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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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und Lust standen. Und liebevolle Fürsorge. Verflucht, in seinen Augen flackerte eine Weichheit auf, die nicht misszuverstehen war.
    Diese unterschwelligen Emotionen verunsicherten sie. Mit Lust konnte sie umgehen, liebevolle Fürsorge war etwas ganz anderes.
    Sie nahm ihm das Handtuch ab und tauchte es ins Wasser, während er sich umdrehte. Dann wrang sie es über seinem Rücken aus und sah zu, wie kleine Rinnsale über seine Haut strömten. Sie hob den Kopf und bemerkte, dass er sie über die Schulter hinweg beobachtete, ganz nahe, die blauen Augen dunkel und unergründlich.
    Sie schluckte, streckte die Hand aus und legte ihre Fingerspitzen auf seine warme Haut. Er hatte sich das Blut aus dem Gesicht gewaschen, und sie konnte sehen, dass sich über seinem Wangenknochen ein Bluterguss entwickelte. Vorsichtig, um ihm keine Schmerzen zu bereiten, bemühte sie sich, ihn nur leicht zu berühren. Sie verspürte den seltsamen Drang, sich vorzubeugen und ihre Lippen auf seine Verletzungen zu drücken.
    »Du hättest mich zurücklassen können«, sagte er mit rauher Stimme und sah sie mit solch einer Intensität an, dass sie sich fühlte, als wäre die Welt dahingeschmolzen und nur sie beide noch übrig.
    »Ich habe dich aufgefordert, verdammt noch mal zu verschwinden, aber du bist geblieben.« Fragend hob er eine seiner dunklen Augenbrauen. »Warum?«
    Warum? Wenn sie die Antwort auf diese Frage doch nur selbst kennen würde. »Zum einen, weil ich keine Befehle entgegennehme. Nicht von dir, nicht von sonst wem.« Er stieß ein gedämpftes Lachen aus, das sie zugleich rührte und verärgerte. »Aber zum anderen, weil ich dich, wie ich schon sagte, höchstpersönlich umbringen wollte«, schloss sie leise.
    »Du bist blutrünstig, oder?« Mit einem leisen Lachen langte er blitzschnell um sie herum und zog ihr Messer aus der Scheide. Mit dem Griff nach vorn reichte er es ihr. Er blickte ihr in die Augen. Seine Miene war zugleich verschmitzt und ernst, als wüsste er zwar, dass sie ihm nicht weh tun würde, doch als würde er den schwachen Schatten eines Zweifels einräumen.
    Denn sie konnte ihn umbringen, wenn sie sich dazu entschloss.
    Sie starrte auf das Messer und hasste den Anblick der noch immer blutverschmierten Klinge.
    Seufzend schlug sie ihm das Messer aus der Hand. Es klapperte, als das Metall auf den Steinboden fiel. Das Messer drehte und drehte sich, glitt weg von ihnen und blieb am Rand des Wasserbeckens liegen.
    »Ana …«
    »Nein.« Sie unterbrach ihn und sah ihn nicht an. »Ich will nicht reden.« Wegen seiner unglaublichen Dummheit, mit Ward zusammenzuarbeiten. Wegen alldem, was geschehen war, und alldem, was er über die Plünderer und die Forscher gesagt hatte, die infiziert worden waren.
    Alle.
Das schloss auch ihn mit ein.
Er
war infiziert. Bei dem Gedanken wurde ihr übel.
    Sie war an die Gefühle anderer gewöhnt, die wie Wellen kamen und gingen. Sie hatte keine persönliche Bindung, keine persönliche Wahrnehmung, wenn es um Verlust ging, seit Yuriko gestorben und Wizard verschwunden war. In ihrem Leben hatte es seitdem niemanden gegeben, der ihr etwas bedeutete. Aber jetzt spürte sie das Entsetzen, Menschen zu verlieren, die sie erst gerade kennengelernt hatte … Kalen, Lamia. Tristan. O Gott, Tristan.
    Er war infiziert, und er würde sterben.
    Sie war überwältigt von Gefühlen, die sie nicht verstand und mit denen sie nichts anzufangen wusste. Also starrte sie auf den Boden und schüttelte den Kopf. Erleichtert bemerkte sie, dass seine Stiefelspitzen sich bewegten und er zum Rand des Wasserbeckens ging. Als sie aufsah, erblickte sie seinen breiten Rücken vor sich.
    Vorsichtig verschloss sie die Wunden mit Biotech-Versiegelung, drehte sich dann um und ließ ihn dasselbe mit ihren Verletzungen machen. Die Verwundung am Übergang vom Hals zur Schulter war mit Abstand die schlimmste, und sie zuckte zusammen, als er sie berührte.
    »Es bildet sich bereits Schorf über der Wunde«, stellte er verwundert fest.
    Sie hielt still, als seine Finger ihre Haut berührten, und war selbst durch diese unpersönliche Geste wie elektrisiert.
    »Ich erhole mich schnell.« Zu schnell. Sie musste darauf achten, dass er nicht mitbekam, in welch kurzer Zeit ihre Wunden verheilten. Morgen würde nur noch eine helle Stelle zu erkennen sein, wo heute noch die Verletzungen waren. Und am Tag darauf würde überhaupt nichts mehr zu sehen sein. Kein Mal, keine Narbe.
    Es waren die Wunden im Innern, die viel länger

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