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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Luxus. In diesem Teil der nördlichen Hemisphäre gab es nur noch wenige Bäume.
    »Sie sollte ihn nicht aufsuchen. Deine Leute hatten sich eigentlich um ihn kümmern sollen, ehe er sie treffen konnte.« Er hielt inne und fuhr dann mehr zu sich selbst als an seinen Gesprächspartner gewandt fort: »Mutter tot. Vater tot. Nie lange genug an einem Ort, um Freundschaften schließen zu können. Ich habe dieses Ende jahrelang geplant und darauf hingearbeitet. Ich wollte, dass sie vollkommen und unwiderruflich allein ist. Nervös, ängstlich, eingeschüchtert davon, immer über die Schulter sehen zu müssen und ewig auf der Flucht vor mir zu sein …« Er trat zu seinem Untergebenen, bis er nur noch Zentimeter von dem schwitzenden, stammelnden Idioten entfernt war, der bei der Tür stand. »Fehler sind so teuer.« Er konnte die Panik des Mannes inzwischen riechen, kräftig und scharf. Herrlich. »Erinnerst du dich an John Brooker? Deinen Vorgänger?« Er ließ die Frage kurz in der drückenden Stille hängen, die entstanden war. »Nun, Earl? Erinnerst du dich?«
    »Ja, Sir«, murmelte Earl, die Augen zu Boden gerichtet, so dass sein langes, schmieriges Haar nach vorn fiel.
    »Ein unglücklicher Unfall. Er geriet in die Messer eines Mähdreschers, als er eine Routinekontrolle unternahm … Furchtbar. Furchtbar. Es hat Tage gedauert, bis er starb. Die Ärzte nahmen ihm immer mehr infizierte Gliedmaßen ab – so lange, bis nichts mehr übrig war, das sie noch hätten wegschneiden können. Tragödien passieren so unerwartet.« Duncan wartete, damit die Andeutungen Zeit hatten, vollständig zu dem Mann durchzudringen, ehe er fortfuhr. »Der Söldner Wizard ist eine Unannehmlichkeit, ein Dorn in meinem Auge, den ich nicht ignorieren kann. Ich hätte ihn schon vor Jahren umbringen sollen, aber ich fand sein Dilemma irgendwie unterhaltsam. Jetzt belustigt er mich nicht mehr. Lebendig oder tot. Wie auch immer. Sein Leben ist mir egal. Ich will einfach nur, dass er weg ist.«
    Earl räusperte sich. »Betrachten Sie es als erledigt, Mr. Bane.«
    »Ausgezeichnet. Und bezüglich Miss Bowen … Ach, bei ihr sieht die Sache ganz anders aus. Ich will sie lebend und unbefleckt. Niemand rührt sie an.« Er lächelte und stellte sich das Gefühl ihrer zarten Haut vor, das Geräusch ihrer angstvollen Schreie. »Sie anzurühren ist ein Vergnügen, das ich für mich beanspruche. Du hast drei Tage.«
    »Ja, Sir.« Earl verstand, dass er gehen sollte. Langsam zog er sich zurück, fast wie ein sich ständig verbeugender, kriechender Untertan, der sich von seiner Majestät verabschiedete.
    »Earl?« Duncan hielt ihn zurück, als er gerade die schwere Tür öffnen wollte. »Unsere Verbündeten im Nördlichen Ödland wären sehr verstimmt, wenn jemand anderer als ein
Janson
-Fahrer die Lieferung als Erster abgeben würde.«
    Es juckte ihn in den Fingern, über die schwarze Lederaugenklappe zu streichen. Unbarmherzig unterdrückte er diesen Drang. »Der Schein ist das Wichtigste, verstehst du? Es muss ein
Janson
-Fahrer sein, der das Rennen nach Gladow gewinnt.«
    »Ja, Sir.« Earl schluckte und schlüpfte hinaus. Die Tür fiel leise hinter ihm ins Schloss.
    »So ein begrenzter Wortschatz.« Duncan schüttelte den Kopf und lief über den antiken, handgeknüpften Perserteppich, der auf dem Boden lag und ein unbezahlbares Artefakt einer längst vergangenen Ära war.
    Er sank in den ergonomisch geformten Sessel hinter seinem Schreibtisch und drückte einen Knopf. Ein Hologramm der Erde erschien, in dem die Grenzen des Nördlichen Ödlands in Rot markiert waren und der ICW in Grün gekennzeichnet war. Das Neue Kommando hatte Regeln, was den ICW betraf. Alle Trucker hatten dieselben Rechte. Es gab keine Sonderbehandlung einer einzelnen Firma. Um Bestechungsgelder kümmerte man sich streng und unverzüglich.
    Duncan lächelte und war zufrieden mit seiner Arbeit. Schließlich hatte er als Kopf des Komitees für fairen Verkehr auf dem Intercontinental Worldwide geholfen, diese Regeln zu verfassen. Es war so leicht gewesen, diejenigen hinters Licht zu führen, die nur sahen, was sie sehen wollten. Er betrachtete die dünne grüne Linie, die sich durch den Alberta Corridor schlängelte, nördlich der Station in Dorje entlang und dann über den Nunavut-Pass. Der längste Highway, der je gebaut worden war. Laut dem Neuen Kommando der sicherste Highway der Welt.
    Beschränkte, dumme Idioten. Die Politiker konnten so viel reden und posieren wie sie wollten.

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