Dark Future: Herz aus Feuer
Kopf, dann stand sie auf und entfernte sich von ihm.
»Das war keine Bitte«, erklärte er, folgte ihr, packte ihren Unterarm und drehte ihn vorsichtig um.
»Hör zu. Ich weiß, dass es furchtbar aussieht«, stieß sie hastig hervor. »Aber es sieht wirklich schlimmer aus, als es ist. Das wird schnell heilen. Mach dir keine …«
»Scheiße.« Entsetzt starrte er auf ihr Handgelenk. In der klaffenden Wunde mit den verätzten Hauträndern konnte er erkennen, dass der Laser bis zum Knochen eingedrungen war. Die oberen und unteren Beugesehnen waren komplett durchtrennt; genau wie der
Nervus medianus,
der Mittelarmnerv. Pures Glück hatte die Ellen- und Speichenarterie vor Schlimmerem bewahrt.
Er spürte unter seiner Hand, dass sie zitterte.
»Ana …« Er blickte ihr in die Augen. Er konnte die Verletzung kurieren. Ja. Wenn er einen Operationssaal und ungefähr zehn Stunden Zeit gehabt hätte, um sie zu behandeln. Doch das hatte er nicht. Alles, was er hatte, war eine tickende Uhr, ein Aufzugschacht, den sie hinaufklettern mussten, und das verfluchte endlose Ödland. Keine Chance, ihr zu helfen. Nichts, das er ihr hätte anbieten können.
Die nächste medizinische Einrichtung, in der man solche Verletzungen behandeln konnte, befand sich in Liskeard.
All seine Bemühungen um Gelassenheit waren mit einem Schlag dahin. Zorn machte sich in ihm breit wie ein Monster mit unzähligen Köpfen und scharfen Zähnen. Das hier war der Grund, warum er eigentlich mit Ward zusammengearbeitet hatte. Er war auf der Suche nach einer Möglichkeit gewesen, ein injizierbares, viral infiziertes Bakterium zu erschaffen, das eine Reihe von vorübergehenden Symptomen auslösen konnte – Aggressivität, Schlaflosigkeit, außergewöhnliche Körperkraft. Diese Symptome hätten es dem Verletzten erlaubt, es bis in die nächste Einrichtung zu schaffen, um dort behandelt werden zu können.
Allerdings war alles falsch gelaufen, so verdammt falsch.
Er schluckte, hob den Blick von der grauenvollen Wunde und musterte Anas Gesicht.
Diese Hand würde nie wieder vollkommen genesen.
Und seine mutige, wunderschöne Ana stand an seiner Seite und war bereit, für das Leben einer Gruppe von Menschen zu kämpfen, die sie gerade erst kennengelernt hatte.
Was zur Hölle sollte er ihr sagen? Wie zur Hölle sollte er es ihr beibringen?
Nein, dachte er. Er musste es ihr nicht sagen. Jeder konnte sehen, wie verheerend die Verletzung war, und sie erfuhr es am eigenen Leib und fühlte es. Sie musste es wissen …
»Wir müssen weiter«, sagte sie. »Verbinde es einfach. Wir müssen weiter.«
Sie hatte recht. Und sie war so auf die Aufgabe konzentriert, so tapfer, dass sie ihn beschämte.
Plötzlich verblassten seine Wut, sein Zorn und seine Selbstvorwürfe – die Empfindungen, die er mit aller Macht in die hinterste Ecke seiner Seele verbannt hatte – im Licht einer klaren, leuchtenden Wahrheit.
»Ich habe mich in dich verliebt.« Seine Stimme klang wie ein rauhes Flüstern, das in die Stille hineinbrach wie ein riesiger Eisbrocken, der sich aus einem Gletscher löste. Er hatte es gesagt. Seine Worte standen nun zwischen ihnen, und er konnte sie nicht mehr zurücknehmen. Und er wollte es auch gar nicht. »Ich habe mich in dich verliebt, Ana.«
Sie starrte ihn an. Ihre hellgrauen Augen hoben sich von den dunklen Wimpern ab. In ihnen stand Schmerz, so viel Schmerz – und dieser Schmerz rührte nicht von ihren Verletzungen her.
Seine Worte waren der Grund dafür. Er spürte es. Der Schmerz stammte von alten, tiefen Narben in ihrer Seele.
Sie befeuchtete die Lippen, ein flüchtiges Streifen mit der Zungenspitze. »Du kennst mich doch erst seit drei Tagen.«
Ihre Bemerkung brachte ihn zum Lächeln. Denn das Fünkchen Hoffnung in ihren Augen, das leichte Öffnen ihrer Lippen, die plötzliche Weichheit ihres Blicks ließen ihn glauben, dass nur ihr Verstand und nicht ihr Herz sie dazu gezwungen hatte, sein Bekenntnis in Frage zu stellen.
Vorsichtig gab er ein Schmerzmittel in ihre offene Wunde, ehe er die Biotech-Versiegelung aufbrachte. Zumindest würde das Antiseptikum in der Wundauflage verhindern, dass es zu einer Infektion kam.
»Drei Tage sind genug. Wir lernen nicht aus der Erfahrung, sondern durch unsere Erlebnisfähigkeit«, sagte er leise.
Ihr Lachen klang rauh und ein bisschen verzweifelt. »Und das heißt was? Dass du mich liebst, weil du die Fähigkeit dazu besitzt?« Sie zog sich von ihm zurück. Enttäuschung und Angst zeigten
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