Dark Future: Herz aus Feuer
dass du so vertrauensvoll und blind warst.« Ihre Worte klangen bestimmt und hart. Es war ihr egal. In seiner Erklärung mochte ein Fünkchen Wahrheit stecken, aber sie war nicht so naiv zu glauben, dass er die möglichen Auswirkungen seiner abscheulichen Schöpfung nicht hatte absehen können.
»Ich wusste natürlich, dass meine Arbeit möglicherweise militärische Verwendung finden könnte«, sagte er. »Doch Ward versicherte mir, dass es verwundeten Soldaten helfen würde, nach Hause zu kommen. Oder dass es Siedlern des Ödlands helfen würde, die sich im Sturm verlaufen hätten oder in einer entlegenen Gegend ohne Zugang zu medizinischer Versorgung wären. Es hatte ein Weg sein sollen, um Menschen am Leben zu erhalten, bis die Hilfe eintraf. Nicht, dass ich mich von meiner Schuld lossagen möchte.« Er lachte rauh. »Ich halte mich für allein verantwortlich für all das, was hier passiert ist.«
Er schwieg einen Moment lang. Das Einzige, was zu hören war, war das scharrende Geräusch ihrer Stiefel auf dem Steinfußboden. Dann sprach er weiter, und es war nicht mehr als ein Flüstern. »Gavin Ward schafft es, dass man ihm fast alles glaubt. Ich vermute, dass er sogar Eis an die Rebellen verkaufen könnte, wenn er es sich in den Kopf setzen würde.«
Sie wusste, dass es stimmte. Sie erschauderte, als sich die Erinnerungen an Ward wie ein schlechter Geruch durch sie schlängelten.
Ich nehme dich mit ans Tageslicht, Tatiana. Würde dir das gefallen? Ein Spaziergang im Tageslicht? Nein, ich erwarte keine Gegenleistung. Überhaupt nicht.
Tristan sagte nur die Wahrheit. Gavin Ward war ein Meister darin, menschliche Schwächen und Träume für sich auszunutzen. Sie wusste das besser als jeder andere.
»Also, was hat Ward dir eingeredet?«
»Dass wir ein gemeinsames Ziel verfolgen würden. Ich fing mit dem Tollwutvirus an. Es gab Symptome, die für den Einsatz, der mir vorschwebte, kurzfristig dienlich hätten sein können – Erregung, Unruhe, Schlaflosigkeit. Alles gute Dinge für einen Siedler des Ödlands, der einige Tage von der nächsten medizinischen Einrichtung entfernt lebt. Diese Symptome hätten ihn lange genug am Leben halten können, um ein Krankenhaus zu erreichen.«
Der Tunnel war inzwischen ein gutes Stück breiter geworden, und ihr Gefühl, begraben zu sein, legte sich etwas. Sie senkte den Blick und war mit einem Mal verunsichert, als sie ihre Finger sah, die mit seinen verschlungen waren. Es kam ihr vor, als würde er sie durch den Steintunnel führen wie ein kleines Kind.
Sie zog ihre Hand zurück, blieb stehen und wartete darauf, dass er sich umdrehte und sie ansah. Er tat es. Das Phosphorpäckchen an seinem Werkzeuggürtel neigte sich etwas, so dass das grünliche Licht seine Züge unheimlich beleuchtete.
»Halte den wissenschaftlichen Teil möglichst knapp und erkläre mir in drei oder weniger Sätzen, was du getan hast.«
»Ich habe den Tollwutvirus verändert, ihn mit einem Genom gekreuzt, das Ward mir zur Verfügung gestellt hat. Es war ein Genom, das ein gewisses Level an …« Er zuckte mit den Schultern, hob die Hände und suchte nach den richtigen Worten. »… verbesserten Fähigkeiten hinzugefügt hat. Die ersten Tests waren vielversprechend. Ich brauchte nur noch menschliche Versuchspersonen. Ward brachte die Plünderer her und bezahlte sie für ihre Teilnahme. Und dann nahm er mir die Tests aus der Hand. Er war verantwortlich für die Versuche an den Menschen.«
Ein Genom, das Ward mir zur Verfügung gestellt hat …
Ihr Genom. Die Proben mit dem Gewebe, das Ward ihr immer entnommen hatte, wenn er mehr brauchte. Nur wusste Tristan das nicht. Er hatte keine Ahnung, wer oder was sie war.
Sie starrte ihn an. Ihr Magen zog sich zusammen, denn sie wusste, dass die Geschichte nur noch schlimmer werden konnte. »Das waren mehr als drei Sätze.«
»Das stimmt.« Sein Lächeln wirkte düster. »Ward kreuzte meine Arbeit mit dem
Mycobacterium leprae,
dem Organismus, der die Lepra hervorruft. Als ich verstand, was er getan hatte, und als ich seinen Plan verstanden hatte, das Ödland zu ›säubern‹ und etwas Neues zu erschaffen, das seiner Vision einer besseren Welt entsprach, war es zu spät. Die Plünderer hatten sich in das verwandelt, was sie jetzt sind. Und jeder, der sich hier unten aufgehalten hat, war dem Virus ebenfalls ausgesetzt.«
Plötzlich ergab alles einen Sinn. Die Vermutung, dass Tristan sie nicht nur wegen der Tankfüllung mit Wasserstoff und der warmen
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