Dark Inside (German Edition)
Arm und stieß sie von den Stühlen weg. Clementine ging langsam auf den Eingang zu, rückwärts, unfähig, den Blick von den beiden Männern loszureißen. Sie kannte Henry und James seit ihrer Kindheit. Die Männer waren bei allen beliebt. Sie saßen oft bei einem Kaffee im Diner und halfen bei den Festen in der Stadt aus. Auf der Weihnachtsfeier der Kirche spielte Henry jedes Jahr den Weihnachtsmann.
Panik lag wie elektrische Spannung in der Luft. Alle saßen wie erstarrt auf ihren Stühlen und warteten darauf, die sprichwörtliche Stecknadel fallen zu hören. Selbst die wenigen Leute in den hinteren Reihen, die Clementine wegschleichen sahen, schienen sie völlig zu ignorieren. Was würde geschehen, wenn Henry und James das andere Ende der Halle erreichten?
Sie wartete nicht, bis es so weit war. Ihre Schultern stießen gegen den Türrahmen, ihre Finger fanden den Knauf. Als sie einen Blick zu ihren Eltern warf, sah sie, dass sich ihr Vater und einige andere Männer von ihren Sitzen erhoben hatten. Ihre Mutter starrte auf ihre Hände. Clementine öffnete die Tür und schob sie einige Zentimeter weit auf. Sie hatte Angst, dass das Geräusch die anderen auf sie aufmerksam machte. Was, wenn ihr der Wind die Tür aus der Hand riss? Noch ein paar Zentimeter und dann hatte sie genug Platz, um sich durchzuquetschen. Ein kurzer Moment der Panik, als sie den Männern den Rücken zudrehte, um zu fliehen.
Als Clementine draußen war, fuhr ihr eine heftige Windböe ins Gesicht. Sie drückte die Tür so leise wie möglich zu. Was, wenn das Geräusch dennoch so laut war, dass sich alle umdrehten und zur Tür blickten? Schlimmer noch, was, wenn die Tür verriegelte und ihre Eltern nicht mehr entkommen konnten? Es fühlte sich wie Verrat an. Sie ließ alle zurück. Ihre Mutter und ihren Vater. Ihre Freunde. Sie wusste nicht, welchem Schicksal sie sie überließ. Bis jetzt war noch nichts passiert. In so einer kleinen Stadt geschah nichts Schlimmes. Ihre Mutter reagierte vermutlich übertrieben, aber irgendetwas in Clementine sagte ihr, dass sie wegrennen sollte.
Doch sie kam sich wie ein Feigling vor, weil sie sich alleine davonstahl.
Clementine beschloss, auf der Treppe zu warten, bis die anderen herauskamen. Auf dem Weg nach Hause würden sie alle darüber lachen. Und morgen würden sie ein paar Sachen zusammenpacken und nach Seattle fahren, um zu sehen, wie es Heath ging. Dann hatten sie wenigstens etwas zu erzählen.
Der Motor eines Autos erwachte dröhnend zum Leben. Scheinwerfer wurden eingeschaltet und tauchten sie in blendend weißes Licht.
»Ja, wen haben wir denn da? Eine kleine Ausreißerin.«
Clementine kannte die Stimme. Sie gehörte ihrem Nachbarn Sam Anselm. Sie ging ein paar Schritte weiter, bis sie durch das grelle Scheinwerferlicht hindurch etwas erkennen konnte.
Die Gemeindehalle war umstellt.
Es waren mindestens zwanzig Männer und Frauen, alle bewaffnet und bereit zum Angriff. Sie hatten ihre Autos um das Gebäude gestellt, damit niemand entkommen konnte. Clementine sah mit Schrecken, dass Sam jede ihrer Bewegungen mit seinem Gewehr verfolgte.
»Sam, was ist denn los?« Ihre Stimme hörte sich nervös und irgendwie fremd an. Sie schluckte, aber es half nicht.
»Junge Dame, ich glaube, du solltest wieder hineingehen«, sagte Sam. »Das heißt, wenn du es wirklich wissen willst.«
»Und wenn ich es nicht wissen will?«
»Dann machen wir hier draußen eine kleine Party. Nur du und ich.«
Sam war bei ihr, bevor sie reagieren konnte. Er packte sie am Arm und zerrte sie von der Gemeindehalle weg in Richtung seines Pick-ups. Sie wollte sich losreißen, doch er war zu stark.
»Sam. Sam, bitte hör auf!«, flehte sie. Die anderen gingen mit erhobenen Waffen auf die Gemeindehalle zu. »Tu das nicht!«
»Aber es gefällt mir«, sagte er.
Clementine stolperte über den Gehweg und wäre um ein Haar hingefallen. Die Muskeln in ihrem Arm protestierten und Tränen stiegen ihr in die Augen, als Sam sie hinter sich herzerrte. Sie hatte Angst, dass die Bänder in ihrem Arm rissen, wenn sie sich weiter wehrte. Daher ließ sie zu, dass er sie noch einige Meter weiterzog, bis er am Rand des Parkplatzes stehen blieb.
Plötzlich ließ er sie los und starrte sie an, als wüsste er nicht, wer sie war. Er riss die Augen auf und sah sie verwirrt an.
»Clem?«
»Sam?«
»Ich hab dir doch nicht wehgetan, oder? Bitte sag, dass ich dir nicht wehgetan hab.« Er streckte die Arme aus und packte sie an den
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