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Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit

Titel: Dark Desires - Im Bann der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Möller
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jedoch unverändert sicher: Der Mann auf der Parkbank hatte keinen Puls gehabt.
    Wie sollte ein ganz gewöhnlicher Mann in der Lage sein, dich vor einem unsterblichen Wesen mit übermenschlichen Kräften zu retten?
    Allan hatte Recht. Wenn der Mann ein Vampir gewesen war und diese Frau eine Vampirin, konnte Devon kein Mensch sein.
Jesse lenkte den Pick-Up in den Innenhof seines Wohnhauses und blieb einige Minuten bei laufendem Motor sitzen. Die Scheinwerfer strahlten die Rückseite einer schmutziggrauen Garage an. Michael Stipe sang mit leicht leiernder Stimme: It’s been a bad day, please don’t take our picture.
    Jesse schaltete Radio und Scheinwerfer aus.
    Dunkelheit und Stille umgaben ihn. Irgendwo da draußen lauerten sie ihren ahnungslosen Opfern auf. Ob sie auch auf ihn warteten? Hinter einem der Büsche, unter einem der anderen Fahrzeuge? Jesse schaute in den Rückspiegel, konnte jedoch nur Schemen erkennen. Ein Frösteln überkam ihn. Er konnte hier sitzen bleiben, bis die Sonne aufging. In einem schrottreifen Pick-Up, der keinerlei Schutz bot.
Nein! Er war kein Feigling! Jesse schob trotzig das Kinn vor und zog den Autoschlüssel ab. Er nahm den Rucksack vom Beifahrersitz, stieg aus und ging mit steifen Schritten auf die Treppe zu. Plötzlich war von irgendwoher ein Geräusch zu hören. Ein Knistern oder Rascheln. Angst rauschte wie eine Flutwelle durch ihn. Er rannte los und hatte bereits auf der untersten Stufe die Wohnungsschlüssel in der Hand. Oben angekommen schloss er die Tür auf, schlug sie hinter sich zu und lehnte sich zitternd dagegen. Bis ihm die Glasscheibe in der oberen Hälfte der Tür einfiel, vor der nur eine dünne Gardine hing. Er stieß sich von der Tür ab und wich bis zum Küchentisch zurück.
    Draußen war niemand zu sehen. Keine gelben Augen, die ihn aus der Dunkelheit anstarrten.
     
    Den Rest der Nacht verbrachte Jesse schlaflos vor dem Fernseher. Obwohl sämtliche Lampen in der Wohnung brannten, fühlte er sich nicht sicher.
    Bei Morgengrauen stellte er sich ans Schlafzimmerfenster und wartete, bis die Sonne ganz aufgegangen war.
    Zwei Stockwerke unter ihm wälzte sich die morgendliche Blechlawine durch die Straße. Passanten hasteten vorbei. Jedermann war in Eile. Bloß nicht zu spät zur Arbeit kommen.
    „Ihr seid nicht sicher“, wollte Jesse ihnen zurufen. „Wir sind alle nicht sicher, sind es nie gewesen!“
    Sie würden ihm nicht glauben. Niemand würde ihm glauben. Man würde ihn für verrückt erklären.
    Vielleicht war er es ja?
    Jesse humpelte in den Flur. Dort hing, mit einer Reißzwecke an einem Korkbrett befestigt, ein Zettel.
    Auf dem Zettel stand in sauberer Handschrift eine Telefonnummer.

Kapitel 10
     
    Richard Geoffrey betrachtete fasziniert den grünlich schimmernden Käfer in seiner Hand. Das Insekt lag auf dem Rücken und ruderte hilflos mit den Beinchen. Die Schwingungen lösten ein feines Kribbeln aus, das bis in Richards Ellenbogen reichte. Er kicherte und hob den Blick. Vor ihm erstreckte sich eine Wiese, ein leuchtender Ozean in der Nacht. Alles um ihn herum leuchtete. Der Erdboden, die Büsche, die Bäume. Selbst die Bänke und Mülleimer schimmerten. Jeder Stein schien lebendiger als er. Denn er besaß keine Aura. Seine Hand, sein ganzer Körper war ein schwarzer Fleck. Er existierte nicht. Richard kicherte erneut und gab dem Käfer einen Stups mit dem Finger. Das Insekt rollte auf den Bauch und sauste los. Die Berührungen seiner Beinchen piksten wie heiße Nadelstiche. Blitzschnell ballte Richard die Hand zur Faust. Als er sie öffnete, klebten die Überreste des Käfers an seinen Fingern. Kein Leuchten mehr.
    Ein Knall erschreckte ihn. Plötzlich fand er sich hinter einem Gebüsch kauernd wieder, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Die Umgebung loderte jetzt in grellem Weiß. Unerträglich laute Geräusche quälten sein überempfindliches Gehör. Zu viele Geräusche, zu viel Lärm! Ein Wagen beschleunigte auf der Straße, die parallel zum Park verlief. Das Dröhnen des Motors klang wie ein startender Düsenjet. Richard hielt sich entsetzt die Ohren zu. Plötzlich verstummten alle Geräusche und die Welt färbte sich grau. Verwirrt blickte er um sich. Schließlich nahm er angstvoll die Hände von den Ohren. Er konnte nichts hören. Er war taub! Er riss eine Handvoll schwarzer Blätter von einem Gebüsch ab und roch an ihnen.
    Nichts. Kein Geruch.
    Voller Panik kam er auf die Beine und lief auf die Wiese. Der grüne Ozean hatte sich in

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