Dark Future: Herz aus Eis
Erfrierung. »An dem Tag, in meinem Truck, als wir zuhörten, wie Lissy Abbott Bane interviewte, hast du mich nach ihm gefragt, wolltest wissen, in welcher Beziehung wir zueinander stehen.« Zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß sie die Luft hervor. »Aber du wusstest es schon. Verdammt, irgendwie wusstest du es.«
Wizard durchquerte den Raum und blieb direkt vor ihr stehen. Sie konnte die Seife riechen, die er in ihrer Dusche benutzt hatte, und den unterschwelligen, warmen Duft nach Mann.
»Du weißt, dass ich ein Auftragsmörder für das Neue Kommando war. Auch nachdem ich ausgestiegen war, nahm ich ab und zu einen Auftrag an. Solche Aufträge, die einen besonderen Reiz für mich hatten.«
»Zu morden hat einen besonderen Reiz für dich?« Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als ihr auch schon der Grund klarwurde, warum er diesen Auftrag angenommen hatte – verdammt, vielleicht sogar
jeden
Auftrag: Er hatte den Rebellen helfen wollen. Doch sie wollte im Augenblick nicht an seine ehrenhaften Beweggründe glauben. Sie wollte ihn als den Bösen sehen.
Verflucht.
Er hatte einen verdammt guten Job gemacht, sich selbst schlecht darzustellen.
Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu. »Du warst mein nächstes Zielobjekt. Nur sollte ich dich nicht töten. Ich sollte dich lebendig übergeben. Unversehrt. Eine ungewöhnliche Anweisung für Duncan Bane.« Sein Tonfall war ruhig. Er hätte auch über die Funktionsweise einer Wasserstoffpumpe reden können, statt über die Tatsache, dass Bane sie hatte foltern, brechen und schließlich töten wollen.
Sie unterdrückte den Drang, ihm zwischen die Beine zu treten. Vielleicht hätte er dann eine Gefühlsregung gezeigt.
Raina atmete langsam aus. Bane wollte sie unversehrt haben, weil Schmerzen zuzufügen ein Privileg war, das er selbst genießen wollte. Sie spürte, wie Panik ihr einen Stich versetzte, aber sie unterdrückte die Angst, denn sie wollte sich Wizard gegenüber nichts anmerken lassen. Dem Mann, der hinter ihre dicken Schutzmauern geblickt hatte. Dem Mann, der sie verraten hatte.
Was hatte sie sich gedacht? Sie hatte ihn nur wenige Tage gekannt. Sie hatten miteinander geschlafen und ein paar tiefere Gespräche miteinander geführt. Nicht gerade die Basis für eine vertrauensvolle Bindung. Wahrscheinlich sah er es nicht einmal als Verrat an. Er war ihr gegenüber keine Verpflichtungen eingegangen. Selbst wenn es so gewesen wäre, hätte das Leben sie tough genug machen müssen, um ihn mit einer gesunden Dosis Misstrauen zu betrachten. Also, warum war sie nicht vorsichtiger gewesen? Und warum zum Teufel tat es so weh?
»Doch du hast mich nicht übergeben«, stellte sie fest. »Du bist hier, bei deiner Schwester Yuriko und ihren Leuten. Genau wie ich. Und was bedeutet das? Dass du mit dem Neuen Kommando gebrochen hast? Keine beidseitige Loyalität mehr?«
Wizard öffnete den Mund, um zu antworten, aber Raina hielt abwehrend die Hand hoch. Mit einem Mal fühlte sie sich schrecklich müde, und sie wusste, welche Antwort er ihr auch immer gab, es würde nichts ändern. Sie war so allein, wie sie immer gewesen war. Vielleicht sogar noch einsamer, denn ein paar glückliche Stunden lang hatte sie geglaubt … Was? Dass sie bei einer Instantfamilie von Rebellen-Siedlern ihren Platz in der Welt gefunden hatte?
Dass sie sich in einen käuflichen Auftragskiller aus dem Ödland verliebt hatte?
»Vergiss es. Ich will einfach nur hier weg.« Sie wollte aufstehen.
Wizards Arm schoss vor, und er schloss seine Finger um ihr Handgelenk. Der Schrecken über seine Berührung ließ sie zusammenzucken, als wäre sie an eine stromführende Plasmaleitung geraten.
Warum musste es ausgerechnet dieser Mann sein – dieses ehrlose, verlogene, käufliche Schwein –, der ihr Blut zum Kochen brachte und in ihr den Wunsch weckte, dass er etwas anderes wäre?
»Raina, du kannst nicht verschwinden. Er wird dich jagen.« Seine Stimme klang leise und rauh. Es hörte sich beinahe so an, als sei ihm nicht egal, was mit ihr passierte. Doch sie wusste jetzt, dass es nur ein Wunschtraum war. Er hatte sie benutzt, um an Bane zu kommen. Punkt. »Bleib hier, wo ich dich beschützen kann.«
»Ich brauche deinen Schutz nicht«, fauchte sie.
Ich brauche nur deine Liebe. Verfluchte Scheiße. Vergiss diesen Gedanken.
Mit einem Ruck versuchte sie, ihr Handgelenk aus seinem Griff zu befreien.
Er holte tief Luft und hielt sie fest. »Verstanden.«
»Ich kann machen, was immer ich
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