Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
zwei Dutzend blutrünstiger Monster, vor ihnen lag der jähe Abgrund. Es war aus. Selbst das flammende Schwert würde sie nicht retten können. Die Erkenntnis war grauenhaft und vernichtend zugleich. Sie würden alle sterben, aufgefressen von den fürchterlichsten Kreaturen, denen sie jemals begegnet waren.
Eben feuerte Katara das letzte Messer ab und erledigte einen weiteren Grolch. Doch auf jede getötete Echse krochen zwei neue heran, und es wurden immer mehr. Sie kamen immer näher. In blinder Wut zerstachen sie mit ihren Skorpionstacheln die Luft, verfehlten die Teenager nur um Haaresbreite. Katara hieb mit dem Schwert mehrere Schwänze ab und kämpfte sich den Weg frei. Mit letzter Kraft hievten sie sich über die Steinreihe am Höhlenausgang, gerade rechtzeitig, bevor mehrere Skorpionstacheln gleichzeitig zustachen. Aliyah kreischte auf und fiel rückwärts auf die Felsplatte. Nayati sprang augenblicklich zu ihr hin und leckte ihr übers Gesicht. Ephrion schaute das Trio entgeistert an.
«Was … was ist passiert?»
«Es tut mir leid, Ephrion», keuchte Katara und deutete mit dem Kopf Richtung Höhleneingang. «Wir konnten sie nicht abhängen.»
Die Grolche formierten sich beim Eingang.
«Grrrrrrrrrraaaaahhhh … grrrrrrrrrraaaaahhhh!», knurrten sie. Nayati stellte sich schützend vor Aliyah, die Nackenhaare aufgerichtet, und knurrte zähnefletschend. Katara umklammerte das Schwert, die Spitze der Klinge zitternd auf die Höhle gerichtet, bereit, sich den Bestien in den Weg zu stellen und ihr Leben und das ihrer Gefährten so lange zu verteidigen, wie es irgend möglich war. Wenn sie sterben musste, dann wenigstens im Kampf.
Miro lag reglos und mit blutendem Bein auf dem Felsen, und Ephrion starrte mit weit geöffneten Augen auf die weißen Skorpion-Alligatoren mit ihren riesigen Kiefern und Schwänzen und glaubte, er müsse sterben.
«Bei Shaíria …»
Die Echsen belagerten den Eingang von allen Seiten. Sie hingen von der Decke, klebten an den Wänden, standen fauchend auf dem Boden, warfen zornig ihre Köpfe hin und her und zerstachen mit ihren Skorpionschwänzen hektisch die Luft. Alles taten sie, nur eines nicht: Sie kamen nicht aus der Höhle heraus. Ja, aus welchem Grund auch immer setzten sie keinen Fuß auf die Felsplatte. Und schließlich erklang erneut dieses ohrenbetäubende Geräusch, als würde jemand mit den Fingernägeln über eine Wandtafel kratzen, und die Bestien zogen sich lautlos in die Höhle zurück wie ein Heer, das nach einer verlorenen Schlacht den Rückzug antritt.
Katara blieb noch eine Weile mit gezücktem Schwert stehen, gefasst darauf, dass die Tiere jeden Moment zurückkommen würden. Aber sie kamen nicht zurück. Und endlich entspannte sich das Mädchen und ließ das Schwert zu Boden gleiten. Sie hatten es geschafft. Sie waren in Sicherheit.
43
«Sind sie weg?», flüsterte Aliyah.
«Ja», antwortete Katara. «Ja, sie sind weg.» Die Erleichterung in ihrer Stimme war nicht zu überhören, wurde jedoch von einer neuen Besorgnis überschattet, als sie sich nach Miro umdrehte. Der Junge bewegte sich nicht. Es hatte ihn böse erwischt. Der Skorpion-Alligator hatte ihm eine tiefe Wunde ins Fleisch gerissen. Sein rechter Oberschenkel war praktisch zerfetzt. Es blutete so stark, dass Ephrion ein paar Armspannen weit wegrannte und sich übergeben musste.
Aliyah und Katara knieten indessen neben dem verletzten Jungen nieder. Katara fühlte seinen Puls. Er war schwach.
«Wie schlimm ist es?», fragte Aliyah.
«Er hat eine Menge Blut verloren», antwortete Katara und gab sich Mühe, angesichts der Situation gefasst zu bleiben. «Ich weiß nicht, ob er es schaffen wird.»
«Du meinst …» Aliyah unterdrückte ihre Tränen. Sie biss sich auf die Lippen und versuchte sich einzureden, dass alles nur halb so schlimm war.
«Ich hätte das Biest eher töten sollen. Ich habe zu lange gezögert. Bei Shaíria, wir müssen irgendwie den Blutverlust stoppen. Gib mir deine Ärmel, Aliyah.»
Aliyah löste die Ärmel von ihrem Kleid, Katara verknotete sie und wickelte das Tuch, so straff es nur ging, um Miros Oberschenkel oberhalb der schrecklichen Wunde. Doch es schien nichts zu nützen. Das Blut floss ungebremst weiter.
«Und?», fragte Aliyah besorgt.
Katara wusste weder, was sie sagen noch was sie tun sollte. Sie fühlte sich auf einmal elendiglich machtlos. Sie schluckte und spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Hals bildete. Sie kämpfte darum, stark zu bleiben.
«Diese
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