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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Wizard … Wie …« Sie holte Luft. »Wie heißt du? Ich meine, wie lautet dein richtiger Name?«
    Er musterte sie und wirkte verwirrt.
    »Dein
echter
Name …«, beharrte sie.
    »Wizard ist mein Name.«
    »Deine Eltern haben dich Wizard genannt?«
    Ein kurzes Zögern folgte. »Nein.«
    »Also hast du dich in Wizard umbenannt? Amtlich beglaubigt?«
    »Nein.«
    Sie stützte sich auf den Ellbogen und starrte ihn an. »Ich kann weiter Fragen stellen. Und du kannst weiter einsilbige Antworten grunzen. Oder du kannst es mir einfach sagen. Ich fände es besser, wenn du es mir einfach sagen würdest.«
    Diesmal war das Zögern länger. Lange genug, dass sie sich ernüchtert und etwas traurig fühlte. Dann sagte er: »Die mir zugeteilte Registriernummer lautet WZRD 839 . Ich habe den Namen Wizard gewählt. Er schien mir geeignet.« Er drehte sich so, dass sie sein Tattoo erkennen konnte. »Wenn du genau hinschaust, kannst du die ursprünglichen Buchstaben und Ziffern noch erkennen. Obwohl ich mir mit dem Design Mühe gegeben habe, konnte ich die Überreste meiner Registriernummer nicht vollkommen auslöschen.«
    Entsetzt hob Raina die Hand, um mit den Fingerspitzen über das tätowierte Muster zu fahren, das seinen Arm umgab. »Du meinst, dass du keinen Namen hattest? Dass du nur eine Nummer warst?«
    Er nickte. »Korrekt.« In seinem Ton schwang kein Groll mit, seine Miene zeigte kein Selbstmitleid. Sie bewunderte ihn für seine Fassung.
    »Was ist mit deinen Eltern?«
    »Ich weiß nichts über meine Erzeuger. Ich war einer von einigen experimentellen Nachkommen in einem Labor der Alten Führung. Die Tests blieben ergebnislos, und das Experiment wurde unter unerwarteten Umständen abgebrochen.«
    Raina starrte ihn an. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte, und konnte das, was er gesagt hatte, nicht einordnen. Er war ein Experiment.
Gott.
Sie konnte es nicht fassen. Dennoch erinnerte sie sich dunkel an etwas, eine Geschichte, die sie im Laufe der Jahre ab und zu gehört hatte und in der es um ein Experiment der Alten Führung ging, das schiefgelaufen war. Sie hatte es für ein Märchen gehalten, das Eltern ihren Kindern erzählten, um sie zum Gehorsam zu erziehen. »Was für unerwartete Umstände?«
    »Krieg.« Er zuckte mit den Achseln. »Als Sam Bowen uns fand, wies er uns an, uns Namen auszusuchen, damit wir uns besser in die Gesellschaft einfügen konnten.«
    »Du hast
uns
gesagt. Wer ist
uns?
« Sie schüttelte den Kopf. »Und du hast Sam erwähnt. Was zur Hölle hat Sam mit alldem zu tun?«
    »Ich war eines von drei Versuchsmodellen, die überlebt haben.«
    Sie erschauderte, und ihr wurde leicht übel. Eines von drei Versuchsmodellen. Er sprach über sich selbst nicht einmal als menschliches Wesen. Aber sie wusste, dass er eines war. Wo auch immer seine Wurzeln lagen, in welchem Labor auch immer er aufgewachsen sein mochte, er war noch immer ein Mensch. Sie hatte erlebt, wie freundlich er die Waisenkinder behandelt hatte. Sie wusste, dass er alles tun würde, um das Rebellen-Camp zu beschützen – selbst vor ihr. Sie hatte unter ihm gelegen, hatte gefühlt, wie sein Verlangen gewachsen war, hatte die Zärtlichkeit seiner Berührungen gespürt.
    Sie hatte ihn bluten sehen.
    Er war ein Mensch.
    Doch sie verstand, was er nicht ausgesprochen hatte, was aber dennoch in seinen Worten mitschwang. Sie verstand es wirklich. Manchmal, wenn die Alpträume zu real wurden, wenn sie zum Überleben Dinge tun musste, die sie kaum ertragen konnte, zweifelte sie an ihrer eigenen Menschlichkeit.
    In gewisser Hinsicht waren sie verwandte Seelen. Wizard zeigte keine Emotionen, und vielleicht verspürte er auch tatsächlich keine, doch sie bezweifelte das. Sie war geübt in dem, was Sam ihr beigebracht hatte, war geübt darin, ihre Gefühle zu verbergen. Das bedeutete nicht, dass sie keine Gefühle hatte; es bedeutete nur, dass sie gelehrt worden war, sie nicht zuzulassen. War Wizard wie sie?
    Es war zu schwierig, diese Fragen zu stellen. Stattdessen flüsterte sie: »Und Sam? Was hat Sam damit zu tun?«
    »Sam Bowen war der Commander der Spezialeinheit, die uns in einer unterirdischen Regierungseinrichtung in der Wüste einer Region, die früher mal Nevada hieß, gefunden hat. Der Zweite Adelskrieg führte zur nuklearen Zerstörung und zum Fall der Alten Führung. Die Einrichtung wurde verschüttet. Vergessen.«
    Verschüttet. Vergessen. Wie in den verrückten, haarsträubenden Geschichten, die sie gehört

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