Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin

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unterschwelliger Wandel, und mit einem Mal wirkte er nicht mehr so entspannt. Plötzlich bemerkte sie eine Schärfe an ihm.
    »Meine Versprechen sind für mich Gesetz.« Sein Tonfall war knapp. »Ich habe Sam Bowen versprochen, dass ich eine befristete Lizenz besorgen würde …«
    »Nein. Du hast
mir
das Versprechen gegeben – Raina Bowen. Sam war nie Teil dieses Deals.«
    »Präzisierung zur Kenntnis genommen. Zu dem Zeitpunkt kannte ich meine Kontaktperson nur unter dem Namen Bowen und habe die logische Schlussfolgerung gezogen, dass es Sam wäre, der meine Dienste in Anspruch nehmen will.«
    »Ja, klar.«
    »Als
Janson Transport
sich weigerte, die Lizenzen zu verkaufen, habe ich sie gestohlen«, fuhr er fort. »Die Zeit, die der Diebstahl gedauert hat, fehlte mir, um pünktlich zu der Verabredung zu kommen. Wenn du nicht die Aufmerksamkeit auf dich gelenkt hättest, indem du mich eingeladen hast, auf deinem Scooter mitzukommen, hätte ich die Angelegenheit geregelt, dich dann kontaktiert und die Lizenz wie abgesprochen übergeben.«
    Raina schnaubte verächtlich. Der Kerl war wirklich strohdumm. »Eine gestohlene Lizenz ist nicht das Techplast wert, auf das sie gelasert ist.«
    »Das ist mir klar. Ich habe lediglich versprochen, eine Lizenz zu besorgen. Es gab keine Vereinbarung darüber, was diese Lizenz nach der Übergabe wert sein soll. Im Übrigen war Sam Bowen nicht da, um die Lieferung entgegenzunehmen. Seine Abwesenheit macht meine Verpflichtung hinfällig.«
    Bei seinen Worten zog sich ihr Innerstes zusammen. Sam hatte die Lieferung nicht entgegennehmen können, weil er tot war – sein Bauch aufgeschnitten, seine inneren Organe ein dampfender Haufen im kalten Schnee. Es war das einzige Mal in seinem Leben gewesen, dass er zuerst an sie und nicht an sich selbst gedacht hatte, und dann hatte er sich umbringen lassen, ehe sie ihm dafür hatte danken können, ehe sie ihm hatte sagen können, was sie ihm schon immer hatte sagen wollen – nein, sagen
müssen.
Sie warf Wizard einen Blick zu und zwang sich dazu, weiterzureden, obwohl ihr Hals mit einem Mal wie zugeschnürt war.
    Ja, so war Sam gewesen. Erzählte ihr von einer Schwester, von deren Existenz sie nicht einmal gewusst hatte. Ließ sich aufschlitzen. Und starb dann einfach.
    »Was sollte irgendjemand mit einer Lizenz anfangen, die er nicht benutzen kann?«
    »Ich habe lediglich versprochen, die Lizenz zu besorgen«, wiederholte er.
    »Ja. Ich hab’s verstanden. Du hast lediglich versprochen, die Lizenz zu besorgen.« Ungeduldig deutete sie auf die eisige Steppe vor ihrem Fenster. »Die im Augenblick so nützlich ist wie ein Bikini.«
    Wizard schwieg einen Moment lang. Die Stille hielt lang genug an, dass Raina zu ihm blickte. »Als Kleidungsstück einen Bikini zu wählen wäre schlecht, wenn man die niedrigen Temperaturen betrachtet«, führte er ernsthaft aus.
    Sie seufzte. Strohdumm.
    Wizard beugte sich ein Stückchen vor, schob seine Hand in die hintere Hosentasche und zog ein kleines rechteckiges Stück Techplast hervor, auf dessen Vorderseite ein Hologramm-Zeichen gelasert war. Die wertlose befristete Lizenz. Erstaunt starrte Raina ihn an, suchte nach einem Anzeichen, dass er einen Scherz machte – vergeblich.
    Sie stieß seine Hand zur Seite und schüttelte aufgebracht den Kopf, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die weiße Eiswüste richtete, die als Straße diente. »Was ist nur mit dir los? Einige Dinge, die du sagst, die Art, wie du denkst … Es kommt mir fast so vor, als hättest du einen Computerchip in deinem Kopf. Oder als wärst du einer dieser Rassehunde des Neuen Kommandos, die nach etwas schnappen, nicht mehr loslassen und diese Beute wie eine Trophäe hin- und herschütteln.«
    »Ein nicht sehr schmeichelhafter Vergleich«, entgegnete er ohne Verärgerung.
    »Findest du?« Sie schaltete runter und fuhr langsamer, während sie gleichzeitig das Fenster schloss. Wizard schien die Kälte nichts auszumachen, doch sie hatte genug davon. »Da ist
Bob’s.
Sieht ziemlich verlassen aus.«
    Der Truck Stop wirkte menschenleer. Selbst die schäbigen Gebäude, in denen die Kellnerinnen und Barkeeper untergebracht waren, sahen wie ausgestorben aus. Die Leute schliefen alle noch.
    Langsam glitt Wizards Blick über das gefrorene Areal, das als Parkplatz diente. Zumindest war er so vernünftig, nachzuschauen, ob Ärger drohte. Es waren keine
Janson
-Trucks zu sehen, und Raina fragte sich unwillkürlich, warum sie niemanden