Dark Inside (German Edition)
ihnen begannen bereits zu verwesen. Die frische Luft, die sich so wunderbar auf ihrem Gesicht angefühlt hatte, veränderte sich. Der Gestank von faulendem Fleisch erreichte ihre Lungen und wurde von ihrer Kleidung aufgesogen.
Aries fiel das Atmen schwer. Das Treten ging immer mühsamer; nach den drei Wochen, in denen sie sich in der Wohnung versteckt hatte, war sie völlig außer Form. Ihre Waden taten weh und Schweiß lief ihr über die Stirn. Sie fuhr sich immer wieder mit der Hand über das Gesicht und bald waren ihre Hände schweißnass. Die Lenkstange wurde rutschig. Sie warf einen Blick auf Nathan, dessen Atem völlig ruhig ging. Joy dagegen lag etwas zurück und Aries beruhigte es zu wissen, dass sie nicht die Einzige war, die Schwierigkeiten hatte.
Wenn sie das hier überlebten, wollte sie anfangen, jeden Tag Sport zu treiben. Die Treppe hoch- und wieder hinunterrennen oder Liegestütze machen, was auch immer sie tun konnte, um gesund und fit zu bleiben.
Aries hätte fast nicht bemerkt, dass Nathan gebremst hatte. Sie blieb so abrupt stehen, dass sie um ein Haar über den Vorderreifen geflogen wäre.
»Was ist los?«, flüsterte Joy.
»Da drüben«, murmelte Nathan.
Sie sahen alle gleichzeitig hin.
Einen Häuserblock vor ihnen ging eine Gruppe von Leuten die Straße hinunter. In der Dunkelheit konnten sie ihre Gesichter nicht erkennen, doch es waren zu viele, um ein Risiko einzugehen und sich ihnen zu nähern.
»Hier lang«, sagte Nathan. Er richtete sein Rad nach links, fuhr auf den Gehsteig und dann direkt auf einen Hinterhof zu. Aries und Joy folgten ihm.
»Glaubst du, sie haben uns gesehen?«, fragte Joy. Sie fuhren jetzt langsamer. Das Kopfsteinpflaster war glatt und die Reifen wackelten auf der unebenen Fläche hin und her.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Nathan.
Sie durchquerten den Hinterhof und fuhren auf die nächste Straße dahinter. Es ging weiter in Richtung Supermarkt, doch Aries wusste, dass etwas nicht stimmte. Es war viel zu ruhig.
An der nächsten Kreuzung wurden sie erwartet. Etwa zwei Dutzend Leute rannten aus dem Schatten auf sie zu. Sie kamen aus allen Richtungen und näherten sich schnell.
»Auseinander!«, brüllte Nathan.
Aries lenkte ihr Rad nach links, in Richtung der Gruppe, die ihr am nächsten war. Sie entschied sich für einen Frontalangriff und fuhr direkt durch die Menge hindurch. Jemand packte sie an ihrer Bluse und hätte sie fast vom Rad gerissen. Es gelang ihr, auf dem Sattel zu bleiben, indem sie blindlings um sich trat. Sie hörte ein lautes Stöhnen, als ihr Fuß sein Ziel traf, und die Hand an ihrer Bluse ließ los.
Sie hatte keine Zeit, um sich nach den anderen umzusehen. Um einem Angreifer mit fettigen Haaren auszuweichen, bremste sie scharf und wechselte wieder die Richtung, dieses Mal nach rechts, und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht in die Pedale. Sie wurde schneller, fuhr aber in die falsche Richtung.
Die Straße vor ihr war frei. Hinter ihr hallten Schritte auf dem Asphalt und sie hörte Schreie und Flüche, doch die Geräusche ebbten ab, als sie schneller wurde. Sie behielt das Tempo für ein paar Häuserblocks bei und änderte dann wieder die Richtung. Sie kannte einen kleinen Weg, der sie ihrem Ziel wieder näher bringen würde. Hinter ihr war alles ruhig, doch sie war viel zu erschrocken, um sich umzudrehen und nachzusehen. Vor sich konnte sie die Straße sehen, die sie nehmen musste. Sie trat mit aller Kraft in die Pedale und wurde schneller.
Sie bog viel zu schnell um die Ecke und spürte, wie die Reifen unter ihr wegrutschten. Ihre Kiefer pressten sich aufeinander, als sie auf dem Asphalt aufkam, und erstickten den Schrei, der ihr sonst über die Lippen gekommen wäre. Ihre Jeans zerriss, als sie über die Straße schlitterte. Kies und Erde fraßen sich in ihre Haut und ließen einen brennenden Schmerz durch ihr Bein zucken.
Als sie die Augen aufmachte, rechnete sie damit, dass die Bestien sie umringt hatten und auf sie herabstarrten. Doch die Straßen waren leer. Sie lauschte, konnte aber keine Schritte hören. Keine Schreie. Nichts. Alles, was sie sah, war der Nachthimmel über ihr. Als sie sich aufrichtete, weigerte sich ihr Körper und protestierte energisch. Alles tat weh, selbst ihre Augenlider.
Doch sie konnte es sich nicht leisten, darauf zu achten.
Mit zitternden Knien hob sie ihr Fahrrad auf, das neben einem verwaisten Auto auf der Straße lag. Die Gabel war leicht verbogen, die Lenkstange zerkratzt, doch die Kette saß
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