Dark Future: Herz aus Feuer
brauchten, um zu heilen. So wie der Schmerz, den sie empfand, weil sie wusste, was diesen Menschen zustoßen würde, denen sie begegnet war und die sie in ihr Herz geschlossen hatte. Und so wie die Verwirrung und die Verletzung, die sie durch den Verrat erlitten hatte.
Diese Wunden würden irgendwann vernarben.
Doch empfand sie so? Fühlte sie sich verraten, weil er ihr nicht gesagt hatte, dass er Tolliver war?
Die Wahrheit war, dass sie ihn nicht danach gefragt hatte. Nicht direkt. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, ihn zu fragen.
Und die Wahrheit war auch, dass die Vorstellung, dass er sterben könnte, der größte Verrat war. Dass er sie verlassen würde, dass er werden würde, was die Plünderer geworden waren – gequält und verrückt, ein gefräßiges Monster, dem Körperteile abfielen …
Verflucht, was kümmerte es sie, wenn er sie verließ? Wenn er starb?
Sie verstand sich selbst im Augenblick nicht. Ihre Gedanken, die abrupten Umschwünge ihrer Gefühle. Sie starrte aufs Wasser, das sich kräuselte und heiß blubbernd aus der Erde kam. Hatte sie denn nichts aus den Schrecken ihrer Gefangenschaft gelernt? In diesem Moment war sie am Leben, und Tristan war am Leben. Und sie verdiente das hier, verdiente diesen Augenblick, auch wenn er einzigartig bleiben sollte.
Hatte sie aus alldem nicht gelernt, jede Gelegenheit, glücklich zu sein, beim Schopf zu packen?
Sie schlüpfte aus ihren Stiefeln und sah zu, wie Tristan sich hinhockte, um ihre Sachen vom Boden aufzuheben. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. Unter dem enganliegenden Material seiner Hose spannten sich seine Muskeln an, als er mit den Handtüchern und dem Verbandsmaterial in der Hand wieder aufstand. Er bückte sich und legte die Sachen zurück in den Behälter mit der medizinischen Ausrüstung auf dem Felsen.
Sie schob sich die Hose die Beine hinab und zog sie aus.
»Tristan«, sagte sie klar und schnell, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Dann tauchte sie mit nichts als ihrer Unterwäsche bekleidet in das Becken. Das Wasser verschluckte sie und hielt sie in seiner warmen Umarmung. Es brannte in den Schnitten und Wunden, aber es beruhigte auch ihre angeschlagenen Muskeln und die Prellungen. Ein Kompromiss. War nicht alles immer ein Kompromiss?
Sie tauchte unter die Wasseroberfläche und bis hinunter zum Boden, die Augen gegen das Brennen des Schwefels geschlossen, die Arme und Hände vor sich ausgestreckt. Ihre Brust schmerzte, als sie in dieser Höhle unter der Erde und begraben unter vielen Metern von Fels und dem Gewicht des Wassers abtauchte.
Zugleich fühlte sie sich jedoch auch frei. Denn sie
konnte
es tun. Sie konnte sich dem hier stellen – ihrer verborgenen Angst, unter der Erde eingeschlossen zu sein, eine Gefangene zu sein. Aber sie war gar nicht gefangen. Sie war frei. Frei zu wählen.
Kurz darauf tauchte sie wieder auf, holte tief Luft und beschloss, dass die Wärme des Wassers auf ihrer Haut ein sündhaftes Vergnügen war. Besser als eine Dusche und der Schnelltrockner.
Sie ließ sich im tiefsten Teil des Wasserbeckens treiben und blickte nach oben. Tristan stand auf den Felsen, der Körper angespannt, bereit zu springen. Nackt, herrlich nackt, die Arme und Beine durchtrainiert und lang und schlank. Sein Bauch war muskulös. Seine Erektion drängte sich nach vorn.
Welches Anstandsgefühl auch immer sie dazu bewogen hatte, ihre Unterwäsche nicht auszuziehen, er hatte offensichtlich keine Bedenken. Sie war froh darüber. Einen Moment lang konnte sie ihn nur anstarren.
Er verzog die Lippen zu einem männlichen Lächeln, das ihr Innerstes zum Tanzen brachte. Unter Wasser schlüpfte sie aus ihrer Unterwäsche und warf sie auf die Felsen am Rand.
Mit einem Grinsen sprang Tristan kopfüber ins Becken, den Körper perfekt gebogen, als er ins Wasser eintauchte. Unter der Oberfläche schwamm er auf sie zu; sie konnte seinen dunklen Schatten sehen, die kraftvollen Schwimmzüge. Näher, näher. Sie zitterte fast vor freudiger Erwartung.
Er tauchte vor ihr auf, packte ihren Arm und zog sie an sich. Einen Augenblick lang hatte sie Angst und erstarrte. Denn wenn sie sich diesem Mann hingab, würde sie nie mehr dieselbe sein. Dessen war sie sich absolut sicher.
»Willst du das hier?«, fragte er, als er an ihre Seite schwamm. Ihre Schulter berührte seine Brust, seine Lippen waren an ihrem Ohr.
Der Moment dauerte an. Dann fuhr er mit seinen schlanken Fingern ihren Bauch hinab, tiefer und tiefer, so bedächtig und
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