Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition)

Titel: Dark City 2 (Die Tränen des Lichts) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
Vom Netzwerk:
aus ihren Kostümen und wuschen sich mit etwas Wasser die Schminke vom Gesicht. Ephrion hielt sich die ganze Zeit die Hand vor den Mund und hustete, was das Zeug hielt.
    «Da hast du dir aber eine arge Erkältung eingefangen», meinte Aliyah besorgt. «Vielleicht gestern, als wir unter dieser Plane im Freien übernachteten?»
    «Wahrscheinlich», nickte Ephrion und rieb sich die Tränen von dem vielen Husten aus den Augen. Sihana verstaute indessen die Perücken und Mädchenklamotten in einer Tasche und sah die Jugendlichen mit schiefgezogenem Mund an.
    «Ab hier weiß ich leider auch nicht mehr weiter. Die Ewigen Sümpfe liegen irgendwo in dieser Richtung. Aber wie ihr selbst wisst: Man erzählt sich die wildesten Geschichten von dieser Gegend. Niemand, der von hier aus loszog, ist jemals zurückgekehrt.»
    «Wie viele haben es versucht?», fragte Miro.
    «Seht ihr diesen Steinhaufen?» Sihana trat darauf zu. Er war fünf Fuß hoch und unten an der Basis mindestens doppelt so breit. «Es ist Tradition, dass jeder, der von hier loszieht, einen Stein mit seinem Namen kennzeichnet und auf diesem Steinhaufen niederlegt.» Sie klaubte einen Stein aus dem Berg heraus und reichte ihn herum. Tatsächlich war ein Name darauf eingeritzt. «Wer zurückkehrt, nimmt seinen Stein als Andenken mit nach Hause. Und wer nicht zurückkehrt … Nun ja, dessen Stein bleibt für immer hier.»
    «Sehr ermutigend», bemerkte Ephrion gequetscht und unterdrückte einen neuen Hustenanfall.
    «Eins verstehe ich nicht», meldete sich Aliyah zu Wort. «Wenn es so gefährlich ist, dorthin zu gehen, wenn dort in den Sümpfen nur diese Bestie haust: Was zieht die Leute dann hin?»
    «Ihre Augen.»
    «Ihre Augen?», wiederholte Miro.
    «Ach, das wisst ihr nicht?», sagte Sihana überrascht. «Es heißt, ihre Augen wären die kostbarsten Steine dieser Welt.»
    «Ihre Augen sind aus Stein?», wunderte sich Ephrion.
    «Es heißt, jeder Diamant, jeder Rubin oder Smaragd würde daneben erblassen. Deswegen brechen immer wieder junge tapfere Männer auf, um Eldora zu töten und die Augen der Herrscherin der Sümpfe als Trophäe mitzunehmen.» Sihana legte den Stein zurück und sah die Jugendlichen besorgt an. «Und ihr seid euch ganz sicher, dass ihr das durchziehen wollt?»
    «Es ist unsere Bestimmung», sagte Aliyah. «Wir können entweder aufgeben oder die Herausforderung annehmen – so wie dein Vater es getan hat.»
    Ein tiefer Seufzer ging durch Sihanas Brust. «Ja, mein Vater», murmelte sie zu sich selbst. Dann wanderte ihr Blick von einem zum andern. «Seid bitte vorsichtig.»
    «Das werden wir», sagte Miro und lächelte Sihana an. Sie lächelte zurück und schob sich etwas verlegen ihr Haar hinter die Ohren.
    Ephrion hob mehrere Steine vom Boden auf und reichte jedem von ihnen einen. «Sie sagte, es wäre Tradition», meinte er. Aliyah und Miro verstanden. Nur Joash war etwas schwer von Begriff und quasselte irgendetwas über den Nebel, den er im Gesicht spürte, und so übernahm Sihana das Ritzen seines Namens. Gemeinsam legten sie die beschrifteten Steine oben auf den Haufen. Dann verabschiedeten sie sich von Sihana und marschierten mit einem etwas flauen Gefühl im Magen ihrem nächsten Abenteuer entgegen, einem Abenteuer, das weit gefährlicher war als die Aufgaben zuvor. Ihnen allen war klar: Von diesem Punkt an gab es kein Zurück mehr. Entweder sie würden Eldora besiegen – oder sie würden umkommen.

30
    Miro übernahm großspurig die Führung. «Folgt mir! Und wenn ich die Himmelsrichtung mit einem Staubkorn ermitteln muss: Ich werde den Weg zu den Ewigen Sümpfen schon finden. Das wäre ja gelacht, wenn wir uns verirrten.»
    «Nayatis Instinkt wär mir lieber», brummte Ephrion, und Aliyah seufzte, als sie den Namen ihres geliebten Wolfes hörte.
    «Mutter sagte, er würde uns führen», stellte sie betrübt fest. «Wenn ich bloß wüsste, wo er steckt.»
    «Wo gehen wir eigentlich hin?», fragte Joash verwirrt.
    «Immer geradeaus», sagte Miro und zerschnitt mit der Hand den Dunst. «Wir können den Sumpf gar nicht verfehlen.»
    «Das haben alle andern vor uns auch gedacht und sind trotzdem verschollen», gab Ephrion zu bedenken.
    «Die hatten ja auch nicht mich dabei», sagte Miro selbstsicher.
    Die ersten Meilen kamen sie ziemlich gut voran. Die Landschaft unterschied sich nicht groß von den Gebieten, die sie in den vergangenen zwei Tagen durchwandert hatten: relativ flach und nur selten von ein paar Sträuchern oder Bäumen

Weitere Kostenlose Bücher