Dark Future: Herz aus Feuer
stehen. Ihr Verhalten ließ bei Tatiana sämtliche Alarmglocken schrillen.
»Wir haben um das meiste, was wir brauchten, gehandelt«, antwortete Tristan für sie. »Doch ich hatte das Gefühl, dass es wirtschaftlicher ist, es selbst anzubauen. Wir haben vor sechs Monaten ein Gewächshaus mit Hydrokultur eingerichtet. Es läuft sehr gut.«
Das leichte Zögern in Tristans Stimme blieb nicht unbemerkt. Tatiana vermutete, dass wirtschaftliche Gründe nichts mit der Entscheidung zu tun hatten, das Gemüse selbst anzupflanzen, statt darum zu handeln.
»Also, warum fährst du nicht einfach nach Liskeard, um Neuigkeiten und Klatsch und Tratsch zu hören?« Tatiana wandte sich Lamia zu und verlagerte das Gewicht so, dass sie Tristan mit ihrem Körper die Sicht auf Lamia nahm.
»Oh, Tris lässt uns nicht …«
»Lamia.«
Ein Wort, leise und ruhig ausgesprochen, und es reichte, damit das Mädchen sichtlich bestürzt zurückwich. In dem Moment mochte Tatiana Tristan nicht besonders. Eigentlich überhaupt nicht.
»Ich habe noch einiges zu erledigen«, erklärte er. »Lamia, zeigst du unserem Gast bitte das Zimmer?«
Tatiana blickte auf und sah, dass er sie beobachtete. Seine Miene war undurchdringlich. Er nickte kurz und verabschiedete sich. Und so sehr sie ihn auch ignorieren wollte, es gelang ihr nicht. Sie drehte sich um und sah ihm hinterher, bis er im Korridor verschwunden war.
Sie konnte nicht behaupten, dass sie unglücklich war, ihn los zu sein. Seine Anwesenheit verunsicherte sie, also war sie erleichtert, für den Moment von ihm befreit zu sein. Nichts, was sie gern zugab, nicht einmal vor sich selbst. Aber die Wahrheit war, dass sie ihn faszinierend fand, und das machte sie nervös. Sehr nervös sogar. Außerdem nahm sie an, dass Lamia ohne seine ständige Einmischung leichter auszuhorchen war. Und definitiv leichter loszuwerden als er, damit sie ein bisschen die Gegend auskundschaften und einen Drei-Punkte-Plan aufstellen konnte.
Sie mochte Pläne und Listen. Sauber, kurz, direkt. Alles, was mehr als drei Schritte erforderte, konnte schnell im Chaos enden.
»Ist er immer so gebieterisch?« Sie wandte sich um und bemerkte, dass Lamia beobachtet hatte, wie sie Tristan hinterhergeblickt hatte, und nun von einem Ohr zum anderen grinste.
»Immer.« Lamia lachte. »So schlimm ist er nicht. Er fühlt sich einfach nur verantwortlich.«
»Für was?«
Einen winzigen Moment lang spürte Tatiana den Schauer von Lamias echter Angst, hörte das Echo der Frage, das aus den Gedanken des Mädchens kam und in ihrem eigenen Kopf widerhallte. Zögerlich öffnete Tatiana sich, spürte den Strom, versuchte, den sich windenden Faden der Antwort zu erhaschen und zu entwirren.
Doch da waren nur die verworrenen Gefühle, die sie schon gelesen hatte, als Lamia den Korridor entlanggekommen war. Und überwältigendes Entsetzen und Traurigkeit und große Angst.
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13. Kapitel
H ier entlang«, sagte Lamia.
Sie führte Tatiana durch einen Gang mit Rohren an der Decke. Und ganz entgegen den Schatten ihrer Emotionen und Gedanken, die Tatiana gespürt hatte, lief sie mit federnden Schritten, energiegeladen und mit guter Laune durch die Gänge voran.
Tatiana schüttelte den Kopf und folgte ihr. Irgendetwas an diesem Ort und an diesen Menschen behinderte ihre Fähigkeit, den Nachhall der elektrischen Impulse, die ausgesendet wurden, zu greifen und die Gedanken dieser Leute zu ergründen. Ihre Bemühungen wurden nicht behindert; sie wurden nur durcheinandergebracht. Es war eine ausgesprochen ungewöhnliche Situation, eine, der sie so vorher noch nie ausgesetzt gewesen war.
Der Gang war heller und breiter als die Korridore, durch die sie und Tristan auf ihrem Weg hierher gelaufen waren. Und der Fußboden war anders. Kein Beton, keine Pfützen, kein Gestank nach Schimmel und Fäulnis. Nur saubere weiße Kacheln.
Lamia warf einen Blick über die Schulter und schenkte Tatiana ein strahlendes Lächeln, das ihr Gesicht erhellte. Tatiana konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern.
»Hast du Brüder und Schwestern? Ich habe einen Bruder. Er ist genauso beschützend und fürsorglich wie Tristan – und kommandiert genauso gern herum. Nein«, sie lachte, »Tristan ist noch gebieterischer. Also, was ist mit dir? Hast du Geschwister?«
»Ja.« Nein, keine
Geschwister.
Sie wusste, dass Yuriko tot war. Es war ihre Schuld gewesen. Und Wizard … Tja, sie hatte das Gerücht gehört, dass Duncan Bane vor sechs Monaten durch Wizards
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