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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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zu klopfen und etwas zu erbitten - Arbeit, Essen, Unterkunft -, war kein Unterfangen, das Erfolg versprach. Man würde mich in den ersten Wochen hassen, weil ich ein weiterer außerplanmäßiger Esser war. Einige Wochen des Misstrauens und der Unfreundlichkeiten hatte ich gerade erst hinter mir. Ich sah an mir herab. Dürr und knochig war ich geworden, die Muskeln harte Stränge unter zerkratzter Haut. Ich konnte mir nicht vorstellen, die Kraft für einen weiteren schwierigen Neuanfang aufzubringen. Gleichzeitig konnte ich so nicht weitermachen. Ich musste wenigstens die Umstände von Neels Tod herausfinden. Ohne dieses Wissen würde es mir nicht gelingen, die Trauer zu besiegen, und das musste ich, wenn ich wieder leben wollte.

3
    spuren weisen wege.
    spuren weisen wege. mitunter die falschen.

    Matthial und ich einigten uns auf einen Kompromiss. Er würde mich zu Jamies Clan begleiten, damit ich meine Fragen stellen konnte. Dafür blieb ich bis zum Frühjahr.
    Ich glaube, er willigte nur ein, weil er wusste, dass ich ohnehin gehen würde. Wenn ich gegen seinen Willen floh, würden mir die anderen, die mir schon lange nicht mehr trauten, gewiss nicht erlauben zurückzukommen, und ich müsste in die Stadt gehen. Matthial befürchtete vermutlich weniger, dass ich dort nur schlechte, harte Arbeit finden würde. Ich denke, er hatte Angst, dass ich den Clan verraten könnte.
    Ich konnte ihn verstehen.
    Die Verantwortung war so groß.
    Josh litt von Tag zu Tag mehr unter der Dunkelheit in unserem Versteck und sorgte sich um die Pferde.
    Kendra und Zac würden ein Kind bekommen.
    Jake begann zaghaft, von einer Städterin zu sprechen, einer früheren Nachbarin seiner Eltern, in die er heimlich verliebt war und die sich immer nach einem Leben außerhalb der Zäune gesehnt hatte.
    Alles deutete darauf hin, dass der Clan in den kommenden Monaten wachsen würde. Vorsicht war geboten, mehr denn je, und so viele Reserven wie möglich mussten aufgespart werden. Ich nahm es Matthial daher nicht übel, dass er unseren Ausflug zu Jamie vorerst verschob. Doch aus ein, zwei Tagen wurden ein, zwei Wochen. Ich wagte kaum zu fragen, weil Matthial permanent unterwegs war. Er schleppte Kerzen, Stoff, Öl, Rauchfleisch und getrocknete Heilkräuter in unser Versteck. Er brachte sauberes, trockenes Feuerholz, das beim Verbrennen kaum rußte, und Schweineschmalz, mit dem wir Kendra, die anstatt dicker immer dünner zu werden schien, etwas aufpäppeln konnten. Niemand fragte, woher er die Sachen hatte. Handel schied aus. Mit wem hätte Matthial handeln sollen? Und vor allen Dingen: mit was?
    Ich zählte die Tage, tat unbeteiligt. Die Asche um mich herum schien zu Stein gefroren und für das Tier gab es kein Entkommen. Doch nach und nach nahm meine Geduld ab und mein Frust zu. Ich gab mein Bestes, dies niemanden merken zu lassen. Der Winter war hart genug und ich hatte ihnen bereits ausreichend Ärger verursacht. Es war an der Zeit, mich zusammenzureißen. Es reichte, wenn die Trauer um Neel mein Leben beherrschte. Die anderen hatten ihn nicht gekannt, ich durfte es ihnen nicht verübeln, dass sie meine Gefühle nicht verstanden.
    Doch irgendwann konnte ich nicht mehr warten. Ich wollte mich nicht länger hinhalten lassen. Ich war das stumme Betteln leid.
    Ich wartete, bis Matthial wieder zu einem Beutezug verschwand, gab mich unauffällig und stahl mich durch tintenschwarze Tunnel davon, während Jake in irgendeine Ecke pinkelte. Nachdem ich zwei Abbiegungen hinter mir gelassen hatte, konnte ich sicher sein, dass er mich auch mithilfe einer Fackel so schnell nicht finden würde. Die alten Kanäle stellten ein solches Labyrinth dar, dass man innerhalb einer Minute unauffindbar war, wenn man es darauf anlegte. Die Dunkelheit bot mir Schutz.
    Ich begann erst, mich unwohl zu fühlen, als ich die Kanalisation verließ. Aus dem schwarzen Schlund hörte ich noch das Kratzen von Rattenpfoten auf Stein, aber es machte mich weniger nervös als das Bomberland, das sich vor mir auftat und mich so schutzlos präsentierte wie ein Stück Fleisch auf einem großen, schmutzigen Teller. Ich sah ein paar Kaninchen in einiger Entfernung kauern und hatte das Gefühl, sie würden mich beobachten. Die Krähen in einem nahen Baum verharrten still und unbeweglich, nachdem sie mich ausgemacht hatten. Mir schauderte.
    Wann war ich zu einer feigen Ratte geworden, die sich nur im Dunklen sicher fühlte?
    Ich zog die Jacke über meiner Brust zusammen und lief los. Der Boden

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