Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
ihn, ich war mit zwei Schritten bei ihm, schaffte es aber nicht, ihn wegzuziehen. Matthial schrie vor Schmerz auf und Edison weinte: »Ihr könnt ihn nicht einfach im Stich lassen! Das darf man doch nicht!«
    Als spürte Rick, dass um ihn getrauert wurde, hörte er auf, am Ufer entlangzulaufen. Er blieb stehen und blickte uns nach. Und quälend langsam verschmolz er mit Wasser und Land und war nicht mehr zu sehen.
    Ob versehentlich oder bewusst, war mir nicht klar, aber Matthial fasste Edison im Genick und dieser ließ sich einfach an seine Brust sinken, um seine Tränen in Matthials Hemd zu verstecken.
    Im gleichen Moment sah Neel zum ersten Mal genauer hin, wer da blutend auf seinem Boot lag. Und erstarrte.
    Eine sich schier endlos dehnende Zeit hörte und sah ich nichts, als hätte mein Gehirn einen Aussetzer. Das Meer war still und lautlos, die flammende Stadt gefror. Niemand sagte ein Wort oder rührte sich.
    Nur durch Neels Körper ging ein Zittern. Er sah mich nicht an, er gönnte mir keinen Blick. Er starrte auf Matthial und doch spürte ich, wie er innerlich nach mir griff; meinen Hals zudrückte, mir den Atem nahm und gleichzeitig mein Herz. Ich hätte ihm beides gegeben. Doch so schnell dieses Gefühl mich überrollt hatte, so schnell ebbte es auch wieder ab.
    Neel kam direkt auf mich zu, ganz nah. Er schien eisige Kälte auszustrahlen und ich erwartete - nein, ich hoffte -, er würde mich beschimpfen oder schlagen. Irgendetwas, was Reibung und Warme erzeugte, etwas, worauf ich reagieren konnte.
    Doch er flüsterte bloß vier leise Worte, die wie kaltes Gift in meinen Kopf drangen. »Wie konntest du nur?«
    Ich wich zurück. Es gab keine Antwort, die das wieder richten konnte, was soeben kaputtgegangen war.
    »Es hilft alles nichts«, mischte sich Graves ein, der inzwischen wohl ahnte, wer die Menschen auf dem Schiff waren. »Wir sind hier und wir leben noch. Wir haben zehn Liter Trinkwasser. Das ist verdammt wenig für sechs Leute. Die Essensvorräte sehen nicht viel rosiger aus. Wir können irgendwo weitab der Stadt an Land gehen, uns trennen und weitersehen.«
    Trennen und weitersehen bedeutete vermutlich, die Menschen loszuwerden.
    Graves sah zu Neel, er erwartete eine Reaktion von ihm.
    Neel warf einen kurzen Blick zu Matthial, der den Arm um Edison gelegt hatte, als hätte er noch nicht bemerkt, dass der Junge ein Percent war. Lange sah er allerdings Josh an, der seinem Blick anfangs nicht standhalten konnte, mit sich rang und es dann doch schaffte. Ohne einen Laut schienen sie miteinander zu sprechen. Schließlich erhob sich Josh und ging zu Matthial.
    Neel schwieg noch eine Weile. Dann sagte er: »Kein Zurück mehr. Wir fahren übers Meer.«
    Graves zog einen kleinen, runden Gegenstand aus der Tasche, warf ihn in die Luft und fing ihn wieder auf. Er lächelte. »In Ordnung. Hat jemand eine Ahnung, wie man ein Segel setzt?«

37
    dark destiny.
    wir sind auf der dark destiny.

    Ich fragte mich, wann der Himmel sich aufhellen würde. Wir entfernten uns von Dark Canopy und den Aschewolken über der Stadt und doch blieb es dunkel. Es musste wohl schon später Abend sein. Mein Zeitgefühl hatte mich völlig im Stich gelassen.
    »Du hast umsonst versucht, ihn zu retten.« Joshs Stimme klang hohl, als wäre er in seinem Inneren völlig leer, als wären all seine Tränen schon geweint. Er hatte Matthials Hemd geöffnet und seine Hose aufgeschnitten, um die Wunde freizulegen, und den Bolzen aus seinem Unterbauch entfernt.
    Ich trat mit der Öllampe näher und sah im Licht sofort, was er meinte. Die Blutung war schlimm, aber schlimmer war ein unscheinbarer Riss unterhalb der Haut. Das Geschoss hatte den Darm aufgeschlitzt. Josh hatte die Wunde notdürftig gesäubert, aber wir wussten beide genug über solche Verletzungen, um leeres Geschwätz wie »Das wird schon wieder« nicht in den Mund zu nehmen. Darmverletzungen führten mit tödlicher Sicherheit zu einer Blutvergiftung.
    Ich legte eine Hand auf Matthials Stirn. Sie war eiskalt und verschwitzt. Das waren der Schock und der Blutverlust. Bald würde er Fieber bekommen.
    »Ob er das Land hinter dem Meer noch sehen wird?«
    Ich bedeutete Josh, leiser zu sprechen. Matthial war während der Versorgung der Wunde bewusstlos geworden, aber ich wusste nicht, wann er wieder zu sich kommen würde. Ich wollte ihm und Edison, der ständig in seiner Nähe war, keine Angst machen. Doch wenn ich Matthial so ansah, erschien er mir nicht länger ängstlich. Er wirkte

Weitere Kostenlose Bücher