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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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dass ich viel Monströses nicht mehr wahrgenommen hatte.
    Nun sah ich in den Schankraum. Da waren nur Monster. Auf jedem Stuhl, an jedem Tisch, vor jedem Krug und jedem Glas.
    Und ich?
    Hatte ich eingegriffen? Sah ich nicht genauso zu wie all die anderen? Ich blickte an mir herab, als könnte man Monstrosität an körperlichen Merkmalen ablesen. Als müssten mir Klauen wachsen oder Stacheln, die jeden wissen ließen, dass ich kein Mensch war, keiner sein konnte, denn Menschen ließen derartige Bosheiten nicht zu.
    Aber noch war ich einer. Was bedeutete, dass ich nun nicht einfach weggucken durfte, egal, wie stark das Verlangen war, egal, wie laut die Argumente waren. Wenn ich wegsah, würde auch ich zum Monster werden, ganz still, von innen heraus.
    Es fiel mir nicht leicht, auf den Tisch zuzugehen, an dem der Percent saß. Jeden Schritt musste ich mir erkämpfen und noch mehr Kraft brauchte ich, um den Mund zu öffnen und die richtigen Worte herauszubekommen.
    »Lass das Mädchen aufstehen.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie zu mir hochblickte. Auch der Percent sah mich an, ruhig und gelassen, als hätte ich einen freundlichen Vorschlag gemacht, den er nun bereitwillig überdachte. Dass dies seine Art war, mich zu verspotten, bezweifelte ich keinen Moment lang.
    »Warum?«, fragte er. Er war nicht einmal hässlich, allenfalls wenige Jahre älter als ich und seine Stimme klang warm für einen Percent. Seine Kleidung zeigte, dass er nicht arm sein konnte. Wenn er eine Frau wollte, würde er eine finden, die freiwillig zu ihm kam.
    Ich kniete mich zu dem Mädchen, weil ich nicht auf sie hinunterschauen wollte, und sprach mehr zu ihr als zu ihrem Peiniger. »Das hier ist nicht richtig. So behandelt man niemanden.« Sie sollte nicht glauben, dass man sich kampflos fügen musste. Amber hatte sich gefügt. Und Amber hatte sich verloren.
    Das Mädchen reagierte nicht. Es senkte nur den Blick. Konfrontationen meiden, das war Städterlogik. Man konnte es ihr nicht verdenken. Sie musste jetzt nicht aufstehen und kämpfen, aber es war wichtig, dass sie von der Möglichkeit wusste.
    Der Percent grinste, aber ich bemerkte einen Hauch Verunsicherung, die wohl daher rührte, dass niemand in der Bar sich über mich lustig machte. Ich glaubte fast, dass es betretenes Schweigen war, das uns einhüllte. Vermutlich gesellte sich allerdings auch jede Menge Neugierde dazu.
    »Das Mädchen gehört mir«, sagte der Percent. »Ich behandle sie, wie ich will.«
    »Es ist nicht richtig«, wiederholte ich und berührte das Mädchen am Arm. »Es ist nicht richtig, hörst du. Nicht richtig.«
    »Verschwinde!«, zischte der Percent. »Wirt! Ruf deine Hündin zurück, das ist ja -«
    »Es ist nicht richtig!« Ich schrie die Worte fast, versuchte, jeden im Raum anzusehen. Ich wusste, wie wenig Sinn meine Aktion hatte, aber wenn ich gar nichts tat, war ich nicht besser als die Percents. Ich musste dieses Zeichen setzen, so, dass es alle sehen konnten. »Es ist. Nicht. Richtig!«
    Morton eilte herbei, fasste mich an den Schultern und zog mich zurück. Ich leistete nur halbherzigen Widerstand. Ein Kampf war aussichtslos, aber ich wollte mich auch nicht einfach in die Küche schleifen lassen.
    »Ihr habt einmal für eure Freiheit gekämpft, gegen die Versklavung!«, rief ich. »Und nun tretet ihr das, was ihr damals erreichen wolltet, mit den Füßen und füttert, was euer größter Feind war.«
    Irgendjemand warf einen Krug nach mir. Ich wich aus und Morton wurde an meiner Stelle getroffen. Zornig packte er um meine Taille und verstärkte seinen Griff, als ich mich wehrte. Ich zappelte. Ich musste dem Mädchen noch etwas sagen und suchte seinen Blick.
    »So muss es nicht sein! Sie sind nicht alle so. Es gibt andere! Kämpfe! Gib nicht auf, hörst du?«
    »Joy, verdammt, halt dein dummes Maul!« Morton schlug mir ins Gesicht und riss mich herum. Aber ich sah noch, wie das Mädchen kaum wahrnehmbar nickte.
    Als Morton mich in die Küche sperrte und die Tür von außen verriegelte, ergab ich mich ohne weiteren Protest. Selbst wenn das Mädchen wider Erwarten eine gute Kämpferin gewesen wäre, hätten wir keine Chance gehabt. Diese Schlacht musste nicht hier und heute entschieden werden, wichtig war, dass sie mich gehört hatte. Dass die Percents mich gehört hatten.
    Ich setzte mich auf den Boden neben der Tür und lauschte auf das Raunen und Rufen draußen, ohne mich auf Worte zu konzertieren.
    Mich kratzte die böse Ahnung, dass der Widerling

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