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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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die Luft, als irgendwo tief in dem unterirdischen Labyrinth ein Generator ansprang.
    »Für die Schule. Ich habe für die Schule gespart. Ich wollte Krankenschwester werden, am Medizinischen Institut in Neo-Tokio studieren.« Sie schüttelte den Kopf. »Ein Hirngespinst, so hat mein Vater es genannt. Er hat mir das Haar zerzaust und gesagt: ›Du sparst für ein Hirngespinst, Mäuschen.‹ Ich wusste nie, was er damit meinte, doch inzwischen denke ich, dass es bedeutet, dass ein Traum manchmal nur ein Traum bleibt.« Sie seufzte bedauernd und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Warum habe ich dir das erzählt?«
    Tatianas Herz zog sich zusammen, und sie war ein bisschen überrascht. Sie fragte sich, warum ihr dieses seltsame, überschwengliche Mädchen, das sie kaum kannte, so am Herzen lag. »Ich habe dich gefragt.« Als sie die Worte ausgesprochen hatte, spürte sie den Widerhall tief in sich. Tristan hatte dasselbe zu ihr gesagt. Bedeutete das, dass ihn die Antwort genauso interessiert hatte, wie Lamias Antwort sie interessierte? Das war fremd und eigenartig.
    »Ja, du hast danach gefragt.« Lamia lächelte. »Danke. Wie auch immer …« Sie machte eine Geste mit den Händen, als wollte sie einen unangenehmen Geruch verscheuchen. »Willst du dir dein Zimmer anschauen und eine Dusche nehmen? Oder willst du erst etwas essen?«
    Ein hoffnungsvoller Unterton schwang in ihrer Stimme mit. Offensichtlich wünschte sie sich, dass Tatiana sich für das Essen und ein bisschen Gesellschaft entschied statt für die einsame Dusche.
    »Zuerst muss ich was essen«, sagte Tatiana, die nicht vorhatte, die Chance verstreichen zu lassen, das Mädchen auszuhorchen. Und um ehrlich zu sein, mochte sie Lamia. Ihr gefielen ihre Jugend, ihre Überschwenglichkeit und ihre lockere, offene Art. Ihr gefiel die Aussicht, mit ihr reden zu können, ihre Stimme zu hören, eine Bindung aufzubauen. Es war komisch … Sie hatte so selten die Gelegenheit gehabt, mit anderen Menschen auf eine positive Art zu interagieren. Weil sie jedoch solche Dinge stellvertretend in den Gedanken und Emotionen anderer gespürt hatte und darüber in Studien gelesen hatte, die in Computern archiviert waren, sehnte sie sich danach, diese Erfahrungen selbst zu machen. »Gib mir nur einen Moment, um meine Ausrüstung abzulegen und einen Zugangscode einzurichten.«
    Lamias Gesicht hellte sich auf wie ein Vollmond in einer klaren Nacht. »Toll. Ich warte solange im Flur.« Sie trat zurück, und die Tür glitt mit einem leisen Zischen ins Schloss.
    Tatiana gab ein Passwort ein. Nicht, dass sie damit rechnete, dass es sicher und nicht zu knacken war, aber sie wollte den Schein wahren. Es war klüger, den Ablauf mitzumachen und die Erwartungen zu erfüllen, auch wenn sie vermutete, dass Lamia ihr Passwort mit verbundenen Augen herausfinden konnte. Das hieß, dass Tatiana alles, was sie behalten wollte, bei sich tragen würde – es sei denn, sie konnte es sich leisten, es zu verlieren oder es zurückzulassen, falls es nötig sein sollte.
    Schnell untersuchte sie den kleinen Raum. Ein Bett, ein Plastitech-Tisch, ein Mikrodisk-Player, ein Holo-Video-Player, ein altmodischer Plasmabildschirm. Das Ding war mindestens acht Zentimeter dick.
    Es gab eine Tür zu einem Badezimmer, das ungefähr so groß war wie der Vorratsbehälter auf ihrem
Morgat,
vielleicht sogar eine Spur kleiner. Sie überprüfte den Raum ebenfalls.
    Die Toilette funktionierte mit einer Vakuum-Spülung –
Spülung!
 –, statt eine chemische Lösung zu verwenden, die den Inhalt auflöste.
Wow.
Einfach …
wow.
Sie hätte nicht gedacht, dass es irgendwo auf dem Planeten noch eine Toilette mit Vakuum-Spülung gab.
    Sie wollte wetten, dass Sammler einige Interdollar dafür auf den Tisch blättern würden. Vielleicht sollte sie sie abmontieren und sie mitnehmen, wenn sie ging, und einen angemessenen Geldbetrag als Entschädigung dalassen.
    Sie verließ das Badezimmer und nahm sich dann kurz Zeit – weniger als drei Minuten reichten –, um in jedem Winkel des Zimmers nach Kameras, Mikrofonen und nach allem zu suchen, das ihre Privatsphäre stören konnte. Sie strich mit den Fingern über und unter den Regalen, der Matratze, dem Bettgestell und sogar dem Türrahmen entlang. Doch sie fand nichts außer einem Wohnbereich, der sauber, aufgeräumt und bis auf den Mikrodisk- und den Holo-Video-Player mindestens dreißig Jahre aus der Mode war. Die beiden Geräte waren das einzig Moderne.
    Das alles

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