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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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hatten. Genau wie ich es in meiner Vision gesehen hatte. Für sie waren eine Million Menschen verzichtbar, aber sechs Milliarden waren es nicht. Schließlich würden sie ja auch die Seelen der Toten bekommen. Für mich war schon ein verlorener Mensch zu viel.
    Ich wollte mit Bishop reden. Er hätte vielleicht eine Idee, die mir helfen könnte, zu entscheiden, was ich als Nächstes tun sollte. Und ich wollte nicht nur einen Rat. Ich sehnte mich danach, ihn wiederzusehen. Ich brauchte ihn. Ich vermisste ihn. Ohne ihn wusste ich nicht, was ich machen sollte …
    Zack!
    Eine Vision durchfuhr mich und ließ mich nach Luft schnappen und die Kanten meines Tisches fest umklammern. Meine Augen weiteten sich, als die Tafel und das Klassenzimmer vor mir sich in ein völlig anderes Bild verwandelten.
    Es war die verlassene Kirche. Kraven und Zach starrten mich beide an. Roth saß zu meiner Rechten auf einer hölzernen Kirchenbank und inspizierte seine Fingernägel. Connor ging hinter der Kanzel auf und ab. Durch das dreckige Glasfenster hinter ihm strömte Licht herein. Im Tageslicht erkannte ich, dass es Noahs Arche darstellte.
    „Du musst aufhören, dich selbst zu bemitleiden“, fuhr Kraven mich an.
    „Wer, ich?“, fragte ich verwirrt.
    „Ich bemitleide mich nicht selbst“, schnauzte Bishop ihn knurrend an. Es war seine Stimme, aber ich konnte ihn nirgendwo sehen.
    Kraven verdrehte die Augen. „Doch, das tust du. Ganz wie in den alten Zeiten, Brüderchen. Das ist wirklich armselig.“
    „Fahr zur Hölle.“
    „Da war ich schon!“
    Hände fuhren über meine Augen – Bishops Hände –, als wollten sie die Welt ausschließen, und dann – zack! – war ich wieder zurück im Klassenzimmer. Das war Bishop. Ich hatte gerade durch Bishops Augen gesehen. Was zur Hölle …
    Plötzlich fiel mir auf, dass mich alle anstarrten. Einige drehten sich zu mir um, während sie ihre ausgefüllten Quizbögen vorn bei Mr Saunders abgaben. Was hatte ich gerade gesagt oder getan, um so viel Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen? Der Unterricht war fast vorbei, und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass nur noch zehn Minuten übrig waren.
    „Mrs Day“, fragte Mr Saunders stirnrunzelnd. „Geht es Ihnen gut?“
    „Ich … ich denke, schon.“ Ich dachte, er wäre wütend auf mich, weil ich das Ende des Tests störte, aber stattdessen wirkte er besorgt. „Möchten Sie lieber gehen?“
    Ich nickte nur, suchte mein Zeug zusammen und stolperte aus der Klasse, als würde ich gejagt. Irgendwie fühlte es sich so an, als wäre es tatsächlich so.

20. KAPITEL
    A ls ich meinen Schrank erreichte, ließ ich mich auf den Boden gleiten und drückte die Mappe an meine Brust. Ich hatte durch Bishops Augen gesehen, und ich hatte keine Ahnung, ob es eine Vision aus der Zukunft war oder ob es gerade jetzt passierte. Ich konnte die Gedanken der anderen lesen, wenn sie mich nicht blockierten, aber nicht Bishops. Ich hatte es versucht, und es hatte nicht funktioniert. Doch das hier war nicht so, als würde ich in seinen Geist eindringen. Ich hatte all seine Gefühle und Gedanken gespürt und alles genauso wahrgenommen, wie er es tat.
    Und im Austausch dafür litt ich nun unter rasenden Kopfschmerzen. Ich presste meine Augen zu und rieb meine Schläfen, während ich versuchte, zu atmen. Nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte, bemerkte ich, dass Colin neben mir kniete. Ich unterdrückte einen Schrei. So viel zum Thema, ich gehe dem Problem Colin aus dem Weg.
    „Sam, hey“, sagte er vorsichtig. „Bist du okay?“
    „Ich glaube, ich habe minimale Überlebenschancen, allerdings bin ich mir da nicht so sicher.“
    „Du bist lustig.“ Er grinste ein wenig, sah jedoch immer noch besorgt aus. „Was ist los?“
    „Ich habe schlimme Kopfschmerzen.“ „Ich probier, leise zu sein.“
    „Du musst nicht bei mir bleiben.“
    „Das macht mir nichts aus.“ Er setzte sich neben mich und strich die Haare aus meiner Stirn. Nicht gut. Er war viel zu nah, um …
    Zack! Der Gang verschwand, und ich war plötzlich wieder in der Kirche.
    „Ich muss sie finden.“ Bishop klang wütend. „Ihr könntmich nicht für ewig hier festhalten.“
    „Du wirst dich nicht in ihrer Nähe aufhalten“, antwortete Zach ruhig. „Nicht in diesem Zustand.“
    „Mir geht es gut. Ich kann klar denken.“
    „Macht einen anderen Eindruck auf mich. Die Dämonen, die verstehen eben nicht, was für ein großer Verlust es ist, vom Himmel abgeschnitten zu sein – vor allem auf diese

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