Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)
Stimme klang ruhig, aber sehr bestimmt. «Euer Urteilsvermögen ist getrübt durch die Gefühle, die Ihr für Katara empfindet, edler Ritter.»
«Ich kenne meine Tochter!»
«Eure Tochter? »
Goran straffte seine Schultern. Seine Backenknochen spannten sich. «Ich habe sie großgezogen! Ich habe sie die Werte und Pflichten eines Ritters gelehrt. Wenn Katara sagt, sie hätte sich entschieden, dann hat sie sich entschieden.»
«Das Wort eines Weibes bedeutet mir nicht viel», antwortete Mangol unbeeindruckt.
«Dann nehmt mein Wort, Mangol! Und ich sage euch: Katara wird tun, was auch immer ich von ihr verlange.»
«Das hoffe ich doch. Es würde mir sehr missfallen, meine Hand gegen die Schwester des Königs erheben zu müssen.»
Goran schnaubte. Seine Augen glühten. «Wagt es nicht, ihr auch nur ein Haar zu krümmen.»
«Ihr kennt die Befehle, Goran. Sie ist von königlichem Blut. Würde sie sich mit unseren Feinden verbünden, wäre sie eine Bedrohung für den Thron.»
«Sie weiß nicht, wer sie wirklich ist.»
«Gut», sagte Mangol mit einer Stimme so kalt wie Eis. «Sorgt dafür, dass es auch so bleibt. Denn Ihr wisst: An dem Tag, an dem sie erfährt, dass sie eine Prinzessin ist, muss sie sterben.»
. 27.
Katara hielt sich am Balkongeländer fest und starrte in die Nacht hinaus. Sie hatte ein Bad genommen, fühlte sich aber trotzdem nicht frischer. Das Gespräch mit ihrem Vater hatte sie aufgewühlt. Es war das erste Mal, dass sie so offen und ehrlich über ihre innersten Empfindungen gesprochen hatte. Bilder waren in ihr aufgestiegen, die sie mit aller Kraft zu verdrängen versucht hatte. Warum nur konnte sie nicht vergessen, was geschehen war?
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bewegte sich ein Schatten. Katara schaute vom Balkon hinunter und entdeckte eine dunkle Gestalt, die sich an eine Hausmauer drückte, um nicht gesehen zu werden. Sie trug einen Kapuzenmantel und hatte die Kapuze so tief in die Stirn gezogen, dass ihr Gesicht fast vollständig verdeckt war. Auch ihre Augen lagen in absoluter Finsternis, doch Katara sah sie trotzdem. Es waren stechende Augen wie goldbraune Diamanten. Und sie sahen direkt zu ihr hoch! Ihre Blicke trafen sich, nur für einen flüchtigen Moment, und Katara wurde das Gefühl nicht los, diese Augen schon einmal gesehen zu haben. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wo. Wie lange der Fremde mit den goldbraunen Augen schon in der Dunkelheit gestanden und zu ihr hochgeschaut hatte, wusste sie nicht. Jedenfalls wirbelte er ganz plötzlich herum und verschwand zwischen den Häusern.
Mit gerunzelter Stirn blieb Katara stehen. Dass jemand sie heimlich beobachtet hatte, war ihr unangenehm. Doch was sie noch mehr beschäftigte, war die Frage, wo sie diesem Kerl schon einmal begegnet war.
Wer ist der Typ? Was will er von mir?
Joash rannte verwirrt davon. Sie hatte ihn angestarrt, als würde sie ihm direkt in die Augen sehen! Dabei war das gar nicht möglich! Die Ecke, an der er gestanden hatte, lag in kompletter Dunkelheit. Und die Kapuze hatte er sich so tief in die Stirn gezogen, dass es selbst bei Tag unmöglich gewesen wäre, sein Gesicht zu erkennen.
Wie konnte sie mich sehen?, dachte er, während er rasch weiterlief. Er hatte Katara rein zufällig auf dem Balkon entdeckt, und da war er einfach stehen geblieben und hatte sie für ein paar Minuten betrachtet. Sie stand einfach nur da, unbeweglich und graziös wie eine Marmorstatue, und schien in Gedanken versunken. Er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden. Sie war so schön. Aber dann hatte sie ihn entdeckt, und er stahl sich davon, bevor sie ihm die Sicherheitsgarde auf die Fersen hetzen konnte.
Er erreichte die Treppe am Ende der Straße und ging schnurstracks auf zwei Kerle zu, die aussahen, als würden sie Wache schieben. Joash hatte lange genug auf der Straße gelebt, um zu wissen, wie das Geschäft lief.
«Ich suche Neon», sagte er knapp.
Die Burschen musterten ihn kritisch von Kopf bis Fuß. «Was willst du von ihm?»
«Ich brauche Stoff.»
«Komm mit.»
Die beiden eskortierten ihn die schmale Treppe zwischen den Häusern hoch und brachten ihn in einen Hinterhof. Drei junge Typen spielten bei Kerzenlicht Karten. Die zwei Burschen bedeuteten Joash zu warten, gingen zu einem der drei Kerle hin und flüsterten ihm etwas ins Ohr. Daraufhin erhob sich dieser und kam auf Joash zu. Er war sehr jung, noch keine zwanzig, und hatte pinkfarbenes Haar, das ihm eine Handbreit
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