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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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seine Wut auf mich an dem Mädchen auslassen würde. Dass sie mehr leiden würde, jetzt, da sie wusste, dass ihre Gefangenschaft nicht zwangsläufig normal war. Nicht richtig.
    Aber konnte das Wissen es schlimmer machen? Sie wusste nun, dass es eine Möglichkeit gab zu entkommen. Was sie damit machte, lag an ihr.
    • • •
    Es dauerte lange, bis Morton die Tür wieder öffnete. Ich erhob mich mühsam, meine Beine waren eingeschlafen. Der Schankraum war leer, dabei konnte es nicht einmal Mitternacht sein.
    »Du hast alle nach Hause geschickt?«, fragte ich. Unnötig, ich sah es doch.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, brüllte er mich an. Zorn funkte aus jeder Silbe. Ich hatte ihn noch nie gut gelaunt erlebt, aber auch nie so wütend.
    »Ich musste Stellung beziehen.«
    »Stellung? Stellung!« Er rammte mir beide Hände gegen die Brust und stieß mich grob zurück. Seine Geschwindigkeit überraschte mich so sehr, dass ich mehrere Meter zurückstolperte und schließlich mit dem Hintern auf den Boden krachte. Ich schnappte nach Luft.
    »Da hast du deine Stellung! Am Boden liegst du, das ist deine Stellung.«
    Mir schmerzte der Brustkorb, mein Herz raste. Aber mein Verstand blieb vollkommen klar und meine Stimme klang brüchig, aber entschlossen. »Ich habe geahnt, dass es nicht funktioniert. Ich werde gehen.«
    »Gehen?« Morton starrte mich an.
    »Ja. Heute noch.«
    »Das kannst du nicht machen.«
    »Ich muss.«
    »Nein!« Jetzt rang Morton nach Luft. »Es gibt erst übermorgen wieder Lohn, so lange bleibst du.« Es sollte wohl eine Anweisung sein, aber ich hörte die Frage heraus.
    »Behalt die Münzen der letzten fünf Tage. Ich gehe. Es tut mir leid, aber ...« Aber ich hatte etwas Wichtigeres zu verlieren als meine Arbeit und meine Münzen. Meine Menschlichkeit würde zugrunde gehen, wenn man mich zwang, zuzusehen und zu akzeptieren. Das würde Morton allerdings nie verstehen.
    Neel würde es verstehen.
    Ich konnte es nicht erwarten, bei ihm zu sein.

28
    sei ein gutes mädchen, joy.

    Ich bin ein Mensch und bleibe auch ein Mensch. Ich bin ein Mensch, ich bin ein Mensch.
    Das Mantra half mir, meinen Weg zu gehen. Ich stand vor dem Haus meines Vaters und außer diesem einen Satz gab es nichts, was mich motivierte, die Hand zu heben und an die Tür zu klopfen. Ich zögerte.
    Es war unmenschlich, von ihm zu wissen und ihm nicht einmal die Möglichkeit für eine Erklärung zu geben. Monster taten so etwas und ich wollte kein Monster sein. Also blieb mir keine Wahl. Ich bezweifelte allerdings, dass er sich überhaupt noch für mich interessierte.
    Ich blickte über meine Schulter. Die Brombeerhecke verdeckte Neel fast vollständig, ich sah ihn nur, weil ich genau wusste, dass er da war. Zu kneifen war nicht möglich, er würde mich ja doch nicht in Ruhe lassen. Resigniert schlug ich meine Fingerknöchel gegen das Holz.
    »Maggy?«, drang eine brüchige Stimme aus dem Inneren der Kate. Dem unsicheren Tonfall war zu entnehmen, dass der Mann bereits wusste, dass es nicht Maggy war, die dort draußen stand. Maggy hieß seine neue Frau, sie würde wohl kaum an ihrer eigenen Tür klopfen.
    »Wer ist da?« Geräusche erklangen, die mich an einen Sack erinnerten, der über Holzboden geschleift wird. Ein nasser Sack.
    Am liebsten wäre ich weggelaufen. Aber der einzige Weg führte an den Brombeerbüschen vorbei. Und da würde Neel mich abfangen und mit seinen Argumenten zurückzwingen. Ich glaubte, seine Stimme zu hören: Komm schon, Joy. Du tust das Richtige.
    Ich räusperte mich. »Ich bin es.« Eine sehr aussagekräftige Antwort, wenn man sich seit weit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatte. »Hier ... hier ist Joy.«
    Stille. Noch mehr Stille, laute Stille. Sie dröhnte in meinem Kopf.
    »Hallo?«, flüsterte ich, nur um die Stille zu durchbrechen. »Darf ich reinkommen?«
    Die Antwort klang wie ein Stöhnen.
    Ich öffnete die Tür und war versucht, sie gleich wieder zu schließen. Feuchte, sauer riechende Luft quoll mir entgegen. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Alle Fenster waren mit Stoffen oder Pappe verhängt und es brannte kein Licht, sodass sich meine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen mussten.
    Ein Mann (dass er mein Vater war, konnte ich nicht glauben) saß an einem Tisch, vor ihm zwei Häufchen Ackersalat. Vermutlich hatte er diesen gerade geputzt.
    »Joy«, sagte er. Mein Name klang, als wäre er eine ungeheuer große Last.
    »Ich will nicht stören.«
    »Nein!« Er wollte aufstehen,

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