Dark Future: Herz aus Feuer
sie dabei fest an ihren Bauch gedrückt.
Nachdem sie sich beide durch die Luke gehangelt hatten, traten sie auf die breite Galerie, von der aus man die altmodischen Generatoren überblicken konnte. Um eine noch bessere Deckung zu haben, gingen sie um eine weitere Ecke. Statt eines Zünddrahts hatte Tristan einen Zeitzünder eingebaut, und jetzt warteten sie auf die Explosion.
Kurz darauf hallte ein ohrenbetäubendes Dröhnen durch den Schacht und brachte die Wände und den Boden unter ihren Füßen zum Erzittern. Tristan drehte sich, um als Schutzschild zu dienen, und schlang instinktiv die Arme um Ana.
Die Tatsache, dass sie ihn nicht wegschob, beunruhigte ihn. Er nahm an, dass sie in keiner guten Verfassung war, wenn sie zuließ, dass er in die Beschützerrolle schlüpfte.
Als der Lärm und das Beben allmählich erstarben, legte er seine Hand auf ihre Schulter und drehte Ana behutsam um. Ganz vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Das war die längste Stunde meines Lebens«, sagte er. Er konnte sich kaum zurückhalten, sie zu packen, an sich zu ziehen und seine Zunge in ihren Mund zu tauchen. Sie zu küssen, sie zu schmecken. Der primitiven Kreatur in seinem Innern zu beweisen, dass sie hier und in Sicherheit war.
»Eine Stunde? So lange habe ich gebraucht?« Sie wandte den Blick ab, und er hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Ihre Wangen waren weiß, ihre Lippen leicht bläulich, ihre Züge angespannt. Alles an ihrem Verhalten zeigte deutlich, dass sie Schmerzen hatte.
»Zeig mir mal dein Handgelenk«, befahl er.
»Es ist nur eine Verstauchung.« Sie drängte sich an ihm vorbei und ging zu dem Bündel, in dem Wasser, ein paar Essensvorräte und die medizintechnische Ausrüstung waren. »Ich werde es schnell verarzten. Wir müssen weiter. Hast du genug Cytoplast dabei, damit wir den Schacht wieder verschließen können, sobald wir draußen sind?«
»Ja.« Bei dem Gedanken an die zweite Explosion, mit der er seine Freunde unter der Erde einschließen musste, wurde ihm übel.
Was zur Hölle hatte er für eine Wahl? Wenn er einen Ausgang ließ, so dass auch nur ein Infizierter fliehen konnte, würde die ganze Welt dafür bezahlen.
Es war ein verdammt hoher Preis, den die anderen für seine Fehler zahlen mussten. Aber ihm blieb noch immer ein bisschen Zeit, um etwas wiedergutzumachen. Wenn er den Krankheitsverlauf bei den Plünderern betrachtete, vermutete er, dass es noch fünf oder sechs Wochen dauern würde, ehe der Zustand der Forscher sich so verschlechtern würde, dass es keine Chance auf Heilung mehr gab. Wenn er nur an die Virus- und Gewebeproben gelangen konnte, die Yasha und Viktor eigentlich hatten liefern sollen, konnte er damit arbeiten. Dann konnte er – auch wenn er vielleicht kein Heilmittel fand – zumindest einen Aufschub bewirken, der ihm noch etwas Zeit verschaffte.
Zeit, um die Menschen zu retten, die ihm etwas bedeuteten. Die Menschen, die er so gut wie umgebracht hatte.
Als Wut, Hass und Schuldgefühle in ihm hochkochten, schloss er einen Moment lang die Augen. Er suchte einen Platz in seinem Innern, eine meditative Ebene, die zu erreichen er so lange geübt hatte. Er fand diesen Ort, hielt sich fest und klammerte sich daran, als er spürte, dass er von der Ebene zu gleiten drohte.
Er suchte nach Halt, um der Sogwirkung von Selbstvorwürfen und Zorn zu entkommen.
Das waren unnötige Emotionen, die er in seinem Kopf heraufbeschworen hatte.
Dieser Moment war genau so, wie er sein sollte. Alles, was er getan hatte und noch tun würde, war genau so, wie es sein sollte.
Er musste daran glauben, musste sich daran festhalten.
Er schlug die Augen wieder auf und sah Ana an. Stirnrunzelnd beobachtete er, wie sie verzweifelt mit einer Hand versuchte, die medizinische Ausrüstung hervorzuziehen. Sie schien noch ein bisschen blasser geworden zu sein, hatte den rechten Arm schützend in ihren Parka gesteckt, und ihr Gesicht war schmerzverzerrt.
»Bist du dir sicher, dass es dir gutgeht?«, fragte er, hockte sich neben sie, schob sanft ihre Hand beiseite und holte das Set heraus. Nachdem sie so eilig aus dem Explosionsradius hatten verschwinden müssen, hatte es keine Möglichkeit mehr gegeben, ihre Verletzung zu versorgen, als er vorausgeklettert war. Doch er nahm an, dass die Wunde schlimm sein musste, wenn seine toughe Ana ihn überhaupt um Hilfe gebeten hatte.
»Nur eine Verstauchung«, murmelte sie und senkte den Blick.
»Lass mal sehen.«
Sie schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher