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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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abgestellt hatten, der ein Auge auf Wizards Sattelzug hatte. Es sei denn, sie waren alle auf dem ICW unterwegs: auf dem Weg zur Station in Gladow und dem Preisgeld von fünfzig Millionen Interdollar. Der ICW war der einzige Ort, an dem
sie
jetzt auch gern wäre. Die Aussicht auf den Preis schlüpfte ihr durch die Finger, und ihr gefiel das Gefühl, das dabei zurückblieb, ganz und gar nicht.
    »Hast du Ladung auf deinem Anhänger?«, erkundigte sie sich und fragte sich, ob er vielleicht selbst hinter dem Preisgeld her war.
    »Nein. Du?«
    Also war sein Truck für die Fahrt zur Gladow-Station nicht beladen. Interessant. Was machte er dann hier?
    »Ja. Ich habe an der Arctic Line Station haltgemacht. Dort habe ich eine ganze Ladung Getreide in staatlich versiegelten Containern bekommen. Ich stehe also da wie bestellt und nicht abgeholt«, murmelte sie.
    Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
    Was war nur mit diesem Typ los? »Das bedeutet, dass ich vollbeladen bin und keine Chance habe, zur Station in Gladow zu kommen. Die
Janson
-Fahrer werden dir höchstwahrscheinlich an jeder Füllstation auflauern, die du anlaufen könntest … Und sie werden dich vermutlich umbringen, bevor du deinen Truck beladen kannst. Ich schätze, das wirft dich aus dem Rennen. So ein Jammer. Bist du kein bisschen scharf darauf, die Interdollar zu gewinnen?«
    »Nein.« Er erwiderte ihren Blick, und sie konnte keine Hintergedanken darin erkennen. Er meinte es so, wie er es gesagt hatte. Er hatte kein Interesse an dem Preis.
Da hast du es. Unzurechnungsfähig.
    Gut für sie. Ein Trucker weniger, mit dem sie konkurrieren musste.
    Nachdem sie angehalten hatte, streifte Raina ihre Handschuhe über und zog die Kapuze ihres Parkas über den Kopf, während sie sich aus der Fahrerkabine schwang.
Bob’s Truck Stop
sah im fahlen Tageslicht noch schlimmer aus als in der gnädigen Dunkelheit der langen nordischen Nacht. Eine der Fensterscheiben war zerbrochen und mit Kunststoffglas verbarrikadiert. Das Schild hing schief über dem Eingang, schwang bei jedem Windstoß hin und her und machte dabei ein quietschendes Geräusch, bei dem Raina Zahnschmerzen bekam. Öde, düster, ungastlich. Wie ihre Aussichten. Wenigstens war das Schicksal konsequent.
    Wizard schlüpfte in seinen Parka, kletterte aus der Fahrerkabine und schloss behutsam die Tür hinter sich. Unwillkürlich fiel ihr auf, wie er sich bewegte, diese lässige Anmut, die Vollkommenheit seiner männlichen Erscheinung. Er war groß und kraftvoll und muskulös, und sie fragte sich, wie es sich anfühlen würde, ihn anzufassen …
    Nein. Nein. Nein.
Diesen Gedanken würde sie
nicht
weiterverfolgen.
    Sie hatte Geschichten von Leuten gehört, die im Nördlichen Ödland verrückt geworden waren, die den Sinn für die Realität verloren hatten. Ja. So musste es sein. Diese Erklärung gefiel ihr deutlich besser als die Möglichkeit, dass sie sich zu einem nichtsnutzigen Gun Trucker hingezogen fühlte.
    Die Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtend, sah sie sich in der Umgebung um. Die
Janson
-Fahrer waren anscheinend schon lange weg – das war die erste gute Sache, die ihr seit langem passierte. Wenn man an so etwas wie Glück glaubte. Manchmal dachte sie, sie würde daran glauben, aber meistens glaubte sie nur an sich selbst.
    »Hey, Mann, ist das dein Truck?«, erklang die Stimme eines Jugendlichen, in der eine Spur von Arroganz mitschwang.
    Raina drehte sich um und erblickte eine Horde schmutziger Teenager, die an der Seite des Trucks entlang auf sie zukamen, die dreckigen Gesichter hager vor Hunger. Sie konzentrierten sich auf Wizard, ließen ihn nicht aus den Augen. Wahrscheinlich sahen sie in ihr keine Bedrohung.
    Diese Kids rammten einem eher ein Messer in den Körper, als zu reden. Aus gutem Grund. Mord war oft der einzige Weg, um zu überleben. Das Neue Kommando versprach Essen auf jedem Tisch, ein warmes Zuhause für jeden. Nur schienen Waisenkinder der Siedler des Nördlichen Ödlands nicht unter »alle« zu fallen, endeten auf sich allein gestellt, suchten nach einer Möglichkeit zu überleben und warteten einfach nur darauf, dass sie an der Reihe waren zu sterben.
    Der Gedanke widerte sie an. Sie wusste, wie verzweifelt diese Kinder waren. Sie war nicht viel anders aufgewachsen als sie – nur einen Schritt davon entfernt, zu erfrieren oder zu verhungern oder wegen einer Brotkruste erstochen zu werden. Ein Zuhause. Familie. Was zur Hölle wusste sie schon darüber? Ihr waren nur die

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