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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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während sie die Cytoplast-Sprengsätze und den Zünder anbrachte.
    Okay, sie konnte es schaffen. Ein kleiner Schritt nach dem anderen.
    Ihre Armmuskeln schrien vor Schmerz, als sie sich ein bisschen höher zog. Dann beugte sie sich so, dass ihr Oberkörper unterhalb der Hüften hing, das Kabel um beide Füße geschlungen, einen über dem anderen. Sie befreite ihre Hand und zog das Messer aus der Scheide.
    Ausatmend ließ sie sich nach hinten sinken, so dass sie mit dem Kopf nach unten an dem Kabel hing. Sie knickte an der Taille ab und verlagerte ihr Gewicht erst zur einen, dann zur anderen Seite. So schwang sie vor und zurück und bekam immer mehr Schwung, während sie in fünfzig Metern Höhe in dem Aufzugschacht baumelte, dessen Boden weit, weit weg war.
    Das Kabel war nicht sehr elastisch. Sie würde sich also größtenteils auf ihren Körper verlassen müssen, der wie ein Pendel von links nach rechts schwang. Es galt, den perfekten Zeitpunkt abzupassen. Eine falsche Bewegung, und ihr Messer würde in die Tiefe stürzen – und mit ihm die Hoffnung, hier verdammt noch mal rauszukommen.
    Schlimmer noch: Sie würde ebenfalls herunterfallen und durch die Luft und das Lasergitter wirbeln.
    Sie beugte ihren Körper zur Seite und bog sich noch stärker. Vor und zurück, vor und zurück.
    Fast da, fast …
    »Aaarrgh!«
    Sie riss den Arm zurück, legte alle Kraft, die sie hatte, in die Bewegung und rammte das Messer tief in den kleinen Freiraum zwischen einem umgekippten Träger und einem Haufen Stein und verbogenen Metalls, der einmal eine Wand gewesen war.
    Durch die Wucht ihres Stoßes wackelte der Griff.
    Tränen schnürten ihr die Kehle zu. Verfluchte Tränen. Sie war wütend auf sich, weil sie sich so erleichtert fühlte.
    Hier und jetzt gab es keinen Platz für Emotionen, keinen Platz für Aufregung oder Angst. Sie musste einfach nur ihren Auftrag erledigen.
    Die restliche Bewegung nutzend, pendelte sie von Seite zu Seite, um weiter Schwung zu holen.
    Ihre Knöchel schmerzten, als das Kabel tief in sie schnitt. Ein guter Schmerz. Er bedeutete, dass sie noch am Leben war.
    Zurück und vor. Das Kabel knarrte, als sie weiterschaukelte und mit jedem Mal dem Messer näher kam.
    Noch einmal …
    Sie schwang vor, packte den Griff des Messers und prüfte, wie fest es saß. Als sie mit dem Kabel wieder zurückschnellte, ließ sie es los, ehe sie es noch versehentlich herausriss.
    Die Klinge saß fest in der Wand.
    Sie löste einen Fuß und hing wie ein Wassertropfen an einem Wasserhahn. Ihr gesamtes Gewicht lastete an ihrem Knöchel.
    Mit der nächsten Pendelbewegung ergriff sie das Messer und befreite ihren Fuß. Ihre Beine fielen nach unten. Ihr Arm wurde hochgerissen, und mit schwindelerregender Schnelligkeit hing sie plötzlich wieder senkrecht im Schacht. Die Finger ihrer gesunden Hand umklammerten verzweifelt den Messergriff, und ihre Beine baumelten im Nichts.
    Ihr Herz zog sich zusammen, und sie spürte kalte Angst, als das Messer mit dem misstönenden Kratzen von Metall auf Metall in dem Ritz, in dem es steckte, verrutschte. Aus einer horizontalen Position geriet es in eine fürchterliche Schräglage. Ihre Finger rutschten ein Stückchen ab.
    Keuchend umschloss sie den Griff noch fester, baumelte in der Luft und dachte über ihre Möglichkeiten nach – die so dürftig waren, dass sie gegen null tendierten.
    Sie dachte an Tristan, an die Art, wie er sie verabschiedet hatte. Sein Kuss war hart und fordernd gewesen. Sie dachte an die Worte, die er beinahe ausgesprochen hätte, ehe er sich unterbrochen hatte. Liebevolle Worte, da war sie sich sicher. Sie hätte ihm sagen können, was sie empfand, hätte die Kraft finden können, ihm ihre Gefühle anzuvertrauen.
    So wie er die Kraft gefunden hatte, sie tun zu lassen, was sie tun musste.
    Hätte. Sollte.
    Sie konnte hier nicht ewig hängen. Doch sie wusste auch nicht genau, wie sie sich in eine andere Position bringen sollte.
    Sie blickte nach unten. Der Schacht fiel als rechteckige Quelle endloser Dunkelheit ab, die nur von den Strahlen tödlichen roten Lichts durchschnitten wurde.
    Über ihr neigte sich das Messer noch ein paar Grad und hing fast senkrecht in der kleinen Öffnung. Sie atmete tief aus und verstärkte ihren Griff um das Messer. Es half nicht.
    Sie spürte, wie ihre Hand unaufhaltsam weiter an dem mit Blut und Schweiß verklebten Griff herunterrutschte.

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    19. Kapitel
    T atiana hing an einer Hand in dem dunklen Schacht, lauschte ihrem

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