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Dark Love

Dark Love

Titel: Dark Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lia Habel
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Forderungen nicht erfüllen würde.
    Wolfe legte seine Zigarre auf der Schreibunterlage ab. »Und es scheint mir, als sollten Sie weniger Zeit damit verbringen, mit Griswold herumzutändeln. Ich glaube nicht, dass Ihr Vater das dulden würde.«
    Mein Kopf schoss hoch. Die Art und Weise, wie Wolfe mich musterte, sagte mir genau, was dieses »herumtändeln« seiner Meinung nach beinhaltete. Eine Welle der Übelkeit überrollte mich.
    Ich stand auf. »Captain, haben Sie eine Tochter?«
    »Allerdings«, antwortete er. »Zwei.«
    »Wunderbar. Dann heben Sie sich Ihre Vorträge doch freundlicherweise für die beiden auf und verschonen Sie mich damit.«
    Er sah mich an, als hätte ich soeben die Ehre seiner Mutter beleidigt. »Passen Sie auf, was Sie sagen, junge Dame.«
    Ich dachte nicht daran. »Captain Griswold hat nie etwas anderes getan, als mich wie eine Lady zu behandeln und obendrein wie eine, die auch ein Gehirn besitzt.«
    Die Brust des Captains hob und senkte sich wie ein Blasebalg. »Miss Dearly, so können Sie vielleicht mit Ihrem Vater sprechen, aber sicher nicht mit mir. Sie mögen vielleicht keine Gefangene sein, aber ich habe die Autorität, Sie in ein finsteres Loch zu stecken, bis Ihr Vater gefunden wurde, und wenn es nötig werden sollte, werde ich das auch tun. Ich verlange eine Entschuldigung, und zwar sofort.«
    Am liebsten wäre ich ohne ein weiteres Wort hinausgestürmt, um ihm zu zeigen, was ich von seiner Behandlung hielt. Und ich hätte es auch getan, wenn ich damit nicht mit Sicherheit auch Bram und die anderen in Schwierigkeiten gebracht hätte. Sosehr ich es auch verabscheute, er hatte hier tatsächlich das Sagen und besaß die nötige Autorität, um uns allen das Leben schwer zu machen.
    Mit einiger Willenskraft richtete ich mich noch weiter auf, damit ich, so gut es eben ging, auf diesen Mann herabschauen konnte. »Entschuldigung, Sir .« Falls der Gott des Sarkasmus jemals einen Avatar auf Erden benötigen sollte: Ich war bereit.
    Wolfe öffnete ein Kästchen neben seinem Ellenbogen und nahm einen Zigarrenschneider aus Messing heraus. »Gut. Und Sie sollten in Ihrem Hirn stets den Gedanken wahren, dass Griswold es fressen würde , wenn er könnte.«
    Meine Augen weiteten sich bei dieser schrecklichen Vorstellung. Als ich es bemerkte, loderte wilder Abscheu in mir auf, weil dieser Tyrann es geschafft hatte, mich aus der Fassung zu bringen, sodass ich vor ihm Schwäche gezeigt hatte.
    »Und jetzt dürfen Sie gehen. Offensichtlich wollen Sie nicht auf mich hören und ich werde meine Worte nicht weiter verschwenden. Lassen Sie uns herausfinden, wie gut Sie alleine zurechtkommen.«
    Ich drehte mich um und stürmte hinaus, solange ich es noch schaffte, den Mund zu halten. Ich stürmte immer zwei Stufen nehmend die Treppen hinunter und stieß wütend die Flügeltüren zum Hof auf. Horatio, der draußen gewartet hatte, beeilte sich, mich einzuholen.
    »Ist alles in Ordnung, Miss Dearly?«
    »Bestens«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Die Gruppe vor der Tür hatte sich zerstreut wie schon im Medizintrakt am Tag zuvor. Es war offensichtlich, dass sie etwas vor mir geheim hielten. Ich ließ meinen Blick über den belebten Hof schweifen und sah, dass die Soldaten noch immer mit ihren Drillübungen beschäftigt waren, doch Bram konnte ich nicht entdecken. Horatio blieb mit mitfühlender Miene neben mir stehen.
    »Ich gehe frühstücken«, sagte ich bedächtig, nachdem ich stumm bis drei gezählt hatte. »Ich sehe Sie dann später, in Ordnung?«
    »In Ordnung, Miss Dearly. Ich arbeite im Medizintrakt. Was immer Sie wünschen.«
    Ich wünschte mir, Bram zu sehen.

Oh, wie sehr ich mich nach dem Gefängnis sehnte.
    Nach meiner Festnahme hatte ich angenommen, dass man mich nach Drike’s Island bringen würde, in das Gefängnis von New London. Ich hatte eine Frau ermordet . Stattdessen sagte man mir, ich würde in der örtlichen Polizeistation festgehalten werden, bis die Strafverfolgungsbehörden »die Dinge geklärt« hätten. Als einer der Polizisten mir das erklärte, hatte ich noch immer unter Schock gestanden und nur ein schwaches Nicken zustande gebracht.
    Sie hatten mich zum Polizeirevier in der West Herbert Avenue gebracht. Es war ein beengendes Backsteingebäude, das im Moment einem panischen Bienenstock ähnelte. Zwischen den umhereilenden Polizisten und all den Menschen, die hereindrängten, um Vermisstenanzeigen für Angehörige aufzugeben oder Auskünfte zu erbitten,

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