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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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die er angesagt hatte, denn sie konnte ihr Ziel in der Finsternis vielleicht nicht sehen, aber Wizard unterlag solchen Beschränkungen offenbar nicht. Es ärgerte sie maßlos, dass sie von jemand anderem abhängig war – selbst wenn es nur um Richtungsangaben ging. Eigentlich war es sogar mehr als nur Verärgerung. Sie wollte, sie
musste
vollkommen unabhängig bleiben. Jemandem zu vertrauen ging ihr gegen den Strich.
    Und hatte Wizard sich nicht schon als unzuverlässig erwiesen? Er hatte ihr eine verdammte
gestohlene
Lizenz gebracht. Und er hatte über die verfluchten Waffen Bescheid gewusst.
    »Dort«, sagte er wieder, und diesmal sah sie es auch: eine enge Spalte in der senkrechten Oberfläche einer Wand aus Eis.
    Sie lenkte den Truck durch die beengte Öffnung, hielt an und hoffte, dass sie weit genug in der schmalen Höhle standen, um nicht gesehen zu werden. Ihr Herz hämmerte noch immer wie wahnsinnig, ein Rausch mit einer hässlichen Dosis Angst vermischt. Zitternd stellte sie den Motor ab und fühlte, wie sich die Kälte und die Dunkelheit um sie schlossen.
    Ohne etwas sehen zu können, griff Raina nach hinten, nahm sich ihren Parka und schob die Arme durch die Ärmel. Es würde eine lange, kalte Nacht werden, eine Nacht voller ungenutzter Möglichkeiten. Während sie sich hier wie die Maus im Mauseloch vor den Eispiraten versteckte, verlor sie wertvolle Zeit. Die anderen Trucker würden gen Gladow rasen, den Sieg in greifbarer Nähe, während sie …
    »Ach, Scheiße.« Sie schlug mit der Hand auf das Lenkrad, als die Erkenntnis sie traf. »Verfluchte Scheiße.«
    »Was?« Wizards Stimme drang zu ihr herüber.
    »Kein Getreide. Keine Siedler. Kein verdammter Preis.« Sie kämpfte die Welle der Enttäuschung nieder, die sie zu überrollen drohte. Das war nicht anders zu erwarten gewesen. Rückschläge waren ihr nicht neu; doch sie hatte wirklich mit dem Preisgeld gerechnet. Das Bild ihres eigenen Zuhauses, irgendwo in einer warmen Gegend, verblasste vor ihrem inneren Auge. Es war nicht nur die Wärme, die versickerte; es war die Hoffnung, dass sie lange genug an einem Ort bleiben könnte, um Wurzeln schlagen oder vielleicht sogar Freundschaften schließen zu können – ein Luxus, der ihr bisher nie vergönnt gewesen war. Dass ihr jemand wichtig wurde, dass Menschen ihr nahe genug kommen durften, damit sie einander etwas bedeuteten, war einfach zu gefährlich. Einer von ihnen könnte am Ende sterben.
    Aber wenn sie das Ödland hätte verlassen können, wenn sie sich den Weg in den Äquatorialstreifen hätte erkaufen können, weg von Bane und seinen Untergebenen, dann hätte sie die Chance auf ein Leben gehabt, eine Chance, Beth zu sich zu holen und ein Heim, eine Familie zu haben. Schmerz schnürte ihr die Kehle zu. Dieser Traum war in diesem Moment ausgeträumt.
    Während Raina darum kämpfte, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten, zwang sie sich dazu, ihre knappen, schnellen Atemzüge zu verlangsamen und wieder ruhiger Luft zu holen.
    »Warum kein Preis?« Wizard. Immer gelassen. Immer so kühl wie das verfluchte Eis, in dem sie sich versteckten.
    Was war er? Begriffsstutzig? »Kein Preis, weil es
kein Scheißgetreide
gibt. Es gibt nur eine Ladung Waffen, die nicht für die Siedler bestimmt ist. Ich verwette meinen Truck darauf, dass sie an die Plünderer übergeben werden soll. Und die Plünderer haben eben anscheinend entschieden, sich ihre Beute ein bisschen früher zu holen.«
    »Der Preis geht an denjenigen, der seine Ladung als Erster an der Station in Gladow abliefert. Du könntest es noch immer schaffen«, erklärte er sachlich. »Unabhängig davon, was es für eine Ladung ist.«
    Für diese Bemerkung wollte sie ihn schlagen. Er kapierte es einfach nicht. Es kam ihr vor, als würde ihm der Gefühls-Chip fehlen oder so.
    »Ich liefere keine Waffen an Mörder aus«, erwiderte sie.
    Das Schweigen, das folgte, dauerte so lange, dass sie schon glaubte, er würde nichts mehr dazu sagen. Doch dann erklärte er ruhig: »In Ordnung.«
    Eine Maschine. Er war eine verfluchte Maschine. Er verstand es
nicht.
Sie war sich sicher, dass er es nicht begriffen hatte, und plötzlich hatte sie ein Ziel für den Strudel ihrer Empfindungen – Angst, Adrenalin, Wut, Enttäuschung, er war die Zielscheibe für all das.
    »Was soll das? Fühlst du überhaupt
nichts?
Ich liefere die verdammten Waffen, und sie werden benutzt, um Kinder zu erschießen. Oder die Eltern zu ermorden und die Kids am Leben zu lassen, so

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