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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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Kardiologie. Grandma fiel mir in Tränen aufgelöst in die Arme und drückte mich, so fest sie konnte.
    »Wo ist er?«, fragte ich.
    »Auf der Intensivstation«, sagte sie und deutete auf eine große Tür aus Milchglas. »Deine Mutter ist bei ihm.«
    Grüne Schemen huschten hinter der Scheibe geschäftig hin und her. Grandma brachte mich zu der Tür, die sich mit einem elektrischen Summen für mich öffnete. Mir war, als beträte ich die Hölle. Vor mir stand eine erschöpfte Frau, die ein Stethoskop umgehängt hatte. Das Namensschild auf ihrem Kittel wies sie als Dr. Monroe aus.
    »Mein Name ist Lydia Garner. Ich möchte bitte meinen Vater sehen.«
    Dr. Monroe musterte mich, als würde sie das Für und Wider abwägen. Schließlich sagte sie: »Kommen Sie mit«, und führte mich in einen kleinen Raum, wo sich in einem Regal Dutzende Überwürfe aus grünem Stoff stapelten, von denen auch sie einen trug.
    »Wie geht es meinem Vater?«, fragte ich, während sie meinen Kittel hinten zuknotete.
    »Es war ein schwerer Infarkt.« Die Frau reichte mir einen Mundschutz. »Sehr schwer.«
    »Er wird sterben, nicht wahr?« Ich wunderte mich, wie ruhig ich diese Worte aussprach.
    Die Ärztin, die sich nun ebenfalls einen Mundschutz umband, nickte nach einem kurzen Zögern. Ich brauchte alle Kraft, um mich zusammenzunehmen. »Und wenn er ein neues Herz bekäme?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Selbst wenn Ihr Vater eine Operation überstehen würde: Wir haben kein passendes Spenderorgan.«
    Die Hilflosigkeit überrollte mich plötzlich wie eine Welle. Sie machte mich so wütend, dass ich am liebsten um mich geschlagen hätte. »Mein Vater wird nicht sterben. Niemals!«, flüsterte ich heiser.
    Die Ärztin reagierte nicht einmal, sondern brachte mich in einen hell erleuchteten Raum, in dem vier Betten beinahe unter Apparaten, Schläuchen, Kabeln und Monitoren verschwanden. Um für ein wenig Privatsphäre zu sorgen, hatte man die Zwischenräume mit hellblauen Vorhängen abgetrennt. Dads Bett stand auf der linken Seite neben dem Fenster. Meine Mutter saß daneben auf einem Hocker und hielt seine Hand. Als ich näher trat, sahen mich beide still an.
    Bei Dads Anblick erschrak ich: Er trug eine Sauerstoffmaske, die mit jedem seiner flachen Atemzüge von innen beschlug. Dad blinzelte schwach zum Zeichen, dass er mich erkannt hatte. Kraftlos hob er die Hand, in deren Rücken ein dicker Venenkatheter steckte. Überall piepte und summte und klackte und zischte es. Ich befand mich im Maschinenraum des Todes.
    Mom stand auf und umarmte mich wortlos. Wir waren die einzigen Besucher. So nahm ich mir einen der freien Stühle und setzte mich ihr gegenüber an die andere Seite des Bettes. Vergeblich versuchte ich die Tränen zurückzuhalten.
    Dads Lippen bewegten sich, aber ich konnte ihn nicht verstehen. Ich beugte mich zu ihm hinab und brachte mein Ohr ganz nah an seinen Mund.
    »Ziemliche Scheiße, was?«, wisperte er so leise, dass seine Worte beinahe vom Geräusch der Apparate verschluckt wurden.
    »Ja. Das kann man wohl sagen. Hast du Schmerzen?«
    Er nickte matt. »Als wäre mir ein Lastwagen über die Brust gefahren.«
    »Sie haben ihm ein Schmerzmittel gegeben«, flüsterte Mom.
    »Oh ja. Fantastisches Zeug. Man fühlt sich grandios damit.« Dads Kichern wurde sofort zu einem Husten, der Puls und Blutdruck in die Höhe schnellen ließ. Ein Alarm piepte los und sofort war eine Schwester bei uns, die erst meinen Vater in Augenschein nahm und dann die Geräte kontrollierte. Als sich die Werte wieder normalisiert hatten, ging sie. »Ich bin müde«, wisperte Dad. »So müde wie noch nie.« Seine Augenlider flatterten und sein Kopf sank langsam zur Seite.
    Ich unterdrückte einen Schrei. Mom sprang sofort auf und warf einen Blick auf den Monitor, dessen Anzeigekurven in gleichmäßigem Zickzack über den Bildschirm liefen.
    »Er schläft nur«, sagte sie erleichtert und nahm mich in den Arm.
    »Dad wird nicht sterben«, sagte ich so ruhig wie möglich. Denn ich hatte einen Plan gefasst. Einen Plan, so waghalsig, so irre, dass er jederzeit schiefgehen konnte. »Hank soll mich zu Lilith fahren. Sie und ich, wir beide sind die Einzigen, die ihn noch retten können.«
    Moms Hände begannen zu zittern. »Das ist verrückt!« Sie schien zu ahnen, was ich vorhatte.
    »Vertrau mir!«, sagte ich.
    »Dann müssen wir uns beeilen.«
    »Dad wird die Wahrheit über meine Herkunft erfahren«, sagte ich, als hätte das jetzt noch irgendeine

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