Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
Vom Netzwerk:
eigenen Atmen und konzentrierte sich auf das gleichmäßige Ein und Aus. Das Messer war für den Moment fest eingeklemmt, aber sie wusste, dass es jede Sekunde herausrutschen und sie fünfzig Meter in die Tiefe fallen konnte. Fünfzig verfluchte Meter durch das Lasergitter des Todes.
    Sie bezweifelte, dass ihre verbesserte Fähigkeit, sich von traumatischen Verletzungen zu erholen, bei einem solchen Sturz besonders hilfreich war. Wahrscheinlich würde sie in feine Streifen geschnitten enden – wie Lamias Karotten. Sie war nicht in der Stimmung, diese Theorie zu testen.
    Wie ein hungriger Hai vergrub die Angst Reihen von rasiermesserscharfen Zähnen tief in ihrem Innern und riss die Hoffnung und die Zuversicht heraus. Ihr Atem ging keuchend. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen.
    Die Angst war ihre Gegnerin. Sie musste sie ausschalten, musste ruhig bleiben, musste die Kontrolle behalten.
    Alternativen, Alternativen. Ihr blieben nicht viele.
    Auf der Suche nach Möglichkeiten schaute sie sich um. Dann sah sie ihn, direkt über sich und unbeschädigt in all der Zerstörung, die ihn umgab – den Schaltkasten für das Lasergitter.
    Sie musste sich nur überlegen, wie sie sich hinaufschwingen, den Titandeckel aufmachen und mit ihrer Plasmapistole das System unschädlich machen konnte. Dann konnte Tristan verdammt noch mal selbst hier heraufklettern und die Cytoplast-Ladungen anbringen, um ihnen einen Ausgang aus dem Schacht zu sprengen.
    Sie spürte, wie Hoffnung in ihr aufflackerte. Es war zu schaffen. Die Herausforderung bestand darin, ihren Plan mit nur einer Hand auszuführen – und an einem Messer hängend, das langsam, aber sicher in dem Spalt nach unten rutschte, in den sie es gerammt hatte.
    Keine hektischen Bewegungen, kein überstürztes, ängstliches Handeln. Alles musste perfekt getimt werden.
    Bedächtig ausatmend zog Tatiana die Bauchmuskeln zusammen, rollte sich nach oben ein und benutzte das Messer als Drehpunkt, um sich in eine bessere Position zu bringen. Es war verrückt, es war unmöglich, und es war ihre einzige Chance.
    Mit einem Schrei, der ihr neue Energie geben sollte, schwang sie sich hoch, bis sie kopfüber stand und ihr Gewicht auf einem Arm, auf einer Hand balancierte. Sie hatte Holo-Videos von Turnern in Neo-Tokio gesehen. Sie nahm an, dass sie ähnlich aussah – nur dass die Turner weitaus anmutiger waren. Sie schlang die Beine um einen Stahlträger, der durch Wards Minen verdreht und verbogen war, und drückte so fest, dass die Metallkante sich in ihre Schenkel bohrte.
    Schmerz durchströmte grell und heiß ihr aufgerissenes Handgelenk, ihre Muskeln, sogar ihre Gelenke. Sie hing da wie eine Fledermaus und keuchte, während das Adrenalin durch ihren Körper schoss.
    Bei der Vorstellung wollte sie laut loslachen.
    Nicht gut. Sperre es weg. Sperre die Emotionen weg und konzentriere dich auf deine Aufgabe.
    Sie stemmte den Unterarm der verletzten Seite gegen die Wand, um eine bessere Balance zu haben, biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen und zog an dem Messer. Es saß fest, zu fest. Sie entschloss sich, die Waffe zu opfern. In ihrem Stiefel hatte sie noch ein zweites Messer, und die Zeit lief ihr davon.
    Sie musste den verfluchten Schaltkasten erreichen. Das Problem war, dass ein Schuss aus der Plasmapistole den Deckel entweder öffnen oder aber das Metall versengen und verbiegen konnte, ohne das Bedienfeld für das Lasergitter freizugeben. Schlimmer noch: In diesem engen Raum bestand die Gefahr, dass das Metall des geschlossenen Deckels den Schuss in ihre Richtung umlenkte. Also musste sie ihr Messer benutzen, um das Schloss aufzuhebeln, damit sie dann das Innenleben zerstören konnte.
    Sie benutzte ihre gesunde Hand und ihre Beine und schob sich den Stahlträger entlang. Das Metall ächzte und senkte sich. Sie konzentrierte sich allein auf ihre Aufgabe, denn wenn sie darüber nachdenken würde, wie der Träger aus der Verankerung riss und den Schacht hinunterstürzte – und sie mit ihm –, würde sie vor Angst starr werden wie ein Rentier im Scheinwerferlicht eines Trucks.
    Zentimeter fühlten sich wie Meter an. Als sie ihr Ziel schließlich erreichte, hätte sie vor Erleichterung beinahe geweint. Sie beugte ihren Oberkörper wieder nach unten, hielt sich nur mit den Beinen am Stahlträger fest und zog das Messer aus dem Futteral in ihrem Stiefel. Sie war nur einen Atemzug von einem brutalen Tod entfernt.
    Sieh nicht nach unten. Denk nicht an unten. Tu einfach das, was getan

Weitere Kostenlose Bücher