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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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auf den Weg zum Arzt.
    Ben tauchte an ihrer Seite auf. »Das war toll«, sagte er und wippte vor Aufregung auf seinen Fußballen auf und ab. »Du und Wizard, ihr habt es denen gezeigt.«
    Es war vollkommen unerwartet und irgendwie befremdlich, als er unvermittelt die Arme um sie schlang und sie kurz drückte, ehe er zurückwich und nervös lachte.
    Raina verbiss sich ein gequältes Stöhnen und schluckte den Kloß, der sich vor Rührung in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter.
    »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, Raina. Echt froh.«
    »Genau wie ich«, murmelte sie und konzentrierte sich darauf, aufrecht stehen zu bleiben.
    Ben runzelte besorgt die Stirn. »Dir geht es nicht gut.« Er schmiegte sich an ihre gute Seite, griff ihren Arm, legte ihn sich über die Schultern und stellte sich sozusagen als Krücke zur Verfügung. »Aber bald ist alles in Ordnung. Sobald wir beim Arzt waren, bist du wieder so gut wie neu.«
    Raina stützte sich auf ihn und empfand eine tiefe Dankbarkeit. Der Junge mochte sie, und es war ihm offenbar nicht egal, ob es ihr gutging oder nicht. Die Erkenntnis war verwirrend.
    Zusammen stolperten sie vorwärts, einen Schritt nach dem anderen, bis Ben stehen blieb und zum gegenüberliegenden Ende des Camps starrte. Raina folgte seinem Blick und befeuchtete ihre Lippen. Es war eine schnelle, nervöse Bewegung mit der Zungenspitze.
    Wizard. Er stand wie erstarrt da und beobachtete sie. Ihr stockte der Atem, als sie sah, wie er sich als Wachposten aufstellte. Im Laufe des Tages erhaschte sie ab und zu noch einen Blick auf ihn, und jedes Mal machte ihr Herz diesen verräterischen Hüpfer in ihrer Brust, und sie verfluchte das Ödland, verfluchte die Plünderer und verfluchte am lautesten Wizard.
     
    Die brennenden Wracks der Piraten-Trucks sprenkelten die Eiswüste. Wasserstoff explodierte nicht einfach so, doch er bot genügend Treibstoff für ein Signalfeuer, das mindestens eine Woche lang brennen würde.
    Sauber, aber immer noch zu müde, um behaupten zu können, dass sie erfrischt war, ging Raina zu ihrem Bett. Sie hob die Decke, legte sie sich um die Schultern und versuchte, eine Kälte abzuwehren, die sie langsam von innen heraus auffraß. Vorsichtig legte sie die Hand auf ihre Wunde, die inzwischen mit einer Biotech-Versiegelung, einer Art Wundverband, der auf der Wunde verblieb, versorgt worden war. Es war nicht so schlimm, wie sie zuerst befürchtet hatte. Doch es tat noch immer verflixt weh.
    Bei dem Gedanken musste sie lächeln. Das war Bens Ausdruck, »verflixt«, und er hatte ihn heute so oft benutzt, dass er sich ihr ins Gedächtnis eingebrannt hatte.
    Sie hatten den Sieg davongetragen, diese kleine Gruppe von Rebellen. Freunde. Kameraden.
    Ihr Lächeln erstarb. Sie hatte ihr Leben für sie riskiert. Für Ben, für Yuriko. Für die Kinder der Rebellen, deren Namen sie im Laufe der vergangenen Wochen gelernt hatte und deren Gesichter sie in ihren Gedanken verfolgt hatten, als sie losgefahren war, um sich ihrem Schicksal zu stellen. Für Sawyer und Juan und Trey und jeden anderen Rebellen, der mehr als nur ein namenloses Gesicht für sie geworden war, das sie ohne weiter darüber nachzudenken hätte zurücklassen können.
    Sie hatte ihr Leben für Wizard riskiert.
    Verfluchte Scheiße.
    Sie wollte nicht, dass diese Menschen ihr etwas bedeuteten – und am allerwenigsten er. Sie kam sehr gut allein zurecht. Das Letzte, was sie brauchte, war, ihr halb erfrorenes Herz an einen Mann zu verschenken, der selbst keines hatte.
    Ein Schauer durchzuckte sie. Heute hatte sie gesehen, was Wizard war: schonungslos, zielstrebig, mutig. Und was er nicht war: emotional. Sie glaubte nicht, dass in dem Computerchip von einem Gehirn auch nur ein Fünkchen Gefühl steckte.
    Aber was zum Teufel hatte sie erwartet?
    Sie atmete tief ein und schob sich verärgert eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hatte kein Recht dazu, so zu empfinden. Es war dumm. Es war gefährlich. Sie wollte genauso kalt und genauso unbewegt sein wie er. Das war sicherer. Kühl, emotionslos, beherrscht – sie hatte den Großteil ihres Lebens versucht, so zu sein. So hatten andere Menschen sie gesehen … so hatte sie sich selbst gesehen.
    Doch es war eine Lüge, denn tief in ihr schlummerten noch diese gefährlichen Gefühle, die ihre Entscheidungen beeinflussen und sie das Leben kosten konnten. Meistens gelang es ihr, sie tiefer zu vergraben als die Alte Führung den Müll in den unterirdischen Schachtanlagen, aber

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