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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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rein gar nichts.
    »Ich verstehe«, entgegnete ich, aber ich verstand überhaupt nichts.

4
    vor langer seit kämpften wir um unsere freiheit.
    und nachdem wir sie gewannen, vergaßen wir sie.

    Es mussten an die vierhundert Männer sein, die sich in dem Saal versammelt hatten. Noch nie hatte Neel es erlebt, dass sich derart viele Percents so absolut ruhig verhielten. Doch wenn die Triade sich auf der Empore von ihren Stühlen erhob und die drei Präsidenten mit gen Decke gerichteten Armen nach der Aufmerksamkeit aller Anwesenden verlangten, wagte niemand, auch nur mit dem Fuß zu scharren. Neel stand wie alle anderen bewegungslos, auch wenn die letzten Krusten auf seinen Wangen und Oberarmen juckten und darum bettelten, abgekratzt zu werden. Seine Wunden heilten und er versuchte, das positiv zu sehen, auch wenn ihn manchmal der Drang überkam, sich das ganze vernarbte Gewebe einfach vom Fleisch zu reißen. Es fühlte sich so falsch an. Falsch und fremd, als steckte er in einem Körper, mit dem ihn nichts verband.
    Unter seiner Haut kribbelte es, als versuchten die Membranen sich zu bewegen, um Eindrücke der Außenwelt aufzunehmen. Gerüche, Stimmungen, das leichte Flackern der Luft, das vor Gefahren warnte. Doch die Membranen waren tot. Geschmolzen und zu einer stillen Masse geworden. Gehärtete Lava, wo vorher Leben gewesen war.
    Er wollte sich schütteln, sich kratzen, die Wunden wieder aufreißen, um wenigstens lebendiges Blut zu sehen. Aber er riss sich zusammen, weil alles andere tödlich enden konnte. Und Todessehnsucht verspürte er noch nicht. Dazu fehlte noch ein kleines bisschen Elend.
    Neels Gesicht war auf die Präsidenten gerichtet, Cloud stand neben ihm. Trotz seiner Reglosigkeit war ihm seine Unruhe anzumerken. Es fühlte sich an, als wäre Clouds Körper fiebrig, nur dass es keine Hitze war, die von seinem Körper abstrahlte, sondern irgendetwas anderes: eine heiße, durch die Luft wahrnehmbare Erwartung.
    Cloud hatte alle Bewerbungsmaßnahmen zum Präsidenten erfolgreich absolviert, physische und psychische Tests bestanden, und er hatte die Triade in endlosen Gesprächen davon überzeugen dürfen, ihn unter den Bewerbern auszuwählen. Alle drei Jahre wurde einer der drei Präsidenten gegen einen neuen, von der Triade gewählten, ausgetauscht und seit zwei Legislaturperioden war es Clouds Bestreben, zu ihnen zu zählen. Es war seine letzte Chance. Die Amtszeit eines Präsidenten dauerte neun Jahre. In drei Jahren, wenn wieder ein Platz für einen neuen Anwärter frei würde, wäre Cloud zu alt.
    Neel hoffte aus tiefstem Herzen, dass sich der Wunsch seines Mentors erfüllen würde. Nicht weil er sich selbst einen Aufstieg in der Hierarchie erhoffte - ihm war bewusst, wie ausweglos dieses Bestreben mit seiner zerstörten Haut war sondern weil Cloud den Präsidenten anderenfalls vollkommen umsonst in den Arsch gekrochen war. Neel prasselte ein Schauder über den Rücken und seine Schultern zitterten unweigerlich vor Abscheu. Hoffentlich hatte das niemand gesehen. Sich dem Befehl zu widersetzen, bewegungslos der Triade Respekt zu zollen, zog empfindliche Folgen nach sich. Cloud mochte ein strenger Mann und sofort mit Strafen bei der Hand sein, aber hier, im Hotel, die Etikette zu verletzen, war etwas anderes und konnte einen schnell das Leben kosten. Und Neel stand auf der Beliebtheitsskala nicht gerade weit oben. Seit dem Chivvy und den anschließenden Geschehnissen misstraute man ihm, wohin er auch sah. Andere verachteten ihn, vor allem aufgrund der Tatsache, dass er trotz Verkuppelung, Gefangenschaft und einem entwürdigenden Tauschhandel mit Rebellenabschaum im Rang über ihnen stand.
    Würde er denn jemandem folgen, der halb tot gegen eine paar nichtssagende Privilegien ausgetauscht worden war? Wohl kaum. Früher war er ein Mann mit Überzeugungen gewesen, mit einer eigenen Meinung, für die er Risiken und Kämpfe hingenommen hatte. Heute lebte er seit seiner Genesung ein von den Konventionen vorgegebenes Leben, ohne aufzufallen, ohne die vorgegebene Spur zu verlassen, ohne auch nur ansatzweise quer zu denken. Er tat, was man von ihm verlangte. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch wenn das genau dem entsprach, was Cloud immer gefordert hatte, wozu er erzogen worden war, wurde Neel das Gefühl nicht los, sich verraten und verloren zu haben. Sich Stück für Stück, Gedanken für Gedanken zu vergessen. Er war ein anderer gewesen früher. Ein zufriedener Mann, mit eigenen Ansichten, die es nicht

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