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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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Hand ums Leben gekommen war. Wenn das stimmte, dann war ihr Bruder noch am Leben und irgendwo da draußen im weiten Ödland. Ihr war sogar das Gerücht zu Ohren gekommen, dass Wizard nach seiner Schwester suchte. Nach
ihr.
    Aber konnte sie den Gerüchten Glauben schenken?
    Sie hatte niemanden ausfindig machen können, der ihren Bruder tatsächlich gesehen hatte. Niemand hatte direkt mit ihm gesprochen. Die Leute sagten, dass eine blonde Frau nach Tatiana gefragt habe, tough wie die Steppe, bis an die Zähne bewaffnet. Definitiv nicht Wizard.
    Das hieß, dass derjenige, der nach ihr suchte, vielleicht für Ward arbeitete.
    Gavin Ward war klug, unheimlich klug, und er verstand menschliche Hoffnungen und Träume. Er wusste, dass sie sich danach sehnte, ihre Geschwister noch einmal zu sehen. Er würde ihr die Aussicht, dass ihre Hoffnung sich erfüllen könnte, wie einen Köder vor die Nase halten.
    Allein beim Gedanken an ihn zog sich ihr Innerstes zusammen, und Galle kroch ihr die Kehle hinauf. Verflucht, sie hasste es, dass er noch immer eine solche Macht über sie hatte.
    Vermutlich bestand die einzige Möglichkeit, darüber hinwegzukommen, darin, ihn zu töten. Nicht aus Rache, denn sie war sich nicht sicher, ob das die dunklen klaffenden Löcher in ihrer Seele schließen oder nur neue reißen würde. Nein, sie würde ihn töten, weil es der einzige Weg war, um ihn aufzuhalten – sorgfältig und schnell, ein schmutziger Job, der besser direkt erledigt wurde.
    Sie würde Ward und Tolliver und jeden anderen töten, dem es Spaß bereitete, Seuchen zu erschaffen, die die Menschheit ausrotten konnten.
    Sie verzog die Mundwinkel. Ein Mädchen durfte doch noch Träume haben, oder?
    Lamia räusperte sich, und Tatiana wurde klar, dass sie ein ganzes Stück zurückgelegt hatten und dass das Schweigen zu lange gedauert hatte.
    »Einen Bruder«, murmelte sie und rief sich zurück in die Gegenwart. »Ich habe einen Bruder.«
    »Älter? Jünger?«
    »Älter.«
    »Kommandiert er auch gern herum?«, fragte Lamia.
    Tatiana dachte an den kühlen, sachlichen, vernünftigen Wizard. »Du kannst es dir nicht vorstellen.«
    Kurz darauf erreichten sie einen Abschnitt in dem Korridor, in dem ein Dutzend Metallluken auf jeder Seite war. Lamia blieb stehen und wies auf eine der Türen.
    »Hier kannst du duschen, deine Kleidung waschen, dich ausruhen. Es ist ein privater Bereich. Sobald du drin bist, kannst du ein eigenes Passwort eingeben. Nicht, dass dich irgendjemand belästigen würde. Ich meine, Kalen ist nicht gerade begeistert darüber, dass du hier bist, doch er würde nie …« Lamias Stimme erstarb, als sie innehielt und zu Tatiana blickte. »Das ist nicht so schlimm, wie es gerade klingt. Echt. Kalen hat seine Gründe.«
    »Da bin ich mir sicher.« Hatte nicht jeder seine Gründe für die Entscheidungen, die er traf? »Also, wie bist du hierhergekommen? Du wirkst so …«
    »Jung?« Lamia lachte. »Ist schon okay. Sag es ruhig. Ich bin nicht beleidigt. Ich bin jung. Im März werde ich zwanzig. Und wie ich hierhergekommen bin … Ich habe auf eine Holo-Anzeige geantwortet. Es wurde ein Angestellter für Kommunikationstechnik gesucht. Das kam mir damals wie eine tolle Idee vor. Ich bin gut in Kommunikationstechnik. Man kann vermutlich sagen, dass ich ein angeborenes Talent dafür habe. Die Bezahlung war großartig. Es reichte, um meiner Familie etwas zu schicken und sie zu unterstützen, und außerdem noch etwas zu sparen für …« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Ach, ist ja auch egal.«
    Aber das war es nicht. Tatiana musste nicht in Lamias Gedanken und Gefühle eindringen, um das zu wissen. Sie konnte es dem Mädchen anhören. Und sie konnte es daran hören, was Lamia nicht aussprach. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass die junge Frau ihr leidtat und dass sie ihren offensichtlichen Kummer und ihre Traurigkeit nachempfinden konnte.
    Na also. Sie übte normale menschliche Interaktionen und lernte dabei noch etwas Neues.
    Lamia ließ den Griff los und schob die Tür weit auf. Mit einer ausholenden Handbewegung sagte sie: »Bitte sehr.«
    »Danke.« Tatiana betrat den Raum und drehte sich um. Lamia stand als Silhouette gegen das Licht, das die Lumi-Lichter im Flur warfen. Durch ihre dichten Haare lag ihr Gesicht im Schatten. »Wofür hast du gespart, Lamia?«, fragte Tatiana.
    Das Mädchen hob den Kopf, die dunklen Augen schimmerten.
    »Sag es mir, bitte«, beharrte sie.
    Ein schwaches Summen erfüllte

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