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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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war gefroren und jeder Schritt fuhr unangenehm in meine steifen Gelenke. Doch wenn ich Jamies Clan erreichen, mit seinen Männern sprechen und vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurückkommen wollte, musste ich mich beeilen. Ob Matthial mich noch im Clan akzeptieren würde, wenn ich eine Nacht fort gewesen war, schien mir fraglich. Er ließ sich reizen, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Früher hätte ich ihn besser einschätzen können. Ja, früher ...
    Aus meinem Laufen wurde ein Rennen. Ich kannte die Gegend nur vage, aber ich war sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Der Himmel war schwer und dunkel wie Blei. Es begann zu schneien. Dark Canopy machte die Flocken grau und schwer. Sie sahen aus wie Steine.
    Ein paar der Krähen hatten Interesse an mir gefunden. Immer wieder setzten sie sich vor mich in die Bäume, beobachteten, wie ich sie passierte, und flogen wieder auf. In ihren kleinen, bösen Augen glomm eine Erwartung. Sie ließen mich nicht entkommen.
    Ich lief, bis sich mein Hals anfühlte, als hätte ihn die eisige Luft rau und wund geschmirgelt. Nur kurz pausierte ich und suchte mir ein paar möglichst saubere Stücke Eis, die ich gegen den Durst lutschen konnte. Ich hatte keinerlei Vorräte mitgenommen, damit die anderen nicht argwöhnisch wurden. Sollte ich mich verirren, könnte mein Ausflug tödlich enden. Im Winter fand man kaum Nahrung, bis auf ausgegrabene Kräuter und zähes, erfrorenes Gras. Nicht dass ich umkippte, wenn ich einmal zwei oder drei Tage lang nichts zu essen bekam. Aber eisige Kälte in Verbindung mit wenig Nahrung schwächt den Körper. Man wird müde. Will schlafen. Und dann wird man einfach nicht mehr wach. Nie wieder.
    Die Krähen behielten mich weiterhin im Blick. Die Augäpfel waren der erste Leckerbissen, den sie sich holten - meistens bevor man tot war.
    Eine Gänsehaut zog sich über meine Schultern. Ich beschloss, wieder zu laufen. Der Schmerz im Hals ließ sich ignorieren, wenn ich durch die Nase atmete. Der Schweiß, der meinen Rücken benetzte, zeugte von Körperwärme. Gut. Wer warm war, war nicht tot.
    • • •
    Mein Plan hatte einen Haken. Vielmehr: Mein Weg hatte einen Haken. Der Schnee legte sich wie der räudige Pelz eines Tieres über das Land und verbarg die kleinen Anhaltspunkte, an denen ich mich sonst orientierte. Ich näherte mich dem Versteck von Jamies Clan viel langsamer als gedacht und dazu kam, dass diese verdammte Siedlung gut verborgen lag. Sehr gut verborgen. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Überall, wo der Schnee die Erde nicht verhüllte, stieß ich auf Spuren menschlichen Lebens. Lumpenfetzen, am Alter verreckte Tiere, Blätter, Stiele und abgenagte Kolben von Maispflanzen, Scheißhaufen. Das Dorf musste in der Nähe sein. Warum fand ich es nicht?
    Der Nachmittag dämmerte in den frühen Abend hinein. Es vor Einbruch der Nacht zu Matthials Clan zurückzuschaffen, war aussichtslos.
    Ich trottete in eine Richtung und merkte erneut, dass die Spuren weniger wurden - wieder war ich falsch! Meine Schritte wurden schwerer; nicht weil ich müde wurde, sondern weil ich den Mut verlor. Es war inzwischen so kalt, dass ich glaubte, die Luft um mich herum müsse gefrieren und knisternd zerbrechen, wenn ich mich zu schnell bewegte.
    Wo war dieses verfluchte Dorf? Wie gelang es den Waldleuten nur, ihre Spuren so sorgfältig zu verwischen?
    Die Lösung kam mir derart plötzlich in den Sinn, dass mein Herz zu rasen begann. Natürlich! Ich war eine solche Idiotin! Sie verwischten ihre Spuren.
    Ich war so naiv gewesen zu denken, dass ich ihren Spuren folgen musste. Das Gegenteil war der Fall. Die Spuren waren falsche Fährten. Dort, wo keine waren, musste das Dorf liegen. Ich hatte Stunden zuvor einen Pfad gefunden, kaum mehr als ein Wildwechsel, den ich ausgeschlossen hatte, da dort - von meinen Fußabdrücken im Schnee einmal abgesehen - nichts auf menschliche Existenz hinwies. Mit einem Mal war mir klar, dass dies der richtige Weg sein musste: der einzige Weg ohne Spuren. Ich fand Hoffnung, weil ich nichts fand, und rannte. Mag sein, dass ich unaufmerksam wurde -einen Moment nur, aber der reichte, um in die Falle zu gehen. Aus dem Augenwinkel realisierte ich etwas zu meinen Füßen - eine Schlange? da raschelte es über mir in einer Tanne und ich sah hoch. Ehe mir einfiel, dass im Winter keine Schlangen im Wald herumkrochen, hatte sich das Seil um meinen Fuß festgezogen und ich wurde kopfüber in die Höhe gerissen. Ich wollte schreien, bekam aber nur ein

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