Dark Inside (German Edition)
Geräusch der dumpfen Tritte, die den Helm trafen. Schließlich ging der Fahrer des Sattelschleppers auf den Mann zu, packte ihn von hinten an der Jacke und zerrte ihn weg. Trotz der angespannten Situation redete er beruhigend auf ihn ein, doch es zeigte wenig Wirkung. Der wütende Mann richtete seinen Zorn jetzt gegen den Fahrer des Sattelschleppers und fing an, ihm die Finger ins Gesicht zu stoßen, als wollte er ihm die Augen ausstechen.
Michael hatte genug. Er sah einen der Zuschauer an, der ein paar Meter von ihm entfernt auf der Straße stand. Der ältere Mann, der eine Stirnglatze hatte, nickte ihm zu. Sie gingen auf die beiden Männer zu. Michael stieß den Verrückten nach hinten und sein Helfer packte ihn an den Armen, um der Raserei ein Ende zu machen.
Doch der Verrückte setzte sich heftig zur Wehr. Letztendlich waren sechs Männer notwendig, um ihn niederzuringen und auf die Straße zu werfen. Obwohl sich der Fahrer des Sattelschleppers und ein kräftiger Mann auf ihn setzten, brüllte der Wahnsinnige einfach weiter und beschimpfte jeden, der ihm zu nahe kam, während ihm der Speichel von den Lippen tropfte.
»Bleib hier«, sagte der Mann mit der Stirnglatze. »Ich habe ein Handy in meinem Auto. Ich rufe die Polizei.«
Michael sah zu Joe hinüber, der mit bleichem Gesicht auf einem großen Stein neben seinem Pick-up saß. Einige andere Leute hatten sich zu ihm gesellt, die meisten von ihnen Frauen, aber auch das ältere Ehepaar. Alle bemühten sich sichtlich, nicht in die Nähe des Verrückten zu kommen. Obwohl der Mann im Moment unter Kontrolle war, konnte Michael es ihnen nicht verdenken.
»Das Telefon funktioniert nicht«, sagte der Mann mit der Stirnglatze, als er zurückkam. Er hielt ein iPhone in der Hand. »Ich habe zwar ein Netz, aber ich komme nicht durch. Hat jemand ein Handy, das funktioniert?«
»Das brauchen wir nicht«, sagte der Fahrer des Sattelschleppers. Er wies mit dem Kopf in die Richtung hinter ihnen. »Die Polizei kommt schon. Ich kann das Blaulicht sehen.«
In einiger Entfernung erblickte Michael die roten und blauen Warnlichter eines Streifenwagens, der versuchte, durch die Zuschauer zu kommen. Obwohl der Unfall alle vier Fahrbahnen betraf, standen weniger als ein Dutzend Fahrzeuge am Straßenrand. Sollten es nicht mehr sein? Wo waren die Leute? Hatte die Polizei den Verkehr bereits umgeleitet?
Jemand holte eine Decke aus seinem Auto und legte sie auf den Toten. Allerdings war er zu groß, sodass Unterschenkel und Füße aus der karierten Decke herausragten. Auch das Blut war noch zu sehen.
Die Polizisten hatten sich ihren Weg durch die kleine Menge gebahnt. Michael kannte einen von ihnen, Clive Templeton. Er hatte vor ein paar Jahren an der Highschool, die auch Michael besuchte, seinen Abschluss gemacht. Clive war der Erste, der den Unfallort erreichte. Der andere, Officer Burke, blieb stehen, um mit dem älteren Ehepaar zu sprechen, das sichtlich aufgeregt war.
»Treten Sie bitte zurück!«, forderte Clive. Er redete eine Weile mit dem Fahrer des Sattelschleppers und dem Mann mit der Stirnglatze. Michael ging nicht zu ihnen hinüber, schließlich hatte er dasselbe gesehen wie alle anderen. Nach ein paar Minuten legten Clive und Burke dem Mann, der immer noch Beleidigungen brüllte, Handschellen an, packten ihn an den Armen und stellten ihn auf die Füße.
»Sie können jetzt alle zu Ihren Fahrzeugen gehen«, sagte Burke. »Hier gibt es nichts mehr zu sehen.«
Michael kam das sonderbar vor. Sollten die Polizisten nicht auch die anderen Umstehenden befragen? Er kannte sich mit Strafrecht nicht aus, aber brauchte man nicht so viele Zeugenaussagen wie möglich, wenn die Sache vor Gericht ging? Was, wenn der Verrückte auf nicht schuldig plädierte? Er beschloss, den Polizisten seine Telefonnummer oder seine Personalien zu geben, falls sie ihn doch noch brauchen sollten, und ging auf die beiden zu.
Doch die Polizisten ignorierten ihn und drängten alle Leute vom Unfallort weg. Der Fahrer des Sattelschleppers stieg in sein Fahrzeug und ließ den Motor an. Der Mann mit der Stirnglatze kam zu Michael und stellte sich neben ihn.
»Hier stimmt doch was nicht«, sagte Michael.
»Der Meinung bin ich auch«, erwiderte der Mann.
»Sollten sie nicht mehr tun? Sie haben nicht mal einen Rettungswagen gerufen. Was wollen sie denn mit dem Toten machen? Ihn an den Straßenrand legen und hoffen, dass er nicht von wilden Tieren gefressen wird?«
Der Mann schnaubte empört.
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