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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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entschieden.
    »Beschützt? Seid ihr verrückt? Glaubt ihr, ihr könnt irgendjemanden vor Bane beschützen?« Langsam legte sie die flachen Hände auf den Tisch, konzentrierte sich auf diese einfache Handlung, um die Beherrschung nicht zu verlieren. Gott, sie konnte nicht atmen, konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Sie sah sich im Raum um, betrachtete die Gesichter der Menschen, die sie letzte Nacht noch für Freunde gehalten hatte, und versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Freunde! Was zur Hölle hatte sie sich nur gedacht? Der Verrat dieser Menschen schlug seine scharfen Krallen in ihr Herz.
    Von allen Idioten im eisigen Norden musste sie der größte sein. Sie hatte ihnen vertraut. Allen. Sie, die in ihrem Leben schon so oft hintergangen worden war und es eigentlich hätte besser wissen müssen.
    Ach verflucht.
Der Schmerz war fürchterlich. Wizard. Verraten. Er hatte sie verraten.
    Die Qualen raubten ihr den Atem, und ihr war kalt und übel. Jeder, dem sie in ihrem Leben vertraut hatte, hatte sie betrogen. Doch noch nie hatte es so weh getan.
Wizard.
    Sie schluckte und zwang sich dazu, sich nicht zu übergeben.
    Plötzlich bekamen Wizards Worte eine neue und abstoßende Bedeutung. »Alles hängt davon ab, dass du in Sicherheit bist«, hatte er geflüstert. Sie hatte geglaubt, dass er es gesagt hatte, weil sie ihm wichtig war. Idiotin. Natürlich war ihm daran gelegen, dass ihr nichts passierte. Dass sie am Leben blieb. Man musste den Wurm am Leben lassen, bis man ihn am Angelhaken befestigte. Lebendige Köder zuckten und wanden sich und lockten so die dicksten Fische an.
    »Ihr habt mich benutzt.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Raina schloss einen Moment lang die Augen und bemühte sich, die Gedanken zu ordnen, die ihr im Kopf herumwirbelten.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, bemerkte sie, dass Wizard sie noch immer betrachtete. Sein Blick war so unergründlich wie immer. Wenn sie darauf gehofft hatte, etwas Wärme, etwas Zuneigung in seinem Blick aufblitzen zu sehen, wurde sie enttäuscht. In diesen Augen spiegelte sich nichts als kühle Beherrschtheit.
    Sie hatte ihm vertraut, an ihn geglaubt. Verdammt, wieso hatte sie es nicht besser gewusst?
    Das beklemmende Gefühl in ihrer Brust wuchs an und dehnte sich aus, so dass jeder Atemzug mühsam und quälend wurde. Dass Wizard sie verraten hatte, war schlimmer als jeder Vertrauensbruch, den Sam ihr je angetan hatte, schlimmer als jeder andere Betrug, den sie je hatte erfahren müssen. Denn inzwischen war sie älter. Klüger. Denn inzwischen wusste sie, dass im Dunkeln Ungeheuer lauerten.
    Und es war schlimmer, weil es auch ihre Schuld war. Sie hatte es sich erlaubt, zu vertrauen. Sie hatte diesen Verrat erleichtert. Das hieß … Was? Dass sie sich nicht einmal mehr selbst vertrauen konnte?
    Jedes Fünkchen Selbstbeherrschung aufbringend, sammelte sie ihre Gedanken und zog sich in sich zurück. Wenn sie ihre Zurückhaltung auch nur den Bruchteil einer Sekunde aufgab, würde sie Amok laufen und ohne nachzudenken jeden verletzen, den sie erreichen konnte.
    Sie funkelte Wizard an, und plötzlich schoss ihr durch den Kopf, dass sie ihn in diesem Moment umbringen könnte, wenn sie es so weit kommen ließ. Er beobachtete sie mit diesem ungerührten Blick, und auf seinem Gesicht spiegelte sich keine Gefühlsregung. Nur dort, in den Tiefen seiner Augen, glaubte sie, Reue zu sehen … Nein! Sie würde ihm nicht glauben. Sie würde sich nicht wieder zum Narren machen. Loyalität war wie eine Seifenblase, die von der leichtesten Brise davongeweht wurde.
    Verrat war etwas, das sie gut kannte, etwas, das sie verstand.
    Vorsichtig schob sie ihren Stuhl zurück, weg von den anderen. Sie wandten sich ihr zu, und ihre Mienen wirkten wachsam.
Verflucht.
Hatten sie alle Bescheid gewusst?
    »Ihr habt mich benutzt, um an Bane heranzukommen. Und das macht mich zum Lockvogel.« Sie stand auf und wich zurück, während ihr Blick über die Gesichter der Männer und Frauen glitt, für die sie ihr Leben riskiert hatte. »Und es hat funktioniert. Bane ist hier. Im Ödland.«
    Vorsicht huschte über Juans Gesicht.
Gut.
Sollte er ruhig ins Schwitzen geraten. Verdammt, sollten sie alle ins Schwitzen geraten.
    »Wir haben von seiner Ankunft nichts gewusst.« Yuriko. Ihre Stimme war ruhig, wohlklingend. Wieder durchströmte Raina eine Welle von Übelkeit. Sie hatte geglaubt, eine verwandte Seele gefunden zu haben, eine Frau, die eine Freundin sein

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