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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Mann, wundervoller Mann.
    Egal, wie viel Zeit du brauchst: Ich werde dich immer noch lieben.
    Wie sollte sie darauf reagieren? Was sie über die Liebe wusste, kannte sie aus Gedankenfetzen anderer Menschen. Wie eine Diebin hatte sie ihre Emotionen gestohlen.
    Und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, wenn sie alles über die Liebe gewusst hätte … Alle Menschen, an denen ihr je etwas gelegen hatte, waren tot, und sie war daran beteiligt gewesen. Yuriko, Wizard, Raina Bowen.
    Angesichts ihrer Erfolgsgeschichte war es für Tristan vermutlich sehr viel sicherer, wenn sie ihn nicht liebte.
    Sie betrachtete seine Hände, die das Steuer sicher und fest umklammerten. Tüchtige Hände, die Hände ihres Geliebten.
    Verwirrt wandte sie den Blick ab und sah aus der Frontscheibe. Der Mond war eine riesige gelbe Scheibe, die an einem blauschwarzen Himmel hing. Der untere Rand war gezackt von den dunkelroten Spitzen der Berge, die sich in der Ferne erhoben. Hinter ihnen erstreckte sich eine flache Ebene aus festem Eis, eine dicke Schicht, die auf dem tintenschwarzen Wasser des eisigen Ozeans schwamm. Sie wusste, dass irgendwo weit rechts von ihnen das Treibeis zu Ende war und dass dahinter die dunklen Wellen der See begannen.
    Das Ödland hatte schöne Seiten, selbst hier an diesem Ort gefrorener Gefahr und des Todes. Sie vermutete, dass man überall Schönheit entdecken konnte, wenn man sich entschloss, danach zu suchen.
    Wach aus dem düsteren Traum auf und sieh die Schönheit, die dich umgibt.
    War das passiert? War sie aus ihrem düsteren Traum erwacht?
    Erneut ging ihr Blick zu Tristan und wieder weg. Wagte sie es, ihn zu lieben und sich diese Schönheit zu erlauben? Jetzt, in diesem Moment, hatte sie keine Antwort darauf.
    Mit einem Seufzen sah sie zum Horizont, wo der endlose sternenklare Himmel auf das karge Eis traf. Zu viel Weite. Dabei zog sich ihr Innerstes zusammen.
    Was zur Hölle machte sie hier draußen? Warum jagte sie einer Wunschvorstellung hinterher?
    Sie sollte sie einfach alle umbringen. Jeden zu vernichten, der dem Krankheitserreger ausgesetzt gewesen war, war der wirkungsvollste Weg, um die Seuche einzudämmen. Doch allein die Vorstellung …
    Sie
kannte
sie, hatte mit ihnen zusammen gegessen, sich mit ihnen unterhalten, gelacht. Shayne, Kalen und Gemma, Lamia. Es waren
Menschen.
Sie hatte sich mit ihnen angefreundet, auch wenn es ein seltsamer und schwieriger Gedanke war. Selbst sie mit ihrer beschränkten Erfahrung verstand, dass diese Menschen ihre Freunde geworden waren.
    Also, wie sollte sie ihre Freunde umbringen, dann weggehen und ihr Leben weiterleben?
    Das Wissen, dass der Tod der Forscher und des Teams die Sicherheit der gesamten Welt bedeutete, machte die Aussicht auf diese siebenunddreißig Tode weder für ihren Verstand noch für ihr Herz leichter zu akzeptieren.
    Sie erinnerte sich an den Tag, als Gemma draußen auf dem Eis den Vergewaltiger erstochen hatte. Sie hatte gedacht, dass es sie nichts anging und dass sie sich aus der Angelegenheit raushalten sollte. Aber zugleich war sie überzeugt gewesen, dass es ihr Recht und ihre Pflicht war, das Leben des Mannes auf eine barmherzige Art zu beenden.
    Passte dieselbe Logik nicht auch zu dieser Situation?
    Wenn sie sentimental wurde, bedeutete das den Untergang von Millionen – nein,
Milliarden
 – von Menschen. Sie musste zurückkehren und die siebenunddreißig Wissenschaftler und die Plünderer töten. Sie musste ihre Körper einäschern. Und sie musste das Labor mit einer hübschen Kombination aus Cytoplast und Phosphorminen in die Luft jagen.
    Erst dann wäre dafür gesorgt, dass der Virus sich nicht verbreiten konnte.
    Sie musste ein paar Menschen opfern, um das gesamte verfluchte Ödland, vielleicht sogar die gesamte verfluchte Welt zu retten. Das war der sicherste und der klügste Weg. Sie sollte die Mission erledigen und versuchen, mit ihrem Gewissen zu leben.
    Also, was zur Hölle machte sie hier draußen, und wieso jagte sie durch die Steppe, um eine aussichtslose Aufgabe zu erledigen, deren Ausgang so gut wie vorherbestimmt war? Sie und Tristan jagten einem Traum hinterher, der Hoffnung auf ein Heilmittel.
    Wie, hatte Lamia erzählt, nannte ihr Vater solche Träume? Hirngespinste.
    Sie würden versagen. Wie sollten sie nicht versagen? Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sie das gestohlene Equipment, die fehlenden Virusproben und den verborgenen Nutzen der Dinge fanden, an den Tristan glaubte, war sehr gering. Und die

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