Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
lernen, dass Neel nicht mehr da war. Das musste doch möglich sein! Mein Herz konnte es - es schlug einfach weiter. Warum tat sich mein Kopf nur so schwer?
    Ich versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, wann und in welcher Situation ich das letzte Mal gefesselt irgendwohin geführt worden war. Es war ziemlich genau ein Jahr her. Wenige Sekunden nachdem ich Neel das erste Mal gesehen hatte. Damals hatte ich vor Angst gezittert. Heute zitterte ich bloß, weil es saukalt war.
    Wir trotteten los. Ich hinkte ein wenig, konnte aber schon absehen, dass mein Fuß nicht ernsthaft verletzt war. Das Schlimmste war vermutlich die brennende Abschürfung, die das Seil an meinem Knöchel verursacht hatte.
    Nach einigen Minuten Fußmarsch glaubte ich bereits, Feuer und darüber geröstetes Brot zu riechen. Frauen riefen und Kinderstimmen antworteten.
    Ich folgte Myria in das Clandorf und gab mir Mühe, mich nicht allzu neugierig umzusehen. Dennoch sog ich jedes Detail auf.
    Matthial hatte recht gehabt, die Waldleute lebten beeindruckend. Ihre Hütten schmiegten sich wie große, stabile Vogelnester zwischen die Äste der Laubbäume. Ich hatte schon Baumhäuser gesehen, aber nie in solcher Höhe. Ein paar Leute sahen aus den Fenstern nach unten - ich konnte kaum ihre Gesichter erkennen. Zu Füßen der Bäume befanden sich kleine Pferche, teilweise mit Stroh überdacht, in denen Tiere gehalten wurden. Ich sah ein paar wenige Pferde, Dutzende von wohlgenährten Hühnern und ein paar Schafe, deren Geruch sich mit den Aromen von Speisen mischte. An einzelnen Feuern am Boden wurde das Abendessen zubereitet. Wir gingen an zwei Frauen vorbei, die in einem großen Kessel eine Suppe oder einen Eintopf kochten, und angesichts des Dufts lief mir nicht nur der Speichel im Mund zusammen, vor allem begann mein Magen laut zu knurren. Für eine Schüssel mit heißer Suppe hätte ich all meine Fragen noch ein wenig nach hinten verschoben. Allerdings schien niemand daran interessiert, mich durchzufüttern. Die kochenden Frauen wandten sich in aller Deutlichkeit von mir ab und Myrias Gesicht verzog sich leicht, als sie mein Magengrollen hörte.
    Schon als wir das nächste Feuer erreichten, verging mir der Hunger wieder. Eine Gruppe junger Mädchen saß eng beisammen, wärmte sich an den niedrigen Flammen und bereitete Felle für die Weiterverarbeitung vor. Die Tiere waren schon länger tot und offenbar hatte man die Haut nicht sofort abgezogen. Der süßliche Verwesungsgeruch ließ Galle in meiner Kehle aufsteigen. Ausgerechnet hier blieb Myria stehen und winkte einen Mann heran, der zuvor untätig in der Nähe gesessen und über seinen Krug hinweg die schuftenden Mädchen beobachtet hatte.
    »Achte auf unseren Gast«, sagte Myria.
    Er sah weiter mit glasigem Blick zu den Mädchen, während Myria zu einem nahen Baum ging und leichtfüßig eine dort angebrachte Strickleiter emporkletterte. Das Baumhaus schien eines der größeren zu sein, und wenn meine Augen mich nicht täuschten, war es auch weiter oben angebracht als die anderen.
    Nach einigen Minuten kehrte Myria zurück. Hinter ihr kletterte ein Mann das Seil herab, den ich bei einem Tauschhandel, das musste Jahre her sein, schon einmal gesehen hatte: Jamie.
    Er schien keinen Tag älter geworden zu sein, noch immer schmiegten sich drahtige Muskeln eng um seine Knochen. An seinem Körper war kein Gramm Fett zu erkennen, was sein Gesicht aussehen ließ, als wäre es eine Maske. Er musterte mich und für den Bruchteil einer Sekunde schien mein Anblick ihn zu irritieren. Die letzten beiden Meter kletterte er nicht, sondern sprang, kam lautlos auf und federte den Aufprall lässig ab. Der Säufer trollte sich, als hätte er einen scharfen Befehl erhalten. Mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen trat Jamie auf mich zu.
    Als Mars unseren Clan angeführt hatte, war Jamie ein Handelspartner gewesen. Wir hatten ihm Respekt entgegengebracht und die leisen Gerüchte über seine maßlose Strenge, die immer wieder die Runde machten, nie als Gerede abgetan. Wer Jamie einmal in die Augen gesehen hatte, nahm die Geschichten über die grausamen Strafen ernst, mit denen er den Ungehorsam seiner Clanleute ahndete. Angst hatte ich allerdings nie vor ihm gehabt. Ich war keine von seinen Leuten.
    Aber wie sah es nun aus? Mars war weit weg, ob Jamie Matthial als Clanführer akzeptierte, schien nicht so sicher, wie Matthial gerne tat, und die Fragen, die ich mit mir herumtrug, waren von gefährlicher Natur.
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher