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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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erinnerte sich an die Gesichter der Kinder hier im Rebellen-Camp und an die Gesichter ihrer Mütter. Mit einem Schaudern stellte sie sich vor, dass sie tot wären.
    »Verdammte Scheiße. Ich habe sie hierhergeführt. Ich. Sie müssen mir gefolgt sein. Das ist meine Schuld.« Zorn kochte in ihr hoch – auf sich selbst, weil sie so unvorsichtig gewesen war, und auf die Piraten, weil sie ihr gefolgt waren.
    Yuriko hielt einen Moment lang die Hand hoch, sprach einige knappe Befehle in ihr Headset und sagte dann: »Ich habe deine Sorge zur Kenntnis genommen, doch wir sind schon vorher angegriffen worden, als unser Camp noch an einer anderen Stelle war.« Raina fiel unwillkürlich auf, wie ähnlich sie Wizard klang. »Manchmal finden uns die Eispiraten – egal, wie viel Mühe wir uns geben.«
    Raina atmete scharf ein und wägte Yurikos Worte ab. Wenn es stimmte, was Yuriko sagte, dann war es nicht ihr Kampf. Dann sollte sie verflucht noch mal hier verschwinden.
    Wieder tauchte Bens geschundenes Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Er hatte die Schläge ertragen, um sie zu schützen. Eine Frau, die er nicht einmal kannte. Ein tapferer Junge. Wie sollte sie also mit der Schuld weiterleben, nicht dasselbe für ihn getan zu haben? Sie war hier in diesem Rebellen-Camp, und sie würde mit ihnen kämpfen, denn wenn sie ging und wenn sie starben, würde sie die Gesichter dieser Kinder jede Nacht in ihren finstersten Träumen sehen. Es gab schon genug Dämonen, die sie verfolgten, und sie hatte nicht vor, noch eine Horde toter Kinder hinzuzufügen.
    Mit schonungsloser Ehrlichkeit dachte sie an Sawyer und Jake und Alba. Sie waren ihre Freunde. Sie konnte nicht einfach gehen und sie mit dieser Bedrohung allein lassen. Ohne dass es ihr bewusst aufgefallen wäre, waren all diese fremden Menschen ihr ans Herz gewachsen, ihre Freunde geworden.
    Auf dem Weg zu ihrem Truck verfiel sie in einen leichten Trab und spürte, dass Yuriko direkt hinter ihr war.
    »Talen, bring die Kinder und Alten in Sicherheit«, sagte Yuriko in ihr Headset. »Juan, Scharfschützen-Formation, Gruppe B in den Westquadranten. Robert, Trey, Gruppe C zu mir. Wir haben Waffen auszuladen.« Es entstand eine kurze Pause, dann fügte sie hinzu: »Vortrupp, los. Folgt dem Sigma-Protokoll.« Ihre Stimme klang angespannt, als sie mit den Worten schloss: »Erlebt den Frieden.«
    Raina fragte sich, was das sollte, als sie ihren Truck erreichte und mit der Faust gegen die Seite schlug. »Steh auf, Wizard«, rief sie, während sie den Türgriff packte und sich auf das Trittbrett schwang.
    »Wizard ist nicht mehr da.« Etwas in Yurikos Stimme jagte ihr einen Schauder über den Rücken, und sie musste an den seltsamen Satz denken, den Yuriko zuvor gesagt hatte.
Erlebt den Frieden.
Wie in …
Sterbt nicht?
    »Also … äh … wo ist er dann?«, fragte Raina und gab sich betont locker, obwohl sich ihr Innerstes anfühlte, als hätte jemand einen glühenden Schürhaken hineingerammt.
    »Er führt den Vortrupp an.«
    »Den Vortrupp?« Langsam drehte Raina sich zu Yuriko um. Ihr gefiel der Klang der Worte nicht. Der Knoten in ihrem Innern wurde noch fester, und sie kämpfte den Drang nieder, sich auf den Boden zu kauern und die Arme um sich zu schlingen. Das würde den Schmerz nicht lindern. Und es würde Wizard nicht davon abhalten, sich umbringen zu lassen. Ihr Instinkt flüsterte ihr ein, dass er auf Ärger zusteuerte.
    Yuriko stand etwas unterhalb von ihr auf dem Boden vor dem Truck und beobachtete die bedrohlichen Trucks, die stetig näher kamen. Raina folgte ihrem Blick. Einige Schneemobile zischten über die gefrorene Ebene auf die Eispiraten zu. Die Fahrer trugen keinen Körperschutz, und die baumlose Steppe bot ihnen keinen Schutz, keinen Unterschlupf vor den riesigen Geschütztürmen auf den Sattelzügen der Eispiraten.
    Erlebt den Frieden.
Aber das werden sie nicht, dachte Raina. Kein Einziger von ihnen würde überleben – nicht auf ihren Schneemobilen gegen die mit Metall verstärkten Trucks.
    Toll. Einfach toll.
Da sie gerade über das »Lieben und Verlassen« sprach. Bevor sie überhaupt die Gelegenheit hatte, zu entscheiden, was zur Hölle sie für Wizard empfand, war er dabei, sich in winzige blutgetränkte Stückchen zerreißen zu lassen.
    »Warum zum Teufel nennt ihr es nicht einfach das ›Selbstmordkommando‹?«, fauchte sie.
    »Das tun wir ja.« Yuriko sah sie an, und ihre grauen Augen waren denen von Wizard so ähnlich – kühl wie poliertes

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