miro fuhr sich selbstgefällig durch sein feuerrotes Haar. «Was denkst du denn? Mein Vater ist einer der wichtigsten Männer dieses Landes. Selbstverständlich habe ich einen eigenen Butler.»
    «Angeber», knurrte Joash.
    «Du glaubst mir nicht? Die große Villa am Stadtrand, die mit den zehn weißen Türmchen, die bei Nacht beleuchtet ist: Die gehört meinem Vater. Lord Jamiro. Der Name müsste selbst jemandem wie dir ein Begriff sein. Und rate mal, wer in ein paar Jahren den gesamten Industriemarkt in Dark City übernehmen wird?» Er streckte seine weiße Nase so hoch in die Luft, wie es irgend möglich war.
    «Irgendwann mach ich mit dir eine Stadtführung und zeig dir, wie das wirkliche Leben so aussieht», sagte Joash und knackte mit den Knöcheln. «Du würdest keinen Tag überleben, Alter.»
    Miro lachte. «Wollen wir wetten?»
    Joash schüttelte den Kopf. «Du hast keine Ahnung, Mann.»
    «Hab ich wohl», entgegnete Miro angeberisch. «Aber in einem Punkt muss ich dir Recht geben: Nicht alle Menschen sind dafür geboren, ihr Leben lang im Dreck zu wühlen.»
    «Ey, pass bloß auf, was du sagst, Hirn», schnaubte Joash, beherrschte sich aber und unterließ es, ihm eine runterzuhauen. Obwohl, viel hätte dazu nicht gefehlt.
    Die Furchen in der Straße vertieften sich. Sie sahen Fußspuren, und wenig später tauchte Bellkje wie aus dem Nichts vor ihnen auf. Es war nicht gerade das, was sie erwartet hatten. Das Nest konnte kaum als Dorf bezeichnet werden. Eine lose Ansammlung von Gehöften und Steinhäusern säumte die Straße. Die meisten Fensterläden waren zugezogen. Eine verrostete Schaukel quietschte im Wind. Ein paar Blechdosen rollten über die Straße. Irgendwo bellte ein Hund. Kein Mensch war zu sehen. Das Kaff schien wie ausgestorben. Die Gefährten blieben zögernd stehen.
    «Nicht gerade einladend», räumte Ephrion ein, «vielleicht sollten wir doch besser umkehren?»
    «Angsthase», grunzte Miro. «Sehen wir uns um. Irgendjemand wird wohl zu Hause sein. Vielleicht finden wir sogar eine Herberge oder so was in der Art.»
    «Ihr seid nich von hier, nich?»
    Die Jugendlichen wirbelten herum. Die kratzende Stimme kam mitten aus dem Nebel heraus, und plötzlich stand jemand vor ihnen. Es war ein kleiner Mann mit einem ziemlich großen Buckel. Er trug einen groben Umhang und schwere, schmutzbeschmierte Stiefel. Sie hatten ihn nicht kommen hören. Die Jungs starrten ihn ziemlich perplex an. Aliyah wich instinktiv zurück und krallte sich in Nayatis Fell. Der Wolf begann leise zu knurren.
    Der Unbekannte machte erschrocken einen Schritt zur Seite, als er Nayati entdeckte. «Der ist doch hoffentlich nich gefährlich, nich?»
    «Er ist Fremden gegenüber ein wenig skeptisch», sagte Aliyah.
    Der Mann rang sich ein Lächeln ab und nickte eifrig mit dem Kopf. «Wer nich, heutzutage. Wer nich. Es gibt genug Gesindel, das sich herumtreibt, nich? Räuber, die Kutschen überfallen oder einfache Wandersleute auf der Durchreise niederschlagen. Üble Sache, übel, übel. Jaja, sie nehmen ihnen alles weg, was sie besitzen, sogar Hemd und Schuhe. Nehmen ihnen alles weg, kennen keine Gnade. Schrecklich, nich? Wer mit dem Leben davonkommt, kann sich glücklich schätzen. Jaja, die Westroute ist gefährlich geworden in den letzten Jahren, ist sehr gefährlich geworden. Man ist nirgends mehr sicher, nich?»
    Bei der Vorstellung, aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden, wurde es Ephrion ganz mulmig zumute.
    «Woher kommt ihr, wenn ich fragen darf?»
    «Aus Dark City», antwortete Joash distanziert.
    «Dark City, so-so.» Der Mann nickte fortwährend mit dem Kopf, als wäre in seinem Nacken eine Feder eingebaut.

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