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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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verstanden.
    »Wie geht es der Pflanze?«, erkundigte Yuriko sich. »Wächst und gedeiht sie?«
    »Bis jetzt habe ich sie jedenfalls noch nicht umgebracht.« Raina klopfte auf den freien Platz neben sich, und Yuriko nahm die wortlose Einladung an und kletterte anmutig auf die kalten Steine.
    Raina starrte zum Horizont. Das Ödland erstreckte sich endlos in alle Himmelsrichtungen, offen, frei. Sie schluckte, als sie an Wizard und Yuriko denken musste, die jahrelang in dem winzigen Labor gefangen gewesen waren. »Wie war es damals? Wie habt ihr es geschafft … zu überleben, ohne verrückt zu werden?«
    Seltsamerweise fragte Yuriko nicht, wovon Raina sprach. Sie antwortete, als wäre Rainas Frage nicht aus dem Nichts gekommen. »Kinder im ganzen Nördlichen Ödland wühlen und scharren nach jedem Krümel Essen, kämpfen in einer schier aussichtslosen Situation jeden Tag um ihr Leben, versorgen gegenseitig ihre Wunden, wobei sie manchmal tatsächlich Operationen an dem anderen oder sogar an sich selbst durchführen müssen, und du fragst mich, wie
ich
überlebt habe? Ich hatte eine warme Unterkunft, es war trocken und ich bekam genug zu essen. Der menschliche Geist ist stark, Raina. Es gibt Menschen, deren Wille nicht zu brechen ist. Die harten Umstände, jede Tragödie sind nur dazu da, um ein stärkeres Wesen zu formen. So war es für Wizard, so war es für mich.«
    Ein stärkeres Wesen zu formen. War es das, was die harten Umstände aus ihr gemacht hatten?
    »Er hat gesagt, dass es noch ein drittes Kind gab …«
    Yuriko blickte sie eindringlich an. »Er hat dir von Tatiana erzählt?«
    »Er hat wenig gesagt. Nur, dass mit euch beiden zusammen noch ein Kind im Labor war.«
    Yuriko zögerte, ehe sie sagte: »Das ist eine Geschichte, die er erzählen sollte, Raina. Ich werde dir nur sagen, dass Tatiana tot ist und dass ihr Leiden lang und schrecklich war.« Sie klang unendlich traurig, als hätte die Erinnerung an das Leid ihrer Schwester sich in ihre eigene Seele gebrannt.
    »Ich wünschte …« Raina rutschte hin und her und starrte auf den gefrorenen Boden, unsicher, was sie sich eigentlich wünschte. Es gab keinen Weg, die Vergangenheit zu ändern, keinen Weg, den Schmerz über den Verlust zu lindern.
    »Raina Bowen.« Yurikos weiche Stimme riss sie aus ihren qualvollen Grübeleien. »Wir bekommen Besuch.«
    Ihr Kopf schoss hoch, und sie folgte Yurikos Blick zu einem dunklen Fleck, der die saubere, kalte Linie der winterlichen Landschaft durchbrach. In weiter Ferne – Trucks. Mehr als einer. Mehr als ein Dutzend, wenn sie es richtig deutete.
Janson
-Leute? Vielleicht, doch ihr Bauchgefühl sagte nein.
    »Plünderer. Zwölf Trucks. Geschuppte Außenhaut. Geschütztürme. Plasmakanonen auf den führenden drei Sattelzügen«, sagte Yuriko, und einen Moment lang glaubte Raina, sie würde mit ihr sprechen. Dann wurde ihr klar, dass die Kommandeurin in ein kleines Headset sprach und die Informationen für ihr Rebellenteam bestimmt waren.
    Plünderer. Es mussten verfluchte Plünderer sein.
    Mit einem Mal verspürte Raina ein Schuldgefühl, das ihr einen schmerzhaften Stich versetzte. Höchstwahrscheinlich hatten sie und Wizard sie hierhergeführt.
    Sie blinzelte und starrte zum Horizont. Alles, was sie erkennen konnte, war eine dunkle unförmige Masse. Die Fahrzeuge waren noch immer so weit entfernt, dass sie nicht einmal die einzelnen Formen unterscheiden konnte, ganz zu schweigen von der Beschaffenheit der Trucks oder der Ausstattung mit Waffen. Aber Yuriko konnte jedes noch so winzige Detail erkennen. Ihre Fähigkeit zu sehen war unglaublich.
    Der Wind ließ einen Moment lang nach, und Raina bemerkte die Stille. Die leisen Geräusche aus dem Camp – das Lachen eines Kindes oder die Schritte der Wachen auf dem gefrorenen Schnee – waren verschwunden. Sie sah sich um und konnte niemanden entdecken, keine Spur von Menschen. Selbst die Hunde waren nicht mehr in ihrem Zwinger. Das Lager war abgesichert, und nirgends waren noch Spuren menschlicher Anwesenheit zu erkennen. Offensichtlich waren sie und Yuriko nicht die Einzigen gewesen, denen die Ankunft der ungebetenen Gäste aufgefallen war.
    Raina blickte wieder zum Horizont. Der dunkle Fleck war mittlerweile doppelt so groß geworden. Sie nahm an, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis auch sie die unterschiedlichen Formen der Piraten-Trucks erkennen konnte. Ihre Gedanken wanderten zu Ben, seinen Freunden, sogar zu Hund Spike, den sie bei sich hatten. Sie

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