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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Land schieben, damit die Wellen es sich nicht holten, und auch die übrigen Vorräte durften sie nicht einfach so zurücklassen.
    Der Grauhaarige akzeptierte das stillschweigend und die Arbeiten verschafften Neel Zeit, um sich zu sammeln, in Ruhe zu überlegen und sich mit den anderen flüsternd auszutauschen, während der fremde Mensch etwas abseits stand und eine eigenartige Pfeife rauchte, die schmal war wie ein kurzer Bleistift und aus Papier bestand, sodass die Glut sie auffraß.
    Von Josh abgesehen, war sich keiner der fünf sicher, ob es ungefährlich war, dem Mann zu folgen, doch da sie schließlich hergekommen waren, um Kontakt mit Menschen aufzunehmen, wollten sie es riskieren. Was blieb ihnen auch anderes übrig? Abgesehen von einem diffusen Kribbeln in Neels Magen, sprach nichts dagegen, und dieses Kribbeln konnte ebenso gut daher rühren, dass er endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
    Ungern ließ Neel die Dark Destiny aus den Augen. Er hatte das Gefühl, sie noch zu brauchen, und schämte sich dafür. Warum zweifelte er permanent, obwohl dieser Fremdländer so ausgesprochen freundlich zu ihnen war? Er wollte das Gefühl abschütteln, abkratzen wie Schorf von einer Wunde. Aber es war nicht wie Schorf. Es war wie vernarbte Haut.
    So etwas ging nicht mehr weg.
    • • •
    Wenig später saßen sie in einem kleinen Haus aus Stein, das sich hinter einem Hügel versteckt hatte und offenbar dem grauhaarigen Mann gehörte, der sich ihnen als Yonn vorgestellt hatte. Neel, Graves, Joy und Edison pressten sich auf eine Bank, Josh und der Fremdländer saßen auf Stühlen. Kein Kind hätte noch Platz in der Küche gefunden, selbst die dicke Katze des Menschen hatte sich oben auf einen Schrank zurückziehen müssen. Es schien, als wohnte der Fremde normalerweise allein, denn alles war sehr schmal und klein, selbst die Decken hingen niedriger, als Neel es kannte. Vor jedem stand ein Krug oder eine Schale mit einem herben, duftenden Getränk. In Edisons Schale war reichlich Zucker, Neel musste ihn davon abhalten, sich zu schnell auf das süße, aber kochend heiße Getränk zu stürzen.
    Hinter Edisons Rücken spielte Neel mit Joys Finger und hin und wieder spannte er die Bauchmuskeln an, um zu spüren, dass die
    Pistole noch da war. Yonns Gesten nach zu urteilen, schienen sie auf jemanden zu warten und Neel war unsicher, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Yonn hatte zwei Tauben, die hinter dem Haus in einem Stall lebten, freigelassen und zugesehen, wie sie in eine bestimmte Richtung flogen. Dressierte Tiere, hatte Joy erklärt, die eine Nachricht transportieren. Manche Clans hatten sich ähnlich untereinander verständigt. Vermutlich waren die Vögel selbst die Nachricht.
    »Gilde der Wölfe?«, hatte Joy gefragt und Yonn hatte genickt und war ein wenig in sich zusammengesunken, als befürchtete er irgendetwas.
    »Wolf, ja. Wolf.« Daraufhin hatte er immer wieder das englische Wort für »Flüchtlinge« genannt, als sei es das einzige, was er kannte.
    »Was meint er damit? Was sind Flüchtlinge?«, fragte Josh irritiert.
    Joy und Neel antworteten leise und wie aus einem Mund. »Das sind wir.«
    Als Schritte auf dem Kiesweg knirschten und es an der Haustür klopfte, zuckte Neels Hand ungewollt zu seiner Waffe. Joy drückte seine andere Hand und lächelte, aber auch ihr stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Es hatte sicher schon freundlichere Fallensteller gegeben als den alten Yonn.
    Neel wagte kaum zu atmen, als die Besucher eintraten. Es waren ein Mann und eine Frau von Mitte dreißig. Sie trugen Pistolen in geschlossenen Lederhalftern an ihren Gürteln, die allerdings nicht den Anschein machten, als wären sie schnell gezogen. Trotzdem war Neel in Sekundenbruchteilen aufs Höchste alarmiert. Mit Blicken deutete er Graves an, im Notfall Edison zu schützen. Der Mann schien jedoch überaus entzückt von dem, was sich ihm in der kleinen Küche zeigte.
    »Willkommen im Vereinigten Freien Europa«, sagte er. »War eure Reise hart? Was könnt ihr berichten von den Schatteninseln?« Seine
    Stimme klang kehlig und ein wenig unbeholfen, als müsste er über jede Silbe nachdenken.
    Schatteninseln? Nannte man sein Heimatland hier so?
    Die Frau stieß den Mann in die Seite und redete auf ihn ein.
    »Oh«, rief er und wurde ein wenig rot. »Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Jesko, das ist meine Frau Mellenie.«
    Die Frau lächelte zurückhaltend. »Wir sind Mitglieder der

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